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Auf & Davon

Auf & Davon

Titel: Auf & Davon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abigail Madeleine u . Roux Urban
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Sichtfeld des Türspions stand Ty, den Kopf im Nacken. Er hatte die Augen geschlossen und schwankte im Stehen leicht hin und her, während er wartete. Zane zog seinen Kopf wieder zurück, blinzelte, dann nahm er die Kette weg und öffnete die Tür, wobei er sich die Waffe hinten in den Hosenbund schob.
    „Ich bin wach“, murmelte Ty zur Begrüßung.
    Dafür sah er aber ganz schön weggetreten aus. Zane legte belustigt den Kopf schief und hielt ihm die Tür auf. „Bist du dir da ganz sicher?“
    „Nein“, grummelte Ty. „Ich hab‘ kaum geschlafen. Und du?“
    „Auch nicht. Hab‘ vor dem Zubettgehen zu viel gelesen. Mir brummt der Schädel. Kommst du rein? Ich habe Kaffee.“
    „Ich trinke keinen Kaffee“, murmelte Ty und blieb im Flur. „Irgendwelche Erkenntnisse?“
    „Außer dass der Typ hier so eine Art kreatives Gruselkabinett veranstaltet? Nein.“ Zane schüttelte den Kopf. „Gib mir eine Minute, um mich fertig zu machen.“
    Er drehte sich um und ging zurück ins Zimmer, nahm seine Brieftasche von der Kommode und steckte sie in seine hintere Hosentasche. Bei diesem Auftrag hielten sie sich nicht an den offiziellen Dresscode, um ihre angebliche Inkompetenz noch zu unterstreichen. Statt Anzug und Krawatte wie üblich, trug Zane daher heute nur ein dünnes T-Shirt mit Knopfleiste und Jeans. Das erinnerte ihn an seine früheren Einsätze, bevor man ihn zu den Computerfritzen gesteckt hatte. Mit einer gewissen Belustigung registrierte er Tys Aufzug, der aus verblichenen, an den Knien fast schon durchgewetzten Jeans und einem Camouflage-T-Shirt bestand, das vorne die Aufschrift „ Ich stehe vor dir, aber du kannst mich nicht sehen “ in kleinen gelben Buchstaben trug. Darüber trug er die grüne Segeltuchjacke, die er am Vorabend nicht hatte anziehen wollen. Zane fragte sich, ob Ty sich absichtlich so schlampig kleidete oder ob das für ihn normal war.
    „Ich glaube, bis wir herausgefunden haben, wie die Serienmorde zusammenhängen, sollten uns erst mal auf die Agenten konzentrieren“, sagte Ty, während er ins Zimmer trat und die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ. Sein verschlafener Blick fiel auf Zanes Aktenstapel, und er runzelte die Stirn und fuhr sich mit der Hand durch sein kurzgeschnittenes Haar.
    Zane hob sein Schulterhalfter vom Bett und schüttelte es aus. „Zumindest können wir deren Weg zurückverfolgen. Den Notizen zufolge hatte das Team Schwierigkeiten... eine Verbindung herzustellen…“, er geriet ins Stocken und starrte gedankenverloren ins Leere.
    „Hm?“, machte Ty. Er war noch viel zu müde, um sich von Zane verwirren zu lassen.
    Für einen Moment stand Zane einfach nur da, dann hob er die Hand. „Warte, warte, warte…“ Er drehte sich langsam im Kreis, ließ den Blick über seine Papiere schweifen und versuchte dabei, den Gedanken zu fassen zu kriegen, der ihm gerade durch den Kopf geschossen war. Dann fiel ihm die Zeitschiene ins Auge, die er aufgezeichnet und neben die Fotos gehängt hatte.
    „Zurückverfolgung. Das Team hatte Schwierigkeiten herauszufinden, wo sich die Opfer am Abend zuvor aufgehalten hatten. Am Tag zuvor. Sogar am Vortag“, murmelte Zane. Er dreht sich auf dem Absatz um und blickte auf einen bestimmten Papierstapel.
    „Denkst du, er schnappt sie sich und hält sie dann irgendwo fest? Es deutet nichts darauf hin, dass die Opfer gefesselt waren oder sich gewehrt haben“, gab Ty zweifelnd zu bedenken.
    Zane runzelte die Stirn und ließ die Riemen des Schulterhalfters abwesend durch seine Finger gleiten, während er die Berichte überflog. „Nein. Aber ich glaube, er beobachtet sie. Studiert ihren Tagesablauf, und schnappt sie sich dann, wenn grade niemand aufpasst.“
    „Macht Sinn“, nickte Ty. Er schaute Zane an und zog eine Augenbraue hoch. „Du fällst mir doch jetzt nicht in Trance oder so?“, fragte er zweifelnd, als er Zanes entrückten Gesichtsausdruck sah.
    Zane blinzelte. „Arbeite du dich erstmal durch ein paar tausend Seiten Infos, dann wollen wir mal sehen, wie wach du noch bist“, sagte er kurzangebunden.
    Ty schnaubte geringschätzig und schüttelte den Kopf. „Wie du meinst, Mann. Ich bin immer wach“, gähnte er.
    „Aber klar doch“, brummte Zane. Er zog seine Waffe aus dem Hosenbund, überprüfte sie und steckte sie dann in den Holster, wo sie hingehörte. „Heute gehen wir zum Tatort, oder? Und auch nochmal auf die Straße?“
    „Zu welchem Tatort?“, fragte Ty und lehnte sich gegen die Tür.
    „Zum letzten.

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