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Auf & Davon

Auf & Davon

Titel: Auf & Davon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abigail Madeleine u . Roux Urban
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und dazu benutzte, sein T-Shirt vom Kragen bis zur Taille aufzuschlitzen, weil er es sich nicht über den Kopf ziehen wollte. Die Rückseite des blutigen T-Shirts klebte am Rücken. Er schälte sich vorsichtig heraus und zischte vor Schmerz, als weitere Splitter aus seiner Haut gezogen wurden, die im Stoff hängengeblieben waren.
    Er machte seine Jeans auf und streifte sie ab, wobei er einen weiteren Schmerzenslaut nicht unterdrücken konnte; danach waren seine Beine allerdings weitgehend frei von Glas. Schuhe und Socken streifte er ebenfalls ab und ließ sie unter den Jeans. Nur noch in seinen Boxershorts trat er dann zum Fußende des Bettes, krabbelte auf die Matratze und legte sich auf den Bauch, wobei er mehrmals vor Schmerz das Gesicht verzog.
    Ty verfolgte stirnrunzelnd, wie die einzelnen blutigen Kleidungsstücke zu Boden fielen. Sein Gesichtsausdruck war undurchdringlich. Er ließ mit einem unverkennbaren metallischen Klicken sein KA-BAR Armeemesser aufschnappen und trat ans Bett.
    Zane presste die Lippen fest zusammen und schloss die Augen. Flüchtig überlegte er, ob er sich jetzt vielleicht Sorgen machen sollte, zwang sich aber dazu, den Gedanken gleich wieder fallen zu lassen. Zwar war er sich nicht sicher, ob er Ty so ganz trauen konnte, aber immerhin vertraute er darauf, dass dieser ihn nicht bei der erstbesten Gelegenheit verstümmeln oder töten würde. Abgesehen davon, hätte Grady dazu bereits oft genug Gelegenheit gehabt.
    Als Ty sich neben ihn auf das Bett kniete, war er überraschend behutsam dabei, so als versuche er, Zane möglichst wenigen Erschütterungen auszusetzen. Er lehnte sich zur Seite und legte seinen Kopf neben Zanes Ohr, um einen besseren Blick auf die Glasscherben zu haben. „Einige von denen werd’ ich ausgraben müssen“, sagte er mit demselben erwartungsfrohen Unterton wie vorhin.
    „Nur zu“, murmelte Zane knapp, ohne sich zu bewegen. Es würde höllisch wehtun, aber es musste eben alles raus. Wenigstens brauchten seine Verletzungen diesmal nicht chirurgisch versorgt zu werden. Er hätte ja über Tys scheinbare Freude an der ganzen Sache geseufzt, aber dazu hätte er sich bewegen müssen.
    Erst berührte Ty ihn gar nicht; eine Zeitlang saß er nur neben Zane und nahm schweigend die Wunden in Augenschein. Das Rascheln seiner Kleidung und ein leichtes Einsinken des Bettes, als er sich schließlich bewegte, waren die einzigen Hinweise darauf, dass er überhaupt noch da war. Gleich darauf berührte kalter Stahl die Haut in Zanes Nacken. Ein-, zwei-, dreimal schnell hintereinander wischte die Klinge über seine Haut, so als setzte Ty nur versuchsweise das Messer an und nähme es dann gleich wieder weg. Die Bewegung wurde mehrfach wiederholt. Dabei war nur das Rascheln von Baumwolle zu hören und gelegentlich ein Klicken von den Glassplittern, die Ty nach jeweils drei oder vier Wischbewegungen mit dem Messer in seiner Hand sammelte.
    Zane hatte die Augen fest zugekniffen und die Finger in die Tagesdecke gekrallt, aber ansonsten bewegte er sich nicht und gab keinen Laut von sich. Er atmete flach, um seinen Rücken ruhig zu halten, und war dabei in Gedanken schon bei dem Wutanfall, den ihm nach all dem hier keiner würde verwehren können. Manchmal piekte es nur ein wenig, wenn Ty ihm die Glassplitter herauszog. Aber einige Male schnitt das Messer auch tief in seine Haut und Zane hielt den Atem an, während eine weitere Scherbe gelockert und aus dem Einschnitt entfernt wurde.
    „Als ich noch beim Militär war, haben sie uns mal dieses Zeug zu testen gegeben“, sagte Ty im Gesprächston, als er sah, wie sich die Muskeln in Zanes Rücken vor Anspannung verkrampften. „Es nannte sich Drachenhaut-Schutzanzug. Sie wollten wissen wie viel es aushielt, weißt du, bevor es kaputt geht. Wir sollten es durch die Mangel drehen. Und weil wir diese total durchgeknallte Aufklärer-Truppe waren und sowieso bekannt dafür, Regierungseigentum zu zerstören, dachten sie wohl, dass wir perfekt dafür geeignet wären. Jedenfalls haben wir das Zeug überall mit hingenommen. Haben es aus Flugzeugen geschmissen, Landminen daruntergelegt, mit Handgranaten danach geworfen, sind mit dem Panzerwagen drübergefahren. Mein Kumpel und ich haben es sogar mal über einen Pfosten gehängt und mit einer Boden-Luft-Rakete darauf geschossen. Gott, das war verdammt lustig“, sinnierte er in einem Tonfall, in dem offensichtliche Zuneigung mitschwang. „Was wir auch damit angestellt haben, wir haben es höchstens

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