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Auf dem Holzweg durchs Universum: Warum sich die Physik verlaufen hat (German Edition)

Auf dem Holzweg durchs Universum: Warum sich die Physik verlaufen hat (German Edition)

Titel: Auf dem Holzweg durchs Universum: Warum sich die Physik verlaufen hat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Unzicker
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über das ‚dunkle Zeitalter‘ vor der Bildung der ersten Sterne. All dies liegt als Schmutz auf der Brille.
    Pierre-Marie Robitaille, ein Professor der medizinischen Bildverarbeitung aus Ohio, hat noch grundlegendere Zweifel an der Datenanalyse des COBE- und WMAP-Teams. 226 Seine Artikel sind ausgezeichnet recherchiert und wirken in ihrer Detailkenntnis der Messgeräte vollkommen überzeugend. Da er jedoch als Außenseiter angesehen wird, würdigt ihn das offizielle Team keiner Erwähnung – meine Anfragen per E-Mail an die mit den Instrumenten der Planck-Sonde befassten Physiker, ob Robitailles Bedenken denn unbegründet seien, blieben unbeantwortet. Dabei gehörte Dave Wilkinson, nach dem die WMAP-Sonde benannt ist und der 1964 in der erwähnten Arbeitsgruppe von Robert Dicke war, selbst zu den Skeptikern der behaupteten Genauigkeit. 227 Das Wunschdenken, schlecht bekannte Störsignale mit einer beliebigen Genauigkeit aus den Daten herausrechnen zu können, zieht sich wie ein roter Faden durch die moderne Physik.
    Abgesehen von den möglichen Störsignalen sind auch die rein handwerklichen Schwierigkeiten bei der Datenbearbeitung nicht zu unterschätzen. Lange Zeit rätselte die Fachwelt, was von einer Fluktuation zu halten sei, deren Ausdehnung ein Viertel bzw. ein Achtel des ganzen Himmels betrug, genannt Quadrupol- und Oktupol-Anomalie. Schon bald überzeugten sich kreative Theoretiker, das Universum als Ganzes sei wie ein Fahrradschlauch geformt oder noch komplizierter verknotet – jedenfalls wurde die Welt gründlich umgekrempelt. Dass die Anomalie aber ausgerechnet entlang der Ebene des Sonnensystems verlief, legte dann doch den Verdacht nahe, es handle sich eher um irdische Datenbrösel als um eine kosmische Hyperbrezel. Dafür spricht sehr stark, dass chinesische Forscher einen subtilen Auswertungsfehler im Analyseprogramm nachgewiesen haben, 228 nämlich ein Nachgehen von 25,6 Millisekunden der Uhr, die die Rotationen der Sonde dokumentiert. Das WMAP-Team bestreitet zwar den Zusammenhang mit den Anomalien, aber es ist doch etwas arrogant, dass der Fehler weder korrigiert noch in irgendeiner Weise dazu Stellung genommen wurde. In Sachen wissenschaftlicher Methodik ist dieser Vorgang trotz allem ein Lichtblick – denn er macht klar, dass Experimente nur dann glaubwürdig sein können, wenn die Rohdaten öffentlich zugänglich sind und von einer unbeschränkten Zahl von Wissenschaftlern überprüft werden können.
SIR AUF ABWEGEN DURCHS UNIVERSUM
    Mit methodischer Besorgnis muss man aber auf eine theoretische Kosmologie blicken, die sich Auswertungsfehler so bedenkenlos einverleibt – man fragt sich schon, ob manche Modelle sich nicht bereits dem Nirwana beliebiger Interpretierbarkeit genähert haben. Eine theoretische Erweiterung, und sei sie noch so willkürlich, ist eben immer schicker als die Stallarbeit einer Suche nach systematischen Fehlern.
    Ein eher humoriges Beispiel dafür ist Roger Penrose, der jüngst in einem Artikel behauptete, in den Daten des Mikrowellenhintergrundes Anzeichen für ein ‚zyklisches Universum‘ gefunden zu haben, und diese exotische Überlegung sogar in einem Buch breitgetreten hat. Das ist umso enttäuschender, als Penrose andere Absurditäten, die um den Urknall herumschwirren, etwa die Inflationstheorie, [73] in seinen Büchern kompetent zerpflückt. 229 Da andere im Mikrowellenhintergrund die behauptete Anomalie nicht sehen, darf man bei dieser ‚Entdeckung‘ wohl davon ausgehen, dass Sir Roger sich nicht selbst in die Niederungen des Computerprogramms vertieft hat und in aristokratischer Naivität einem kleinen Malheur seines quirligen Koautors aufgesessen ist. Michael Turner, ein Verfechter der Standardkosmologie, spottete in einem Vortrag bei der Siemens-Stiftung in München nicht ganz zu Unrecht, Penrose sei zwar als Mathematiker genial, aber wohl nicht als Datenauswerter – aber immerhin versucht Penrose eine Überprüfung seiner Theorie. Als Turner kurz darauf von Wolfgang Hillebrandt, dem Direktor des Max-Planck-Instituts für Astrophysik, gefragt wurde, durch welche Beobachtung man das Standardmodell der Kosmologie denn noch falsifizieren könnte, blieb Turner aber für einen Moment die Spucke weg. Hillebrandt meinte später in der Pause: „Das muss man die Kerle schon mal fragen!“
ÜBERSPRUNGSHANDLUNGEN VOR DER DATENWAND
    Die Präzision des Mikrowellenhintergrundes mag faszinierend sein, doch manchmal scheint es, als werde er zu einem Zufluchtsort,

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