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Auf dem Holzweg durchs Universum: Warum sich die Physik verlaufen hat (German Edition)

Auf dem Holzweg durchs Universum: Warum sich die Physik verlaufen hat (German Edition)

Titel: Auf dem Holzweg durchs Universum: Warum sich die Physik verlaufen hat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Unzicker
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der Nervenberuhigung – sonst würde man nämlich dauernd hören, wie weit man sich von jeder Vernunft entfernt hat.
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    Teilchenphysik ist, im buchstäblichen Sinne, unverständlich. – David Lindley
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    Ob nun wegen der Vielzahl von Elementarteilchen oder wegen der orchideenhaften Begriffe, die man zur Klassifikation benötigt, die theoretische Beschreibung hat sich hier viel zu weit von Einfachheit und Berechenbarkeit entfernt, als dass sie als über die Zeiten gültige Wissenschaft noch glaubwürdig sein kann. Statt der Beschreibung des Vielen müsste man nach Verständnis des Wenigen suchen. Aber dazu wäre eine ganz andere Art von Wissenschaftlern nötig. Wie sagte Dirac auf einer Konferenz im Jahre 1930, als er über das Proton und das Elektron reflektierte: 174
    „Es ist immer der Traum der Philosophen gewesen, alle Materie aus einem einzigen fundamentalen Teilchen zu konstruieren, also ist es nicht ganz befriedigend, dass wir zwei in unserer Theorie haben   …“
    Ihm waren diese beiden schon zu viel. Was hätte Dirac wohl zum Standardmodell der Teilchenphysik gesagt?

STAATSSTREICH IM NOVEMBER: WIE DER PHYSIK DIE QUARKS VERORDNET WURDEN
    Demokrit könnte heute zufrieden sein. Seine Idee elementarer Bausteine der Natur scheint in Quarks realisiert zu sein, und schon Schulbücher der Mittelstufe ‚erklären‘, wie Proton und Neutron aus je drei Quarks zusammengesetzt sind. Wie kam es dazu? Was genau sollen eigentlich Quarks sein?
    Die losen Regelmäßigkeiten in den Eigenschaften der Elementarteilchen, die von Yuval Ne’eman und Murray Gell-Mann ‚Achtfacher Weg‘ getauft wurden, lassen sich mit dem mathematischen Werkzeug der Gruppentheorie beschreiben, die einer systematischen Klassifikation dienen soll. Diese hier recht eigenartige Symbiose von Mathematik und Physik unterscheidet sich drastisch von der anderswo erfolgreichen Zusammenarbeit, zum Beispiel in der Allgemeinen Relativitätstheorie. Dort kann man theoretische Vorhersagen mit Messungen vergleichen und eine Abweichung in Prozent angeben. Die Gruppentheorie beschreibt dagegen eher spielerisch die Eigenschaften der Teilchen, ein Jonglieren auf einer unverbindlichen Metaebene, der physikalische Mechanismen fremd sind. Kurz: Es ist keine quantitative Wissenschaft, und Wolfgang Pauli bezeichnete den Trend völlig zu Recht als „Gruppenpest“. Die theoretische Teilchenphysik ist seit einem halben Jahrhundert von ihr infiziert.
    Unbestreitbar ließ sich eine gewisse Ordnung in das Schema der Elementarteilchen bringen, indem man hypothetische Bestandteile annahm, denen Murray Gell-Mann den Namen ‚Quarks‘ gab. Diese assoziierte man mit den ‚Streuzentren‘ im Proton, also der Beobachtung, dass dieses sich bei den Experimenten zur inelastischen Streuung als inhomogen erwiesen hatte. Obgleich der Zusammenhang vage ist, diente er als Argument für die Existenz der Quarks.
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    Begriffe, welche sich bei der Ordnung der Dinge als nützlich erwiesen haben, erlangen über uns leicht eine solche Autorität, dass wir ihren irdischen Ursprung vergessen und sie als unabänderliche Gegebenheiten hinnehmen. Der wissenschaftliche Fortschritt ist von solchen Fehlern oft für lange Zeit blockiert. – Albert Einstein
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    Welche erkenntnistheoretische Niederlage darin besteht, die bis dahin kleinsten Bausteine noch einmal zerlegen zu müssen, wurde von den Physikern der Nachkriegszeit nie reflektiert. Einsicht in Zusammenhänge oder gar eine revolutionäre Perspektive fehlt der Idee völlig. Es sind genau diese Scheinerklärungen, die, ohne durch eine echte Vorhersage greifbar oder widerlegbar zu sein, das Weltbild der Physik erodieren, indem sie sich mit dem Argument ausbreiten, man habe nichts Besseres. Leider knickte hier auch der sonst wache Verstand von Richard Feynman ein und fügte sich dem Zeitgeist: „Es gibt eine Menge Belege für und keine Belege gegen die Idee, dass schwere Teilchen aus Quarks bestehen. Lasst uns also annehmen, es stimmt.“
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    Dann hat er die Teile in seiner Hand, fehlt leider! nur das geistige Band. – Johann Wolfgang von Goethe
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    Als ob man die Unsinnigkeit einer Theorie beweisen müsste und nicht deren Sinn! Ein durch rituelle Wiederholung unausrottbar gewordener Selbstbetrug der Teilchenphysik lautet, das Quark-Modell sei eine ‚Vereinfachung‘. Es ist so, als würde man zweihundert Paar Schuhe kaufen, sie nach Farbe, Gewicht und Verarbeitungsmerkmalen ordnen und dann stolz darauf hinweisen, in welch

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