Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Titel: Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen McQuestion
Vom Netzwerk:
Meinung geändert haben. Vorhin auf dem Rastplatz hatte Laverne Marnie das Leben gerettet und jetzt brachte sie sie ganz allein nach Las Vegas. Was für eine wilde Fahrt!
    Als der Wagen die Auffahrt zur Interstate erreichte, beschleunigte Laverne und fädelte sich mühelos in den spärlichen nächtlichen Verkehr ein. Dem Navi zufolge lag Las Vegas nur zwei Stunden und achtundvierzig Minuten entfernt. Sie würden im Handumdrehen dort sein. Auf der Suche nach guter Countrymusic schaltete sie das Radio ein und als sie auf einen Taylor-Swift-Song stieß, nahm sie das als gutes Omen. Was fürein hübsches Mädel, diese Taylor Swift. Und so talentiert, sie schrieb all ihre Songs selbst. Laverne summte mit, blieb auf der rechten Fahrspur und vertraute darauf, dass das Navi sie dort hinbringen würde, wo sie hinwollten.
    Als Carson herüberrutschte und Jazzy in den Arm nahm, war sie froh, dass der Geist ihrer Großmutter sich nicht mehr im Zimmer aufhielt. Er beugte sich zu ihr vor und küsste sie, und sie spürte voll Ehrfurcht, wie natürlich es für sie war, mit diesem Mann zusammen zu sein. Sie empfand eine Verbindung zu ihm wie nie zuvor zu einem anderen Menschen und sie wusste, dass ihr ganzes Leben sie zu diesem Moment geführt hatte. So kitschig das auch klang.
    Als er sich von ihr zurückzog und ihr Gesicht sanft in seine Hände nahm, war sie vom Staunen in seinen Augen angerührt. Er zeigte von ihr auf sich und wieder zurück und fragte: »Ist dir so was schon mal passiert?«
    »Nein, noch nie.«
    Er küsste sie erneut und sie wünschte sich, die Nacht würde niemals enden. Wenn man sie vor die Wahl stellte, würde sie ihr mediales Talent für ein Leben mit diesem Mann hergeben. Zum Teufel, sie würde alles hergeben, was sie besaß, und es wäre jedes bisschen wert.
    Sie rollte flüssig auf der I-15 in Richtung Las Vegas, aber es war dunkel – Junge, war das dunkel. Laverne trank schluckweise aus der Mountain-Dew-Flasche und versuchte, nicht auf die weiße Mittellinie zu schauen, da die eine hypnotische Wirkungauf sie hatte. Stattdessen konzentrierte sie sich auf die vor ihr liegende Straße, soweit sie sie im Licht der Schweinwerfer sehen konnte. Gelegentlich wurde sie von anderen Fahrzeugen überholt, aber während langer Strecken hatte sie das Gefühl, die Straße für sich zu haben. Auf dem Rücksitz gab Marnie gelegentlich ein zufriedenes Geräusch von sich. Sie hatte ihre Jacke zum Kopfkissen zusammengerollt und es sah so aus, als läge sie bequem.
    Nach zwei Stunden Fahrt konnte Laverne Las Vegas in der Ferne erkennen. Von dort strahlte ein so helles Leuchten aus, dass man meinen konnte, über den Bergen ginge die Sonne auf. Es war jedoch nicht die Sonne, wie Laverne begriff, als sie näher kam, sondern die Lichter der Großstadt. Was hätten wohl die Menschen in den alten Zeiten, vor der Erfindung der Elektrizität, über so etwas gedacht? Hätten sie es für Magie gehalten, diese Lichter, die Tag und Nacht leuchteten? Und was war mit den Menschen, die in der Zukunft kommen würden? Diejenigen, die noch gar nicht geboren waren? Sie stellte sich eine Zeit vor, in der all die Annehmlichkeiten, die sie als selbstverständlich hinnahm – fließendes Wasser, Heizung, Klimaanlage und Strom – noch teurer sein würden als heute, eine kostbare Mangelware. Würden zukünftige Generationen sich über die Verschwendung ihrer Vorfahren ärgern? Würden sie ihnen verübeln, dass sie ihren Rasen gewässert und die Restaurants im Sommer heruntergekühlt hatten, bis die Gäste Pullover tragen mussten, um sich wohl zu fühlen? Sie war fast ein bisschen froh, dass sie schon lange nicht mehr da sein würde, wenn man die derzeitige Generation zur Rechenschaft zog. Keiner könnte mit dem Finger auf sie zeigen.
    Sie folgte den Anweisungen des Navis, verließ den Freeway und fuhr in die Großstadt hinein. Nach einem Blick auf die schlafende Marnie hätte sie sie fast geweckt, um ihr Bescheid zu geben, dass sie angekommen waren, entschied sich aber dagegen. Wenigstens einer von ihnen sollte sich ausruhen können. Laverne war ohnehin zu aufgeregt, um zu schlafen, so spannend fand sie die Palmen, die hell erleuchteten Kasinos und Hotels. Alles sah genauso aus, wie sie es in ihrer Lieblingsfernsehserie ›CSI – Las Vegas‹ gesehen hatte. Dies hier musste ›The Strip‹ sein. Unglaublich, dass die ganze Stadt in der Wüste erbaut war. Die Menschen wuselten auf dem Bürgersteig herum, als hätten sie kein bestimmtes

Weitere Kostenlose Bücher