Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde
kam, verbeugte er sich tief in der Tür wie vor einer Majestät. Ich fühlte mich ganz und gar nicht majestätisch.So einen Schwächeanfall hatte ich noch nie auf einer Reise erlebt; später ist mir so etwas auch nie wieder passiert. In Kairo jedoch konnte ich einfach nicht mehr. Aber das ging bald vorüber.
Mit Präsident Sadat haben wir dann die Nilfahrt unternommen. Ich habe mir die vorüberziehende Landschaft angesehen und mich gefreut, dass ich wieder auf den Beinen war. Sadat und mein Mann philosophierten bis tief in die Nacht, vor allem über religiöse Themen: Die drei monotheistischen Religionen, Christentum, Judentum und Islam, haben eine gemeinsame Wurzel. Das Alte Testament, für die Juden die Thora, das Neue Testament und der Koran sprechen alle von dem einen und einzigen Gott. Mein Mann war von dem Gespräch sehr fasziniert und hat diese Reise genossen. Ich fand sie ebenfalls interessant.
Doch zurück zu originellen Unterbringungen, nach denen Sie mich gefragt haben: Als angenehm erinnere ich das Blair House gegenüber dem Weißen Haus in Washington, in dem die Präsidenten ihre offiziellen Gäste unterbringen, oder das sehr schöne Palais Beauharnais in Paris.
Ich stelle jetzt eine Frage, obwohl sie sich wahrscheinlich erübrigt (lacht) : Hatten Sie unterwegs jemanden dabei, der sich um Sie kümmerte – eine Art persönliche Referentin?
Nein. Ich war ja schon groß.
Na ja, gut, aber ich meine … Sie hatten viel zu erledigen und mussten Pflichten wahrnehmen …
Ich weiß allerdings, dass es in Deutschland auch Leute gab, die eine ähnliche Rolle innehatten wie ich und die sich eine Friseurin mitgenommen haben.
Die gibt’s wohl auch heute wieder. Aber Sie hatten keine Friseurin mit?
Nein.
Wie verliefen die Reisen im Kanzlerflugzeug? Sind Sie auch zu den Journalisten im hinteren Teil der Maschine gegangen?
Immer. Bei längeren Reisen bin ich eigentlich immer mal nach hinten gegangen und habe mich mit den Journalisten unterhalten. Aber das kennen Sie ja.
Wie kamen Sie denn zurecht mit den »Wegelagerern«, wie der Bundeskanzler Schmidt die Journalisten gelegentlich zu nennen pflegte?
Ich kann mich nicht erinnern, dass ich mal mit jemandem von der Presse Ärger hatte oder Meinungsverschiedenheiten; ich bin ja nun auch ein freundlicher Mensch.
Das stimmt. Und die haben Sie dann befragt und wollten wissen, was Sie von der Reise erwarten, oder …
Nicht, was ich erwartete; eigentlich wollten sie wissen, was ich schon erlebt hatte bei einer vorhergehenden Etappe der entsprechenden Reise. Auch darüber, was ich mir vorstellte in dem Land, das wir besuchen wollten, haben sie mich befragt. Weil Sie Helmuts Wort von den »Wegelagerern« benutzen: Ich bin eigentlich mit Journalisten immer gut ausgekommen, oder sind Ihnen mal andere Gerüchte zu Ohren gekommen?
Nichts dergleichen. Sie hatten immer eine gute Presse, Loki, weil Sie auch gut zur Presse waren.
Die begleitenden Journalisten waren für mich ja auch – vielleicht ohne dass sie es bemerkt haben – Auskunftsquellen. Die wussten oft über Land und Leute gut Bescheid.
Ihnen und Ihrem Mann wurde bei offiziellen Reisen – sofern es die Zeit zuließ – sicher das Beste vom Besten geboten: Naturschönheiten, Kunstwerke, künstlerische Darbietungen. Wo erlebten Sie, was ein solches Programm anging, die größte Überraschung oder die nachhaltigste Freude?
Natürlich bei architektonischen Sehenswürdigkeiten, bei Kunstausstellungen, in Museen. Ich habe bei offiziellen Reisen schon am ersten Tag oder vorher Wünsche geäußert, was ich sehen möchte. Und zwar zoologische Gärten, botanische Gärten und Ähnliches. Und das war für mich …
Vor Antritt der Reise haben Sie die Wünsche schon geäußert?
Ja, oder wenn wir angekommen waren. In Südamerika zum Beispiel eigentlich immer erst, wenn wir angekommen waren. Da war eine intensivere persönliche Vorbereitung aus der Entfernung heraus nicht jedes Mal möglich. Wenn es um meine Vorstellungen für das Besuchsprogramm ging, habe ich hübsche Sachen erlebt. Die Gastgeber – wo auch immer – waren es natürlich nicht gewohnt, dass die Frau eines offiziellen Besuchers ausgerechnet einen Zoo besichtigen wollte. Natürlich mussten dann einige Gattinnen von Ministern oder anderen Hochgestellten mit mir marschieren. Bei fast allen war es das erste Mal, dass sie einen Zoo oder einen botanischen Garten gesehen haben. Ich freue mich noch heute darüber, wie entzückt die Damen waren und
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