Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde
geblickt.
Die Soldaten haben wieder Haltung angenommen. (lacht)
Wenn man da so auf dem Flugplatz oder einem Podest steht und die ganze Zeremonie über sich ergehen lassen muss, muss man sich doch irgendein kleines Privatvergnügen gönnen.
Ja, klar! – Ich nehme an, dass sich die Gastgeber beim Essen immer besonders angestrengt haben. Sind Ihnen Essen in Erinnerung, bei denen es besondere kulinarische Genüsse gab, obwohl Sie ja nicht so großen Wert auf Kulinarik legen?
Ach, ich mag schon gern was Schönes essen, aber so wichtig nehme ich das Essen nun auch wieder nicht. Mir sind schwierige Essen, besonders in China, in Erinnerung. Einmal wurden bei einem Staatsbankett weichgekochte Pferdesehnen serviert. Das schmeckte ein bisschen wie salziger Wackelpudding oder so etwas. Wie lange die wohl ihre Pferdesehnen gekocht haben, bis sie so weich waren … Ich bin ja nun Hausfrau und weiß, wie zäh Sehnen sind und wie intensiv man die mit dem Messer bearbeiten muss. Diese waren vollkommen weich gekocht, und sie waren eine Spezialität – das habe ich von meinem Nachbarn gehört, irgendeinem hochgestellten Chinesen. Aber grundsätzlich: Ich mag zwar etwas Schönes essen, doch dass ich das Essen nun besonders aufmerksam betrachte, kann ich nicht behaupten.
Aber Sie mussten nirgendwo so exotische Spezialitäten wie Elizabeth II. irgendwo in Afrika – Kuhaugen, glaube ich – herunterwürgen?
Also, diese Pferdesehnen waren schon apart genug … Kuhaugen? Nein … doch wenn die Gastgeber das gegessen hätten, hätte ich es auch gegessen, da kenne ich keine Scheu.
Und hatten Sie, beispielsweise in Südamerika, nie Schwierigkeiten mit der Verdauung?
Nein.
Nicht »Montezumas Rache«, wie Jimmy Carter einmal in einer Rede in Mexiko gesagt hat – zur Empörung der Gastgeber.
Na, das ist aber ein üblicher Ausdruck, hier in Deutschland auch.
Ja, aber in einer Rede – das war ein richtiger Fauxpas damals.
Eigentlich fand ich es ganz interessant, diese Speisen, die man nicht gleich einordnen konnte, zu identifizieren und dann auch zu probieren.
Die Speisekarten bei offiziellen Essen waren für Sie und Ihren Mann auch auf Deutsch?
Nein.
Aber Sie konnten Ihre Nachbarn fragen, was Ihnen gerade serviert wurde?
Bei kleineren Essen wurde das ja häufiger angekündigt und erläutert, bei großen Staatsbanketts nicht. Da habe ich es dann drauf ankommen lassen. Aber Sie sehen, das Essen hat bei mir keine so riesengroße Rolle gespielt, nur wenn es sehr fremd und exotisch war, war ich neugierig darauf.
Nicht immer fanden die offiziellen Besuche in entspannter Atmosphäre statt. Beim Antrittsbesuch von Kanzler Schmidt in Moskau im Oktober 1974 beispielsweise herrschten Spannungen wegen der Umsiedlung des Bundesumweltamtes nach Berlin. Haben Sie von solchen politischen Belastungen bei diesem oder anderen Besuchen etwas gespürt – wenn die Beziehungen nicht ganz so harmonisch waren?
Ich glaube, in Moskau hat Helmut nach dem Essen noch einige Leute aus unserer Begleitung in unsere Suite im Gästehaus gebeten. Sie haben sich sehr laut unterhalten und kritische Bemerkungen gemacht. Ich habe mal so eine Geste gemacht, mit dem Finger auf dem Mund – psst! Aber es hat nichts genützt. Helmut grinste mich später an und sagte: »Das war eine Unterhaltung, die bewusst für die Abhörer bestimmt war.« Mit dem Erfolg, dass am nächsten Tag das Thema, über das sich die Deutschen lauthals beklagt hatten, noch auf die Tagesordnung kam. Das Manöver für die Abhörer, die ihre Mikrofone überall in unseren Zimmern hatten, hat also gewirkt.
Um was für ein Thema es ging, wissen Sie nicht mehr?
Nein, das weiß ich nicht mehr.
Reisen in den Ostblock verliefen ja manchmal etwas eigenartig. So hatten Sie einige Schwierigkeiten mit Elena Ceauescu, der Frau des rumänischen Diktators Nicolae Ceauescu, die selbst hohe Partei- und Regierungsämter innehatte und als ebenso engstirnig wie brutal galt.
Nicht nur mit der Frau, sondern auch mit dem Mann hatten wir Schwierigkeiten. Wir wurden von den beiden in einem kleinen Raum eines Palastes in Bukarest empfangen. Von dort führte ein Flur zu einer großen Halle. Und was hätten Sie gemacht, wenn jemand die Tür zu der Halle öffnet und Sie mit einer Handbewegung auffordert, zu gehen. Dann wären Sie als Gast losmarschiert …
… zuerst gegangen, ja.
Da war also der Flur, und Helmut und ich gingen voran. Plötzlich erhalte ich einen kräftigen Stoß mit dem Ellenbogen und
Weitere Kostenlose Bücher