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Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde

Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde

Titel: Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loki Schmidt
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wie sie sagten: »Ach, das müssen wir beim nächsten Mal in das offizielle Programm aufnehmen!«
    In welchen Ländern war das beispielsweise, in denen Sie Damen aus den Regierungskreisen zur Naturwissenschaft bekehrt haben?
    In Ecuador zum Beispiel, das ist mir ganz besonders gut in Erinnerung geblieben. Zu Ecuador gehören ja die Galapagosinseln, und ich …
    … Sie waren schon einmal dort gewesen.
    Ich hatte einige Inseln schon einmal intensiv besichtigt und habe den erstaunten Gastgeberinnen Vorträge über diese wunderbaren Inseln gehalten. Sie haben mir zugehört wie eine lernbegierige Schulklasse. Aber die positive Reaktion hat mir Mut gemacht, in anderen Ländern ebenfalls darum zu bitten, ob ich Zoos oder botanische Gärten sehen könnte.
    Öfter in Südamerika oder auch in Asien?
    In Asien auch. Zoos und botanische Gärten gehören heute vielleicht mit auf ein offizielles Besucherprogramm, aber damals war das nicht der Fall. Dafür war immer mindestens ein halber Tag zum Einkaufen vorgesehen.
    Den haben Sie aber nicht genutzt?
    Wenn ich gesagt habe, ich wolle eigentlich nicht zum »Shoppen«, haben sich die Gastgeber meistens gewundert; von offiziellen Besucherinnen waren sie offenbar anderes gewohnt. Natürlich habe ich mir häufiger die Haupteinkaufsstraßen in fremden Städten angesehen, man möchte ja wissen, was dort so angeboten wird, und um womöglich Hinweise auf den Lebensstandard im jeweiligen Land zu bekommen. Aber gekauft habe ich eigentlich kaum etwas.
    Bei solchen Exkursionen waren Sie umringt von Damen?
    Ja.
    Botschaftergattinnen, auch die Frau des Regierungschefs …
    Es war unterschiedlich. In Japan war nur die Frau unseres Botschafters dabei. Doch da wollte ich auch kein Shopping machen, sondern mir die Geschäfte angucken, um festzustellen, was denn die Japaner so konsumieren.
    Museen haben Sie doch wahrscheinlich auch gesehen.
    Museen, natürlich, eine ganze Menge.
    Können Sie sich an irgendeins erinnern, das Ihnen besonders imponiert hat?
    Die Tate Gallery in London mit ihrer einzigartigen Sammlung von Bildern William Turners oder den Porträts aus der Tudorzeit fand ich besonders beeindruckend. Auch die National Gallery of Art in Washington fand ich großartig. Was die da haben an Rembrandts, Raphaels, Dürers, Monets und so weiter. Da kann man nur staunen. Eine gute Erinnerunghabe ich auch an das Air and Space-Museum in Washington. Dort sieht man das Flugzeug – die »Spirit of St. Louis« –, mit dem Charles Lindbergh als Erster über den Atlantik geflogen ist, außerdem werden dort Raumkapseln ausgestellt. Die großen Museen liegen alle an der Mall, die zum Capitol führt; das ist eine wunderbare Museumsmeile.
    Sicher sind Sie von Ihren Gastgebern auch ins Theater oder in Konzerte geführt worden?
    Aber natürlich; wenn so etwas auf dem Programm stand, hat man das selbstverständlich mitgenommen. Man bekommt ja einen etwas anderen Eindruck von einem Land, wenn man auch Theater oder Konzerte besucht. Im Moskauer Bolschoj-Theater – das ist ja eine nationale Institution – haben wir beispielsweise eine Oper gesehen. Aber außer den Fähnchen, die dort geschwenkt wurden, ist mir nicht mehr viel in Erinnerung. Es war halt manchmal etwas überwältigend, was uns geboten wurde, deshalb überlappen sich manche Eindrücke, oder ich habe sie schlicht vergessen.
    Wenn Sie und Ihr Mann irgendwo offiziell auf Besuch waren, marschierte wahrscheinlich häufiger eine Ehrengarde auf. Aber das war sicher kein Schauspiel, das Sie besonders genossen haben …
    Das will ich nicht sagen. Wenn eine Ehrengarde aufmarschierte, habe ich jedes Mal wieder bewundert, wie exakt die Soldaten das machten, und das war so am Rande natürlich auch ganz interessant. Dabei stellte sich gelegentlich heraus, dass die Garde, die da aufmarschierte, ein bisschen neugierig auf die Gäste war, besonders in Ostasien. Wenn sich einer der Soldaten beim Gucken ertappt fühlte, wenn man ihn anlächelte, dann fand ich das ganz lustig.
    Sie haben erlebt, dass die Soldaten einer Ehrengarde menschliche Regungen zeigten?
    Dass sie neugierig geguckt haben, aber nur versteckt, denn sie durften ja ihren Kopf nicht bewegen. Das habe ich jedes Mal versucht zu beobachten.
    (lacht) Sie haben die Soldaten auch dazu ermuntert durch ein Lächeln, oder?
    Natürlich habe ich, wenn mich jemand auch nur kurz gemustert hat, gelächelt. Dann haben die sich natürlich sofort wieder zusammengenommen und regungslos in die Leere

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