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Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde

Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde

Titel: Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loki Schmidt
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Land geäußert.
    Sie waren auch viel im Westen unterwegs auf Staatsbesuch. Haben Sie bei den Besuchen, etwa in Frankreich, bemerkt, welchen Stellenwert die deutsch-französischen Beziehungen haben – waren das besondere Besuche? Besonders glamourös?
    Sie meinen jetzt die offiziellen Besuche?
    Ja.
    Wenn man in Versailles an einem hübsch gedeckten Tisch saß, war das schon etwas ganz Besonderes. Einen solch glanzvollen Rahmen können nur wenige Länder bieten. Ich habe diese einmalige Atmosphäre durchaus genossen.
    Wo haben Sie denn gewohnt, wenn Sie in Paris auf Besuch waren?
    Im Palais Beauharnais, der Residenz des deutschen Botschafters. Das wunderbar restaurierte Palais aus dem frühen 17. Jahrhundert war auch schon die preußische Gesandtschaft gewesen. Sehr prächtig. Aber wenn man da nachts mal verschwinden musste, ging es aus dem riesigen Schlafzimmer durch einen kalten Flur zum Klo. Ich habe mal miteinem Franzosen darüber gesprochen, wie das denn früher so gegangen sei. Er meinte, wenn Madame Sowieso Herrenbesuch empfing, seien die heimlich durch die Gartentür reingekommen. Und wenn sie sich erleichtern wollten, dann gingen sie vors Haus. Madame wird sicher ein hübsches Töpfchen gehabt haben. Das sind so Dinge, die einem auffallen, wenn man in einem so wunderschönen, aber alten Palast nächtigt.
    Haben Sie bei Ihren Frankreichbesuchen auch etwas vom Land zu sehen bekommen?
    Das, was wir in Frankreich unbedingt sehen wollten, hatten wir schon lange zuvor als Privatleute besichtigt: die Höhlen von Lascaux in der Dordogne. Dort gibt es Wandmalereien, die bis zu 20000 Jahre alt sein sollen. Die Höhlenmalereien zeigen Auerochsen, Rehe, Pferde – erstaunlich gemalt für diese frühe Zeit. Wir durften damals noch in die Höhlen hinein. Mittlerweile sind sie für reguläre Besucher gesperrt, weil die Ausdünstungen der Besuchermassen diese einzigartigen Gemälde gefährden. Aber zu den offiziellen Frankreichbesuchen: Während der Zeit, als Giscard d’Estaing Präsident war, fielen die nicht so offiziell aus. Dazu sahen sich Giscard und mein Mann zu oft, außerdem waren und sind sie befreundet. Bei Besuchen in der Ära Mitterrand ging es schon etwas formeller zu, doch wir waren auch in seinem Sommerhaus und haben dort in entspannter Stimmung miteinander geredet. Danielle Mitterrand ist ja eine sehr selbständige und politisch engagierte Frau, mit der man sich gut unterhalten konnte.
    Haben Sie mit Ihrem Mann auch Italien offiziell besucht?
    In Italien waren wir nicht. In Europa bin ich ohnehin nicht so viel mit ihm unterwegs gewesen, denn die Besuche warenmeist nur kurz. Aber auch wenn ich nicht bei einem offiziellen Besuch in Italien gewesen bin, den italienischen Staatspräsidenten Sandro Pertini habe ich kennengelernt. Er war ein besonders angenehmer Mann und ein Freund Deutschlands, obwohl er im Widerstand gegen die deutsche Besatzungsmacht gewesen war und einen Bruder im Konzentrationslager Flossenbürg verloren hatte. Wir trafen Pertini 1981 bei der Beerdigung Anwar el Sadats, der ja ermordet worden war.
    Zur Begräbnisfeier mussten wir eine längere Strecke über eine Asphaltstraße zurücklegen, bei glühender Hitze. Plötzlich nahm ich wahr, dass Pertini, der neben mir im Trauerzug ging – damals immerhin schon fünfundachtzig –, zu wanken und zu taumeln begann. Präsident Mitterrand und ich gingen nahe beieinander. Gemeinsam haben wir Pertini gestützt und sicher an seinen Platz für die Trauerfeier gebracht. Helmut hat mir hinterher erzählt, dass auch er wegen der Hitze beinahe ohnmächtig geworden wäre.
    Gemeinsam mit Ihrem Mann waren Sie auch in Island. Ihnen als begeisterte Nordlandfahrer hat es dort bestimmt besonders gut gefallen?
    Das kann ich nicht sagen, denn zwei Jahre zuvor war dort der Hekla, ein Vulkan, ausgebrochen. Die Auswirkungen zu sehen hat natürlich meine Neugier befriedigt, für die Bevölkerung aber war das nicht so schön. Wir haben ein Dorf besucht, wo gerade mal noch ein paar Dächer und ein halbes Haus aus der Lava guckten …
    … aus der Asche?
    Das Haus war nicht mehr bewohnbar, und wir haben gesehen, wie der Lavastrom dann ins Meer geflossen ist. Die Leute haben einem mit einem gewissen Galgenhumor gesagt: »Das Haus ist weg, aber unsere Hafeneinfahrt ist durch diesen Ausfluss sehr viel günstiger geworden.«
    Ihr Mann meint, Sie seien so überrascht gewesen von der Flora – von den sehr spärlichen, aber interessanten Pflanzen.
    Sowohl in Island als

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