Auf dem spanischen Jakobsweg
Pilgerbrunnen vor der Kirche zu. Wir sind heute
etwa 30 Kilometer durch glühende Hitze gelaufen und stark ausgetrocknet. Sobald
wir unseren Durst gelöscht haben, betreten wir die Kirche, wir hatten schon
vorher festgestellt, dass sie geöffnet ist. Erbaut wurde an dieser Stelle schon
im 9. Jahrhundert eine romanische Kirche, später hat man sie erweitert und im
18. Jahrhundert umfangreich restauriert, die Geschichte so vieler Kirchen am
Jakobsweg.
Neben einer
ganzen Reihe bedeutender Kunstgegenstände fällt zunächst einmal der große Altar
„Mariä Verkündigung“ auf, der aus dem 18. Jahrhundert stammt und von dem
deutschen Maler und Kunstschriftsteller Anton Raphael Mengs geschaffen wurde.
Geboren im Jahre 1728 in Aussig, wurde Mengs schon mit 18 Jahren Hofmaler in
Dresden. Später ließ er sich in Rom nieder, schuf zum Beispiel das berühmte
Deckengemälde „Der Parnass“ in der Villa Albani, arbeitete aber zeitweilig auch
in Spanien, gefördert von dem spanischen König Karl III.
Berühmt in
der Kirche Virgen del Manzano ist ebenfalls die schon im 13. Jahrhundert
geschnitzte Statue ihrer Namenspatronin. Diese Madonna ist so schön, dass sie
sogar einen König zu Lobgesängen animierte, die er nicht nur gesungen, sondern
auch selbst gedichtet hat. Dieser König, Alfons X., ist auch einmal deutscher
König gewesen. Stauferblut rollte ja ohnehin in seinen Adern. Denn er war der
Sprössling jener Schwäbin, die — wir sind ihr in Burgos begegnet — Don
Mauricio, der Bischof von Burgos und der geistige Ahnherr der dortigen
Kathedrale, im frühen 13. Jahrhundert für seinen König Ferdinand III., den
Heiligen, aus dem Schwabenlande nach Burgos geholt hatte. Und Beatrix war ja
nicht irgendeine. Ihr Großvater war immerhin der Stauferkönig Barbarossa. Ihr
Vater war der deutsche König Philipp von Schwaben. Walther von der Vogelweide
hat für diesen die „Reichssprüche“ gedichtet, aber Otto von Wittelsbach hat
ihn, im Jahre 1208, da war Philipp kaum 30 Jahre alt, in Bamberg heimtückisch
in seinem Schlafgemach überfallen und eigenhändig mit dem Schwert erschlagen.
Otto konnte es nicht verwinden, dass Philipp ihm nicht nur die eigene Tochter
verweigerte, sondern auch seine Absicht hintertreiben wollte, dann wenigstens
die Tochter des Herzogs von Polen zu ehelichen.
Aber wie
wird man, auch mit Stauferblut, so einfach deutscher König, wenn man im fernen
Spanien residiert?
Mit der
großen und großartigen Dynastie der Staufer war es nach dem Tod von Kaiser Friedrich
II. im Jahre 1250 schnell abwärts gegangen. Im Jahre 1254 starb Konrad IV., der
letzte deutsche König aus dem Geschlecht der Staufer, den Gegenkönig Wilhelm
von Holland erschlugen die Friesen zwei Jahre später, ln Deutschland begann
„die kaiserlose, die schreckliche Zeit.“ Der Papst, erklärter Gegner der
letzten Staufer, triumphierte und die Fürsten konnten ihre eigenen Süppchen
kochen. Auf Wegen und Straßen in Deutschland wurde es unsicher und eine
Unterscheidung zwischen gemeinen Räubern und Raubrittern war häufig nur dadurch
auszumachen, dass die Letzteren hoch zu Ross daherkamen. Sogar die Gemahlin des
erwähnten deutschen Königs Wilhelm von Holland wurde im Pfälzer Wald
überfallen, ausgeplündert und zwecks Lösegelderpressung festgesetzt. Das Königsamt
wurde von den deutschen Fürsten meistbietend verramscht. So erreichte zunächst
einmal Richard von Cornwall im Jahre 1257 seine Wahl zum deutschen König. Die
sogenannten „Handsalben“, die er an die Erzbischöfe von Köln und Mainz, an den
Herzog von Bayern und andere Fürsten ausreichte, hatten dies bewirkt. Bei
diesen „Handsalben“ handelte es sich allerdings nicht um eine sanfte Hautcreme,
dahinter verbarg sich etwas viel Handfesteres, nämlich Bestechungsgeld.
Da wollte
Alfons X., König von Kastilien und León, auch mithalten. Einen verständigen
Menschen fand er im Erzbischof von Trier. Dieser brave und fromme Mann war bei
den „Handsalben“ des Richard von Cornwall schlecht weggekommen. Aber auch der
Herzog von Sachsen und der Markgraf von Brandenburg, ebenfalls zwei wackere und
um die deutsche Sache bemühte Männer, hielten beim spanischen Alfons ihr
Händchen auf, damit es gesalbt werde. So wurde denn auch unser Alfons 1258 zum
deutschen König gewählt. Auf diese wundersame Weise hatten wir jetzt sogar zwei
Könige. Und offensichtlich hatten nun auch alle genügend „Handsalben“ bekommen,
sonst hätten wir damals vielleicht noch einige Könige
Weitere Kostenlose Bücher