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Auf dem Weg zu Jakob

Auf dem Weg zu Jakob

Titel: Auf dem Weg zu Jakob Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Adams
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ein weißer Tupfer zwischen die Gräser und Moose, die Heide und den Ginster gemischt.
     
    Nach einem kurzen, aber nicht unbedingt lohnenswerten Abstecher zu einer römischen Tagebaugoldmine, heute nur ein überwucherter großer Trichter in der Landschaft, erreiche ich das rustikal-romantische Rabanal . Gleich am Dorfeingang liegt die Ermita del Bendito Cristo de la Vera Cruz (18. Jh.). Der Hauptstraße folgend findet sich noch die Pfarrkirche La Asunción , ein romanisches Überbleibsel aus dem 12. Jahrhundert, das früher den Templern gehörte, mit einem Glockengiebel, der aus dem 16. Jahrhundert stammt, und die Kapelle San José (18. Jh.) mit Santiagobildnis. San Gregorio war früher ein Hospital, und im „Casa de las Cuatro Esquinas“ übernachtete Philip II auf seiner Durchreise nach Santiago.
     
    Das Fahrrad ist schnell montiert. In meinem Tagesgepäck befindet sich etwas Proviant, mein Werkzeug natürlich, warme Kleidung und Regenzeug, meine Kameraausrüstung und, ganz wichtig, der Stein aus der Heimat. Nach alter Pilgertradition haben die Pilger je nach Büßfertigkeit einen unterschiedlich großen Stein aus ihrer Heimat mit hierher geschleppt, um ihn auf dem Gipfel am Cruz de Ferro, dem Eisenkreuz, abzulegen. Mein Stein ist lediglich faustgroß, aber dafür habe ich auch noch ein Seidenfähnchen im Gepäck.
    Ich radle los. Sofort wirkt die Landschaft völlig anders auf mich als vom Auto aus. Hatte ich seit Verlassen des Campingplatzes bis hierher bereits schon ca. 400 Höhenmeter fast unmerklich gewonnen, merke ich jetzt sofort jeden Meter Steigung. Kaum habe ich das Dorf verlassen, benötige ich jede Menge Sauerstoff. Die Bergluft ist frisch und rein. Auch ins Schwitzen werde ich hier nicht so schnell geraten, dafür sorgt der scharfe Wind, der immer noch eisig bläst. Alles in allem komme ich aber gut voran. Auch wenn ich in kleine Gänge geschaltet habe, fahre ich immerhin und schiebe nicht. Stetig geht es höher und höher. Die Ausblicke über die inzwischen baumlose weite Hügellandschaft sind grandios. Ich mache die eine oder andere Verschnaufpause und betrachte die einsame Landschaft und lausche dem immer schärfer werdenden Wind. Ungefähr eine Stunde und 200 dazu gewonnene Höhenmeter später erreiche ich Foncebadón. Für trainierte Radfahrer lächerlich, so lange für die gut 6 km zu brauchen, aber der Wind behindert mich erheblich, kommt er meist von vorn oder schräg von der Seite.
     
    Foncebadón ( Titelbild), so hatte ich gelesen, sei ein Geisterdorf, in dem, wie verschiedene Pilger berichteten, nach Verirrungen in wilder und rauer Landschaft, sowieso der Erschöpfung nahe, sie sich mit aggressiven Hunden herumplagen mussten. Um so erstaunter bin ich, hier eine Kneipe vorzufinden, vor der sogar ein Reisebus parkt. Auch scheinen verschiedene andere Gebäude im (Wieder-)Aufbau begriffen zu sein. Neues Leben für einen totgesagten Ort.
     
    Von hier sind es jetzt noch mal knapp 2 km bis zum Gipfel. Diese Kilometer allerdings haben es in sich. Der Weg wird viel steiler und ein Stückchen muss ich schieben ( Seite 106).
    Dann habe ich es geschafft. Das Cruz de Ferro , das Eisenkreuz, das zur Orientierung der Pilger in 1.504 m Höhe errichtet wurde, ein Stück Metall auf einem Baumstamm, der in einem Kegel aus lauter Steinen steckt, steht vor mir ( Seite 107).
    Einige der von den Pilgern abgelegten Steine sind verziert oder beschriftet. Jemand hat ein Foto von seinem Baby hinterlassen, Radler aus Brasilien haben sich am Pfahl verewigt, Stofftaschentücher flattern im Wind. Auch ich will meinen Stein auf den großen Haufen legen und mein bemaltes Seidenfähnchen aufhängen, aber ich möchte dies gerne alleine tun. Dazu muss ich aber wohl eine Weile warten, denn zeitgleich mit meinem Eintreffen hält ein Reisebus und entlässt Touristen zum Picknick. Ich nutze die Zeit zur Vorbereitung, denn wenn der Bus weg ist, will ich das Fähnchen schnell anbringen, bevor wieder neue Touristen oder Pilger auftauchen. Das Picknick der Reisegruppe ist recht ausgiebig.
     
    Nach einer Stunde oder so, nachdem ich inzwischen auch mehrere Kreise gezogen habe, schlendern die ersten der Gruppe dann zu mir herüber. Ein echter Pilger? Auf dem Weg nach Santiago? Na ja, nicht ganz. Das Auto steht in Rabanal. Macht nichts. Pilger ist Pilger. Ein Foto bitte, mit dem Rad natürlich. Und so nimmt die Reisegruppe, ein Theologiekurs der Volkshochschule Salamancas auf Exkursion wie sich herausstellt, schließlich ein Foto von

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