Auf den Flügeln des Adlers
Krachend stürzte er in den Sand, wo er halb bewusstlos liegen blieb.
Die Menge brach in wilde Beifalls- und Hurrarufe aus und stürzte vor, um den riesigen Schotten auf ihre Schultern zu heben und im Triumph durch das Lager zu tragen. Selbst diejenigen, die Geld verloren hatten, mussten zugeben, dass es einer der spannendsten Kämpfe seit vielen Jahren gewesen war. Nur ein paar Männern, die früher selbst geboxt hatten, war aufgefallen, dass der junge Captain seine Deckung bei dem K.o.-Schlag sträflich vernachlässigt hatte. Den Kopf über die Dummheit der Iren schüttelnd, gingen sie davon.
Stöhnend badete Angus seine zerschundenen, geschwollenen Hände in einem Becken mit von der Sonne erwärmtem Wasser, nahm jedoch eine Hand heraus, um nach der silbernen Feldflasche mit Weinbrand zu greifen, die Patrick ihm reichte.
»Nie wieder«, seufzte Patrick durch seine aufgeplatzten Lippen, »mit einem Mac kämpfe ich nie wieder.«
»Ich hab den verdammten Titel nicht verdient«, stöhnte der Schotte, bevor er die brennende, bernsteinfarbene Flüssigkeit durch seine Kehle rinnen ließ. »Sie haben mich gewinnen lassen.«
»Der richtige Mann hat gewonnen, Private MacDonald«, gab Patrick ruhig zurück. »Der Titel dürfte Ihnen dabei helfen, die Streifen zu bekommen, die Sie schon lange verdient haben.«
Angus nahm die Geste an. Schweigend saßen die beiden unter dem prächtigen Sternenzelt auf leeren Munitionskisten. Zum ersten Mal seit Patricks Rettung aus der Wüste waren sie allein, und sie hatten viel zu besprechen.
»Woher haben Sie eigentlich in der neunten Runde plötzlich die Kraft genommen?«, wollte Angus wissen. Verblüfft schüttelte er den Kopf. »In der achten Runde hab ich gedacht, ich hätte Sie.«
Patrick grinste verlegen und sah auf seine Füße. »Hab mir vorgestellt, Sie wären ein gewisser Brett Norris«, sagte er leise. »Für einen Augenblick hatten Sie sein Gesicht.«
»Wenn Sie ’n englischen Gentleman so verdroschen hätten wie mich, hätte der jetzt keine Visage mehr«, rief Angus.
Patrick sah in das runde Gesicht des Schotten, das durch das angeschwollene, geschundene Gewebe noch breiter geworden war. Allerdings sah er selbst nicht besser aus. »Wenn es doch nur er gewesen wäre, Mac.«
Sie verstummten und gaben sich ihrer Erschöpfung und ihren ganz privaten Gedanken hin. Patrick nahm einen kleinen Schluck Weinbrand, bevor er die Flasche an Angus weiterreichte, der den Rest hinunterkippte und Patrick dann entschuldigend anblickte. Der lächelte nur. Dann klopfte er dem Schotten lachend auf die Schulter. »Das haben Sie sich verdient, Mac, weil Sie für einen Augenblick Mister Brett Norris waren.« Das Lachen erstarb, und Patrick beugte sich zu Angus. »Warum haben Sie den Befehl missachtet, den ich Ihnen gegeben habe, bevor ich auf Erkundung ging, Mac?«
»Ich habe alle Taschen ins Meer geworfen, wie Sie es gesagt hatten. Aber ich dachte, dieses komische kleine Ding würden Sie vielleicht wiederhaben wollen.«
Patrick starrte zum Himmel hinauf. »Danke. Ich werde das mit dem Quartiermeister regeln.«
»Nicht nötig, Sir. Er ist mein Onkel, und wir haben uns schon geeinigt. Er hat Ihre Ausrüstung abgeschrieben.«
»Ich stehe dafür tief in Ihrer Schuld.«
»Ist nicht der Rede wert, Sir.« Der Schotte zog verlegen den Kopf ein.
»Ich glaube, ich gehe besser in mein Zelt.« Patrick erhob sich steif. Jeder einzelne Muskel in seinem Körper schien zu schmerzen. »Hab noch viel zu erledigen, bevor es nach Hause geht.«
»Wird das bald sein, Sir?«, fragte Angus leise, während er mühsam versuchte aufzustehen.
Patrick bedeutete ihm, sitzen zu bleiben. Dankbar sank der Schotte auf seinen improvisierten Sitz zurück. »Das hoffe ich sehr, Mac. Ich habe die Nase voll von diesem Ort.«
»Gute Nacht, Sir. Gott schütze Sie.«
Patrick hoffte sehr, dass Gott ihn schützen würde oder dass zumindest Sheela-na-gig noch bei ihm war, wenn er endlich auf die Suche nach Catherine ging. Bevor er nach Irland zurückkehren konnte, musste er noch drei lange Monate warten.
47
Obwohl über ein Jahr vergangen war, hatte sich im Dorf kaum etwas verändert. Allerdings hatten auch die letzten fünfhundert Jahre keinen großen Wandel gebracht.
Patrick zog die Schultern hoch, um sich gegen den grauen Nieselregen zu schützen, und marschierte mit schnellen Schritten über das Kopfsteinpflaster der engen Straße auf die von Moos überwachsene Kirche zu. Dort hoffte er, Vater Eamon O’Brien zu
Weitere Kostenlose Bücher