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Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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erkenntlich sie sich zeigen wollten.
    Sie kamen zum Niavaran-Palast, der Winterresidenz des Schahs. Wie gewöhnlich standen Panzer davor, doch jetzt hingen weiße Fähnchen an ihren Antennen: Man hatte vor der Revolution kapituliert.
    Das Auto fuhr weiter. Sie kamen an zerstörten und brennenden Häusern vorbei, machten ein paarmal kehrt, um Straßensperren zu umgehen.
    Schließlich erblickten sie das Hyatt.
    »O Mann«, sagte Paul bewegt. »Ein amerikanisches Hotel.«
    Paul war so dankbar, daß er dem iranischen Paar zweihundert Dollar in die Hand drückte.
    Paul wünschte sich plötzlich, einen EDS-konformen Anzug und ein weißes Hemd statt seiner Arbeitshosen aus dem Gefängnis und seines schmutzigen Wettermantels zu tragen. Die luxuriöse Empfangshalle lag verlassen da.
    Sie gingen zur Rezeption.
    Kurz darauf kam jemand aus einem der Büros. Paul fragte nach Bill Gaydens Zimmernummer.
    Der Angestellte schaute nach und teilte ihm mit, daß unter diesem Namen niemand im Hotel abgestiegen war.
    »Und wie ist es mit Bob Young?«
    »Auch nicht.«
    »Rich Gallagher?«
    »Nein.«
    »Jay Coburn?«
    »Nein.«
    Ich bin im falschen Hotel, dachte Paul. Wie konnte ich mich nur so vertun?
    Der Rechtsanwalt fiel ihm ein. »Haben Sie einen John Howell?«
    »Ja«, sagte der Angestellte endlich und nannte ihnen eine Zimmernummer im elften Stock.
    Sie nahmen den Aufzug, fanden Howells Zimmer und klopften an. Keine Antwort.
    »Und was machen wir jetzt?« fragte Bill.
    »Ich besorg’ mir ein Zimmer hier«, sagte Paul. »Ich bin hundemüde. Warum bleiben wir nicht einfach und essen etwas? Wir rufen in den Staaten an, sagen ihnen, daß wir nicht mehr im Gefängnis sind, und alles andere wird sich finden.«
    »Einverstanden.«
    Sie gingen zum Aufzug zurück.
    *
    Stück für Stück holte Keane Taylor aus Raschid heraus, was sich ereignet hatte.
    Er hatte etwa eine Stunde lang zwischen den beiden Gefängnistoren gewartet. Es war das reinste Schlachtfeld. Elftausend Leute versuchten, sich durch einen schmalen Gang zu schieben, und in der entstehenden Panik wurden Frauen und alte Männer niedergetrampelt. Raschid hatte gewartet und sich überlegt, was er zu Paul und Bill sagen sollte, wenn er sie sah. Nach einer Stunde wurde die Flut von Menschen zu einem dünnen Rinnsal, und er kam zu dem Schluß, daß die meisten draußen sein mußten. Er fing an, sich durchzufragen: »Habt ihr Amerikaner hier gesehen?« Irgend jemand erzählte ihm, daß alle Ausländer in Gebäude Nummer acht untergebracht gewesen seien. Er ging hinein und fand es leer. Er durchsuchte jedes Gebäude auf dem Gelände. Dann kehrte er auf dem Weg, den Paul und Bill höchstwahrscheinlicheinschlagen würden, zum Hyatt zurück. Mal zu Fuß, mal trampend hatte er auf der ganzen Strecke nach ihnen Ausschau gehalten.
    Während Raschid noch erzählte, erschien Coburn, bereit, sofort auf Madjids Motorrad die Suche nach Paul und Bill aufzunehmen. Er trug einen Sturzhelm mit Sonnenblende, um sein weißes Gesicht zu verbergen.
    Raschid erbot sich, einen Wagen von EDS zu nehmen und die Strecke zwischen Hotel und Gefängnis abzufahren – sozusagen ein letzter Versuch, bevor Coburn in dem Tumult sein Leben riskierte. Taylor gab ihm einen Autoschlüssel. Gayden griff nach dem Telefon, um die neuesten Nachrichten nach Dallas zu melden. Raschid und Taylor verließen die Suite und gingen den Korridor entlang.
    Plötzlich schrie Raschid: »Ich dachte, Sie wären tot!« und rannte los. Dann erblickte auch Taylor Paul und Bill.
    Raschid umarmte sie alle beide und rief: »Ich konnte Sie nicht finden! Ich konnte Sie einfach nicht finden!«
    Nun kam auch Taylor angerannt und umarmte Paul und Bill ebenfalls. »Gott sei Dank!« sagte er.
    Raschid stürmte in Gaydens Suite zurück und schrie: »Paul und Bill sind da! Paul und Bill sind da!«
    Gleich darauf traten Paul und Bill ein, und die Hölle brach los.

10
    E S WAR EIN unvergeßlicher Augenblick.
    Alle schrien durcheinander, niemand hörte richtig zu, alle wollten Paul und Bill gleichzeitig umarmen.
    Gayden brüllte in die Sprechmuschel: »Wir haben die beiden! Wir haben die beiden! Phantastisch! Kamen einfach zur Tür rein! Phantastisch!«
    Irgendeiner rief: »Wir haben’s ihnen gezeigt! Wir haben es diesen Hurensöhnen gezeigt!«
    »Wir haben’s geschafft!«
    »Schreib’s dir hinter die Ohren, Dadgar!«
    Buffy bellte wie verrückt.
    Paul sah seine Freunde an und begriff, daß sie mitten in einer Revolution ausgeharrt hatten, um ihm zu

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