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Auf der Spur der Vogeljaeger

Titel: Auf der Spur der Vogeljaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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im Internat abhaue, könnte ich gerade rechtzeitig hier sein. Wir passen sie ab. Wir sagen ihr ganz ehrlich, worum es geht. Schließlich soll sie uns helfen. Selbstverständlich darf Schlitzer nicht merken, dass wir mit ihr reden. Dass wir sie nirgendwo, schon gar nicht bei der Polizei, als Zeugin benennen, versprechen wir ihr ebenfalls. Wir brauchen ja auch nur Gewissheit, ob wir auf der richtigen Spur sind. Unumstößliche Beweise fallen sowieso erst an, wenn die Polizei Schlitzers Werkstatt durchsucht.«
    »So machen wir’s. Und ich bin dabei. Dich findet sie bestimmt sehr nett. Schon weil du ihr so toll geholfen hast. Aber sie ist schüchtern und ängstlich. Wenn ich mitkomme, fühlt sie sich vielleicht etwas sicherer.«
    »Du hast recht. Treffen wir uns um zehn vor halb sieben bei dir, ja.«
    Gemächlich fuhren sie zurück. Die Wolken verzogen sich etwas. Die Schwüle ließ nach. Es wurde sonniger und heißer. Tarzan warf das Scherbenpaket in einen Abfallkorb.
    Da sie noch Zeit hatten, fuhren sie eine andere Route. Als sie in die Lagerhausstraße einbogen, ließ Gaby ihren treuen Vierbeiner von der Leine.
    Hier konnte sie das riskieren. Für den Durchgangsverkehr war die Straße gesperrt, frei nur für Anlieger.
    Zu beiden Seiten standen, wie schon der Name sagt, Lagerhäuser von verschiedenen Firmen und Unternehmen.
    Die Kinder radelten langsam an geöffneten Toren vorbei. Mauern grenzten die Höfe gegeneinander ab, Speditionen gab es hier, Lieferanten für Baumaterial, den Abholmarkt einer Getränke-Firma, die Niederlassung einer Brauerei und die Firma NIEFRISCH, Obst und Gemüse.
    Oskar, obwohl von Natur aus Fleischfresser, schien heute seinen Obsttag zu haben.
    Schweifwedelnd lief er durch das Tor auf den großen Hof der Firma.
    Die Kinder fuhren weiter. Gaby pfiff. Als sie sich ein Stück entfernt hatten, wandte sie sich um.
    Von Oskar war nichts zu sehen. Aber man hörte ihn. Er bellte laut. Erst klang es aufgeregt, dann zornig.
    »Was hat er denn wieder?«, meinte Gaby und pfiff abermals. Aber er blieb, wo er war, bellte und ließ sich nicht stören.
    »Warte, ich hole ihn«, meinte Tarzan.
     
    Er fuhr zurück, lehnte sein Rennrad ans Tor und lief auf den Hof, der in der Sonne lag.
    Im Hintergrund stand ein flaches Bürogebäude, daneben ein Lagerhaus – vermutlich mit Kühlhalle. Zwei Lastwagen unterschiedlichen Typs parkten nebeneinander.
    In dem einen erkannte Tarzan das Fahrzeug wieder, das er letzte Nacht beim Stadtpark gesehen hatte.
    Das nüchterne Bürogebäude hatte große Fenster ohne Vorhänge. Eine Frau arbeitete an einem der Schreibtische. Sie bemerkte Tarzan, erriet aber, dass er nur den Hund holen wollte, und wandte den Kopf wieder ab.
    In der Ecke neben dem Tor, wo die Mauern aneinanderstießen, waren leere Obstkisten zu einem mannshohen Berg gestapelt.
    Ein kleines Mädchen, etwa fünf Jahre alt und allerliebst mit braunen Locken und großen Kulleraugen, spielte mitten auf dem Hof mit seinem Ball. Er war bunt und aus Gummi.
    Aber jetzt verlor die Kleine ihr Interesse an ihm und hatte nur noch Augen für Oskar.
    Der kümmerte sich weder um den Ball noch um das Kind. Er stand vor dem Stapel leerer Obstkisten. Sein Nackenhaar schien sich zu sträuben. Er hatte die Vorderpfoten eingestemmt und kläffte so wütend, wie es zu seinem eher sanften Gemüt gar nicht passte.
    Jetzt sprang er vor, als wollte er in eine der untersten Kisten beißen, dann sofort wieder zurück.
    »Braves Hundi!« Das Mädchen jauchzte und lief auf ihn zu.
    Auch der Ball rollte in Oskars Richtung.
    »Oskar!«
    Tarzan war noch ein Dutzend Schritte entfernt. Weder der Hund noch das Mädchen reagierten auf sein Rufen.
    In diesem Moment machte Tarzan eine Beobachtung, die sein Blut fast erstarren ließ.
    Unter dem Kistenberg bewegte sich etwas.
    An einigen Stellen standen die Obstkisten verkantet auf dem asphaltierten Boden. Dort waren Zwischenräume – zum Teil knöchelhoch. Schwarzer Schatten füllte sie.
    Aus einem der Zwischenräume schob sich der Furcht einflößende Dreieckkopf der Gabun-Viper hervor.
    Oskars Wut galt ihr.
    Züngelnd tastete sich ihm die gespaltene Zunge entgegen.
    Jetzt rollte der Ball an ihm vorbei – auf die Schlange zu. Dicht hinter dem Ball lief das kleine Mädchen, ahnungslos und immer noch jauchzend.
    Sie wollte zu Oskar, hatte ihn fast erreicht – und damit eine Zone tödlicher Gefahr.
    Ohne an seine eigene Sicherheit zu denken, schnellte Tarzan vorwärts.
    Schon in der nächsten Sekunde

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