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Auf Der Spur Des Boesen - Ein Profiler berichtet

Auf Der Spur Des Boesen - Ein Profiler berichtet

Titel: Auf Der Spur Des Boesen - Ein Profiler berichtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel Petermann
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zu unterhalten. Den Feierabend verbringt er in seiner Stammkneipe und lässt sich volllaufen. Doch bevor er sich dorthin traut, muss er sich erst zu Hause Mut antrinken. Heimlich, damit seine Mutter es nicht moniert. Eine Freundin hat er nicht, denn auch alkoholisiert wagt er es nicht, Frauen anzusprechen.
    Er kauft sich eine Vielzahl von Porno-und Gewaltvideos, die er sich in seinem Zimmer ansieht. Sie sind Stimulanz für die tägliche Selbstbefriedigung, für die er auch zu ungewöhnlichen Praktiken greift. »Ich war maßlos und versuchte alles auf einmal: trank meinen Urin, rasierte meinen Genitalbereich, hatte eine Gummipuppe, machte mir Einläufe und befriedigte mich anal mit Kerzen.«
    In dieser Zeit entdeckt er in einer Kinozeitung eine Vorankündigung für einen Film. Auf einem der Fotos wird einer Frau der Kopf nach hinten gezogen und ein Messer an die Kehle gehalten. »Das Bild hat mich fasziniert. Von jetzt an war der Hals für mich erregend und stimulierend. Diese Macht über einen anderen Menschen zu haben. Das wollte ich auch.«
    Bevor Herbert Ritter jedoch tatsächlich diese Obsession realisiert, experimentiert er weiter: Besuche bei Prostituierten und Dominas, Bondagepraktiken mit dem Abschnüren seines Geschlechtsteils, Sodomie und spontane homosexuelle Kontakte mit Arbeitskollegen oder zufälligen Kneipenbekanntschaften in öffentlichen Toiletten. Mit dreiundzwanzig Jahren spricht ihn schließlich eine junge Frau in seiner Stammkneipe an. Sie wird seine erste große Liebe, die erste Frau, mit der er schläft, ohne dafür zahlen zu müssen. Doch auch der Sex mit ihr kann seine unersättliche Phantasie nicht befriedigen, und er verspürt weiterhin große Leere.
    Nachdenklich schaute ich mein Gegenüber an: Vor mir saß ein scheinbar normaler und differenzierter Mann, der ohne Scheu und Scham zu zeigen mit eintöniger Stimme über seine devianten Vorlieben sprach. Stimmte es wirklich, dass er bereits als Kind und Jugendlicher derartige monströse Gewalt-und Sexualphantasien entwickelte? Als ich ihn mit meinen Zweifeln konfrontierte und fragte, ob er in seinen Schilderungen nicht übertrieb oder sich wieder etwas ausmalte, schüttelte er empört den Kopf und versicherte mir, dass alles der Wahrheit entspreche.
    Diese Antwort war für mich das Stichwort, ein zentrales Thema anzusprechen: die Frage nach dem Trigger , dem Auslöser, für die Morde. Wenn ihn diese Zwänge schon so lange in dieser Intensität begleiteten, was genau war der Anlass, die Phantasieebene zu verlassen und reale Frauen zu töten? Herbert Ritter schaute mich abwesend an und schien mit den Gedanken in seiner Vorstellungswelt zu sein. Ein Verhalten, das ich noch häufiger bei unseren Gesprächen erleben sollte. Schließlich antwortete er, indem er weitererzählte.
    Die Freundin verändert sein Leben. Er trinkt weniger Alkohol, und nach wenigen Wochen ziehen die beiden zusammen. »Ich glaube, dass sie mein Untergang war. Ich war verrückt nach ihr und wollte nur mit ihr zusammen sein. Sie war mein Lebensinhalt.«
    Herbert Ritter ist stolz auf sie, denn sie ist genau das Gegenteil von ihm: kontaktfreudig, überall beliebt, lebenslustig. »Wir haben das Geld mit vollen Händen ausgegeben und uns ein schönes Leben gemacht.« Doch der neue Lebensstil birgt Gefahren. Er beginnt die Arbeit zu vernachlässigen und feiert krank, wann immer es geht. Sein Verhalten bleibt nicht ohne Folgen: Ihm wird gekündigt, er verheimlicht es seiner Freundin, meldet sich nicht beim Arbeitsamt und beginnt erneut »zu saufen«. Gleichzeitig will er seine Freundin weiter verwöhnen. Zu dem Zweck plündert er sein Konto, überzieht es maßlos, als er am Bankautomaten noch insgesamt über 8000 Mark abhebt, und leiht sich von seinen Eltern Geld. Kurz vor Weihnachten dann der finanzielle Kollaps: Bank und Eltern fordern ihr Geld zurück. »Es gab keinen Ausweg mehr für mich, und ich merkte, dass ich immer mehr zum Handeln gezwungen wurde. Mir wurde schnell klar, dass ich ein Verbrechen begehen musste. Ich hatte lange überlegt, welches. Eine Bank oder ein Geschäft zu überfallen, das war mir viel zu riskant. Ich entschied mich, eine Prostituierte zu berauben.«
    Aber nicht nur die finanziellen Nöte machen Herbert Ritter das Leben schwerer: Seine Gewaltphantasien mit alten Frauen nehmen ein immer stärkeres Ausmaß an. Eines Nachts kommt seine Freundin nicht nach Hause, ohne ihm zu sagen, warum. Sofort ist er sicher, dass sie ihn betrügt. Nachdem sie ihn – am

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