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Auf Der Spur Des Boesen - Ein Profiler berichtet

Auf Der Spur Des Boesen - Ein Profiler berichtet

Titel: Auf Der Spur Des Boesen - Ein Profiler berichtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel Petermann
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überprüfen stellte sich als schwieriges Unterfangen heraus, denn fast alle von Fritz Henkel benannten Zeugen hatten am Tattag ebenfalls tüchtig gezecht und ihn am Abend nur kurz gesehen. Käthe Henkel zum Beispiel war bereits gegen 19 Uhr völlig betrunken ins Bett »gekippt« und hatte bis zum nächsten Morgen ihren Rausch ausgeschlafen. Die einzige klare Aussage zum Alibi von Fritz Henkel machte sein Nachbar. Er war nach eigenen Angaben allerdings erst ab halb neun und nur für eine gute halbe Stunde »auf ein Bier« bei ihm in der Wohnung gewesen. Außer dass sein Gastgeber »schon ganz schön besoffen war« , hatte der Zeuge nichts Auffälliges an ihm bemerkt .
    Demnach konnte Fritz Henkel für den Tatabend kein beziehungsweise nur ein zeitlich sehr eingeschränktes Alibi vorweisen. Grund genug, sich näher mit ihm zu beschäftigen. Seine Kriminalakte enthielt einige Anzeigenkopien, dass er alkoholisiert völlig unberechenbar wurde und zu spontanen und aggressiven Handlungen neigte: Einmal war er während einer körperlichen Auseinandersetzung davongerannt, hatte ein Messer geholt und damit seinen Kontrahenten verletzt. Außerdem war er mit einem Parzellennachbarn in Streit geraten, weil dessen Frau das Essen nicht rechtzeitig gebracht hatte. Daraufhin hatte er dem Mann in großer Erregung einen Spaten auf den Kopf geschlagen. Ein drittes Mal war Fritz Henkel dadurch aufgefallen, dass er mit einer Gaswaffe auf seinen Sohn geschossen und gedroht hatte, ihn umzubringen. Durch Sexual-beziehungsweise Eigentumsdelikte war Fritz Henkel jedoch noch nicht in Erscheinung getreten.
    Insgesamt passte er auf das erstellte Täterprofil, aber es gab keine Hinweise auf ein bestimmtes Motiv. Hatte er nach dem Besuch seines Nachbarn einfach noch weiter trinken wollen und Wilhelmine Heuer im Laden aufgesucht? Hatte sie ihm Vorhaltungen wegen der späten Störung und seiner Schulden gemacht? Hatte Fritz Henkel auch dieses Mal wie in früheren Situationen aggressiv reagiert, die Frau angegriffen, sie in seiner Wut und Erregung missbraucht und schließlich ermordet, um einer Anzeige zu entgehen?
    Während die Motivfrage noch völlig unklar war, erhielt mein Anfangsverdacht gegen Fritz Henkel durch die Resultate des Jeansvergleichs weitere Nahrung. Die an der Kleidung der Toten gesicherten blauen Jeansfasern unterschieden sich nach ersten Untersuchungsergebnissen nicht von denen seiner Hose. Bei allen anderen potentiell Verdächtigen mit identischer Blutgruppe ließen sich keine übereinstimmenden Jeansfasern finden, so dass sich der Verdacht gegen sie relativierte.
    Ein Kollege und ich suchten unseren Tatverdächtigen in seiner Wohnung auf, konfrontierten ihn mit dem Untersuchungsergebnis, stellten weitere Kleidungsstücke und die Decke von seinem Wohnzimmersofa sicher und vernahmen ihn erneut. Doch Fritz Henkel bestritt die Tat weiterhin vehement, ballte seine Faust, zeigte uns den gestreckten Mittelfinger und meinte: »Ihr seid ja wohl nur noch bescheuert. Haut bloß ab und lasst mich zufrieden.« Dazu öffnete er eine Flasche Bier und nahm einen kräftigen Schluck.
    Ich entschloss mich, die Resultate des Faservergleichs mit einem Test zu hinterfragen. Dafür setzte ich mich mit dem Hersteller von Fritz Henkels Hose in Verbindung und bat ihn, mir mehrere gleiche Hosen zu überlassen. Ich hatte mir Folgendes überlegt: Wenn der Wissenschaftler die Fasern vom Tatort mit der Kleidung von Verdächtigen vergleichen konnte, dann musste er auch in der Lage sein, Fasern den Jeans zuzuordnen, die meine Kollegen und ich jeweils vierzehn Tage lang tragen würden.
    Die scheinbar grenzenlosen Möglichkeiten der Faseruntersuchung waren für mich neu und in gewisser Weise fremd. Deshalb wollte ich einen Beweis für die Zuverlässigkeit der Methode.
    Dann las ich Anfang November 1987 in den Medien Beiträge über die spektakuläre Aufklärung des Mordes an der fünfzehnjährigen Dawn A. und die Möglichkeiten der DNA-Analyse. Diese Berichte kamen für mich wie gerufen, denn der Mord an Wilhelmine Heuer lag erst wenige Wochen zurück, und wir hatten trotz des Tatverdachts gegen Fritz Henkel ihn der Tat immer noch nicht überführt beziehungsweise den Täter immer noch nicht ermittelt. Ich beschloss, ein Stück Rock des Opfers mit einer Spermaantragung molekulargenetisch untersuchen und mit dem Blut von Fritz Henkel vergleichen zu lassen. Da zu dieser Zeit in Deutschland noch keine DNA-Profile bestimmt werden konnten, beauftragte ich Cellmark

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