Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)
müssen.«
»Gegen wen?«
»Die Preußen werden nicht aufgeben, Dick. Und vergiss nicht, John Speke hat wahrscheinlich ein Kontingent von ihnen dabei.«
»Ja. Zweifellos angeführt von Graf Zeppelin«, erwiderte Burton.
»Möglicherweise schlägt er eine andere Route ein als wir«, meinte Isabel, »aber irgendwann werden wir aufeinanderprallen.«
Swinburne kam zu ihnen, noch immer völlig aus dem Häuschen. »Meiner Treu, Richard! Ich kann nur staunen! Wir waren an beiden Fronten zahlenmäßig unterlegen und haben die Sache dennoch ohne Kratzer überstanden … es sei denn, man zählt die fünftausenddreihundertzwanzig, die uns Dornen und hungrige Insekten zugefügt haben.«
»Du hast sie gezählt?«, fragte Isabel.
»Meine liebe Al-Manat, das ist eine wohlbegründete Schätzung. Sag mal, Richard, wohin in drei Teufels Namen ist denn Tom Honesty verschwunden?«
Burton runzelte die Stirn. »Ist er noch nicht gesehen worden?«
»Jedenfalls nicht von mir.«
»Pack ein paar Öllampen aus, Algy, trommle ein paar Dorfbewohner zusammen, und such da drüben in der Vegetation …« Burton zeigte dorthin, wo er den Mann von Scotland Yard zuletzt gesehen hatte. »Ich hoffe, ich irre mich, aber er könnte getroffen worden sein.«
Swinburne rannte los, um den Suchtrupp zusammenzustellen. Burton verließ Isabel und ging zu Trounce zum Bandani . Der Ermittler kramte in einer Kiste und holte Trockenfleisch und Getreideplätzchen hervor.
»Ich versuche, etwas Vernünftiges zum Beißen für uns zu finden«, erklärte er. »Herbert habe ich da drüben abgelegt. Er muss immer noch aufgezogen werden.«
Burton schaute in die Richtung, in die Trounce deutete, und erblickte den Uhrwerkmann, der steif im Schatten des Holzstoßes lag. »Wer hat ihn gefunden?«
»Ich. Er lag in einer Mulde unter einem Baum.«
»Tatsächlich?«
»Ja. Worauf willst du hinaus?«
»Sieh ihn doch an! Er hatte arabische Roben über seinem Polymethylenanzug an. Wo sind sie?«
»Vielleicht haben sie seine Bewegungsfreiheit eingeschränkt, und er hat sie ausgezogen. Warum ist das wichtig?«
Burtons Kiefer mahlten. »Dieser verfluchte Narr!«, flüsterte er.
Entsetzt stellte Trounce fest, dass aus den Augen des Entdeckers blanker Schmerz sprach.
»Was ist passiert?«, fragte er.
»Tom war neben mir, als die Preußen und Araber miteinander geredet haben«, antwortete Burton mit belegter Stimme. »Wir waren nahe bei Herbert, nur ein kleines Stück von ihm entfernt. Unser Plan drohte zu scheitern. Dann aber verlor dieser Araber die Geduld und wurde das Gerede leid. Das war unsere Rettung. Allerdings …«
»Oh nein!« Trounce sog scharf die Luft ein, als ihm die Wahrheit dämmerte.
»Ich glaubte, Tom ist zu Herbert gekrochen, hat sich seine Gewänder genommen, sie angezogen und …«
»Oh nein!«, wiederholte Trounce.
Erstarrt in einem Moment des Kummers sahen sie einander an. Dann erhob sich Burton. »Ich schaue mir die Leichen an, um sicherzugehen«, sagte er.
»Ich begleite dich.«
Sie liehen sich von Isabel Pferde aus, führten die Tiere im Licht von Fackeln den Pfad entlang zu den Feldern und galoppierten über die Äcker zu jener Stelle, an der die Toten abgelegt worden waren. Burton und Trounce stiegen ab, schritten die Reihen entlang und schauten sich Leiche um Leiche an. Den Preußen schenkten sie keine Beachtung, aber jedes Mal, wenn sie auf einen Sklavenhändler stießen, bückten sie sich und zogen das Tuch weg, hinter dem sich das Gesicht des Toten verbarg.
»William«, sagte Burton leise.
Trounce schaute von dem Mann auf, den er gerade überprüft hatte. Er sah, dass der Entdecker über einer Leiche stand. Seine Schultern hingen herab.
Der Mann von Scotland Yard stieß einen Laut aus, der an ein Schluchzen erinnerte. Die Welt schien sich um ihn zu drehen, als er an die Seite seines Freundes trat und auf Thomas Manfred Honesty blickte.
Sein Ermittlerkollege war in die zerfetzten, blutigen Roben gehüllt, die er sich von Spencer geliehen hatte. Kugeln hatten ihn durchsiebt. Er musste auf der Stelle tot gewesen sein, aber das war Trounce kein Trost, denn Honesty war in den letzten Jahren zu einem seiner besten Freunde geworden.
»Er hat sich geopfert, um uns zu retten«, flüsterte Burton.
Trounce erwiderte nichts.
*
Sie begruben Honesty am nächsten Morgen auf der kleinen Lichtung nördlich des Dorfes.
Burton sprach vom Mut, von der Entschlossenheit und vom heldenhaften Verhalten seines Freundes.
Trounce
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