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Auf die feine Art

Auf die feine Art

Titel: Auf die feine Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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pedantisch alle Einzelheiten überprüfte.
    Das bisschen Respekt, das ich Ström ein paar Minuten lang entgegenbrachte, verflog, als er sich vor uns aufbaute und dröhnte: »Kallio, schau an! Deswegen verteidigst du also das perverse Schwein. Du bist selbst so eine!«
    »Vorsicht, Perversität ist ansteckend«, erwiderte ich eisig. »Allerdings glaub ich nicht, dass du in puncto Sadismus noch was lernen kannst!«
    Pertsa starrte wie gebannt auf meinen Lederrock und meine Netzstrümpfe.
    »Wenn ich gewusst hätte, dass du auf Gummi stehst, hätte ich dich verhaftet statt den Hänninen. Du wolltest die Mäenpää aus dem Weg räumen, damit du mit Hänninen deine Spielchen treiben kannst.«
    Die Vorstellung war so absurd, ich prustete los. »Und wieso hab ich meinen Freund nicht auch gleich umgebracht?«, fragte ich und trank meinen Wein aus, bevor die Versuchung, ihn Pertsa über den Kopf zu schütten, übermächtig wurde. Er würdigte mich keiner Antwort. Stattdessen fing er an, Joke und Engel ähnliche Fragen zu stellen wie ich vorhin, nur in weitaus barscherem Ton. Ich knipste heimlich mein Diktaphon an, obwohl ich mich damit strafbar machte. Der Wein tat seine Wirkung, ich war zu beschwipst, um noch etwas Vernünftiges zustande zu bringen, und beschloss, für den Rest des Abends so zu tun, als wäre ich zum Vergnügen hier.
    Pertsa stellte geschicktere Fragen, als ich ihm zugetraut hätte, aber er würde sicher nicht mehr aus Engel und Joke rauskriegen als ich, die beiden hatten nämlich was gegen die Polizei. Joke zitierte gerade Wort für Wort einen Artikel, den Kimmo für die Clubzeitung geschrieben hatte, als ich schon wieder auf die Toilette musste.
    Dort wurde mir klar, dass es das Klügste war, nach Hause zu gehen. Ich wollte mich rasch von Engel verabschieden und dann verschwinden.
    Als ich aus der Klobude kam, trat plötzlich eine Gestalt aus dem Dunkel und packte mich am Arm.
    »So leicht wirst du mich nicht los, Maria«, nölte er. Hass sprühte aus seinen Augen, und noch etwas, das ich lieber nicht so genau benennen wollte.
    »Pfoten weg!« Ich versuchte mich loszureißen, wie ich es im Selbstverteidigungskurs gelernt hatte, aber Sebastians Griff lockerte sich nicht. Mit dem plötzlichen Tritt in die Rippen hatte er allerdings nicht gerechnet, er krümmte sich vor Schmerzen und sackte auf die Knie.
    »Überleg dir nächstes Mal vorher, wen du belästigst«, fauchte ich und rannte nach drinnen. Sebastian war weiter nichts passiert, der Schmerz würde bald nachlassen. Wer weiß, was er dann mit mir anstellte. Am besten haute ich wirklich bald ab.
    In der Halle sah ich Pertsa immer noch bei Joke stehen, den er offenbar ziemlich in die Mangel nahm. Joke sah aus, als könnte er Hilfe brauchen, aber ich war nicht zu Samariterdiensten aufgelegt, sondern verzog mich in den hinteren Raum, wo Engel sich gerade mit ein paar gut aussehenden Lederlesben unterhielt. Auf der Bühne legte eine Marilyn-Imitation eine Dragshow hin. Ich ließ mich von den Frauen ins Gespräch ziehen – auch sie redeten über Kimmo und die Polizei – und sagte nicht nein, als mir ein kahlköpfiges Mädchen mit stechendem Blick ihren whiskygefüllten Flachmann hinhielt.
    »Die Frauen hier sind alle so perfekt angezogen«, sagte ich und lächelte einem Transvestiten zu, der im Hausfrauenlook der sechziger Jahre an mir vorübertanzte. Kaum zu glauben, dass tatsächlich jemand wie eine Hausfrau aussehen wollte. Ob er wohl von einem Partner in grell geblümtem Kleid und mit stahlblauem Kopftuch träumte?
    »Hoffentlich kriegst du Kimmo mal in voller Ausstattung zu Gesicht«, meinte Engel. »Bei unseren Partys ist er immer einer der am besten angezogenen Männer.«
    »Kennst du übrigens einen Sebastian? Der ist draußen zudringlich geworden, ich musste ihm ’ne kleine Abreibung verpassen.«
    Engel schüttelte den Kopf.
    »Beim Namen kenn ich nur die Stammgäste. Aha, jetzt ist Joke dem Bullen endlich entronnen.«
    Joke tänzelte zu uns herüber. Pertsa war nirgends zu sehen, Sebastian zum Glück auch nicht. Ich ließ mich von der Partystimmung mitreißen, schnappte aber hier und da ein paar Worte über Kimmo auf. Alle hielten ihn für lieb und nett, keiner konnte sich ihn als Mörder vorstellen. Ich wirbelte zwischen schwarzen Kleidern, roten Lippen und glitzernden Ketten mit den anderen herum, legte mit Joke einen wilden Rock ’n’ Roll aufs Parkett, holte mir zwischendurch ein Bier gegen den Durst …
    Bis es auf einmal halb drei war und

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