Auf die Ohren
habe ihn draußen in einer stillen Ecke mit Clarissa erwischt«, sage ich scherzhaft. »Ich glaube, die beiden haben Geheimnisse vor uns.«
»Ja, genau!«, sagt Clarissa lachend. »Wir überlegen schon die ganze Zeit, wie wir es euch am schonendsten beibringen sollen. Wir werden uns von euch trennen, weil wir der festen Überzeugung sind, dass ihr beide eigentlich das perfekte Paar wärt, und dabei wollen wir euch nicht im Weg stehen.«
»Igitt«, sage ich. »Ihr kommt vielleicht auf Ideen. Ist ja widerlich! Und außerdem höchst illegal.«
Lisa ignoriert unseren kleinen Spaß völlig und funkelt skeptisch Christopher an.
»Du warst mit Clarissa allein draußen?«, fragt sie ihn.
»Nein«, verteidigt sich Christopher. »Ich war allein draußen, weil mir die Musik auf den Sack gegangen ist. Und dann ist Clarissa rausgekommen, weil es ihr ähnlich ging.«
»Aha«, sagt Lisa mit ernster Miene. »Und was habt ihr da draußen gemacht?«
»Na, was werden wir wohl gemacht haben?«, sagt Clarissa. »Wir wollten es eigentlich hemmungslos miteinander treiben, aber dann ist Danny leider aufgetaucht und hat uns unterbrochen.«
»Ja, sorry, tut mir echt leid, kommt nicht wieder vor«, steige ich mit ein.
»Hey, jetzt hört doch mal auf mit dem Scheiß«, beschwert sich Christopher. »Lisa glaubt das am Ende noch. Sie ist nämlich extrem eifersüchtig.«
»So ist es«, knurrt Lisa und funkelt Clarissa böse an. »Niemand kommt meinem Schnucki zu nah, dass das klar ist.«
»Ach komm, Süße, das ist jetzt aber nicht dein Ernst, oder?«, sagt Clarissa. »Du glaubst doch nicht wirklich, dass zwischen mir und Christopher was laufen könnte? Das war doch nur Spaß, das musst du doch wissen.«
»Wenn das ein Spaß war, dann war er nicht lustig«, knurrt Lisa.
»Sie meint das tatsächlich ernst, oder?«, wendet sich Clarissa fassungslos an mich. »Jetzt sag doch auch mal was dazu.«
»Na ja«, sage ich grinsend. »Deine Hand war nun mal in Christophers Hose, als ich euch erwischt habe, das ist ja wohl kaum zu leugnen.«
»Danny, das ist nicht witzig!«, fährt Lisa mich an und boxt mir kräftig auf den Arm. »Hör auf damit!«
Sie boxt noch ein paarmal auf mich ein.
»Okay, okay, ich hör ja schon auf!«, gebe ich mich geschlagen. »Können wir dann endlich abhauen? Ist mir irgendwie peinlich, mich in einem Raum voller asozialer Glatzen von meiner kleinen Schwester verprügeln zu lassen.«
Lisa lässt von mir ab und wir geben den anderen zu verstehen, dass wir aufbrechen möchten. Es scheint niemand etwas dagegen zu haben, also gehen wir geschlossen in Richtung Ausgang. Ich werfe einen letzten Blick auf Vinnie, der gerade irgendwas von Freundschaft ins Mikro kreischt. Tja, dieses Thema hat sich, was ihn angeht, allerspätestens heute endgültig für mich erledigt.
Wir sind schon fast draußen, als Goppels Blick auf uns fällt. Er reißt Vinnie das Mikro aus der Hand und zeigt auf uns.
»Hey!«, brüllt er. »Das feige Zeckenpack verpisst sich einfach, ohne sich zu verabschieden!«
Schlagzeuger und Gitarrist hören auf zu spielen, alle Blicke richten sich auf uns.
»Oh, Verzeihung!«, ruft einer der Antifa-Jungs. »Wie nachlässig von uns!«
Er streckt beide Mittelfinger in die Höhe, wir machen es ihm alle nach.
»Kein Benehmen, dieses dreckige, minderwertige Zeckengesocks!«, brüllt Goppel. »Kameraden, zeigt denen mal, wie man sich ordentlich verabschiedet!«
Er erhebt seine Hand zum Hitlergruß und die meisten folgen seinem Beispiel.
»Haut se! Haut se! Haut se auf die Schnauze!«, skandiert Goppel und stellt seinen Bass ab.
»Seht zu, dass ihr hier wegkommt«, sagt einer der Antifa-Jungs zu uns. »Hier wird’s gleich ungemütlich.«
»Auf gar keinen Fall«, sagt Steffen grinsend. »Ich bleib bei euch, das lass ich mir nicht entgehen, darauf hab ich den ganzen Abend gewartet. Schatz?« Er reicht Hannah seinen Rucksack und wendet sich an uns. »Bringt sie bitte raus und passt auf sie auf, okay?«
»Geht klar«, sagt Robbie.
Die Antifa-Jungs bauen sich vor uns auf, während einige der Glatzen mit geballten Fäusten vorrücken.
Ich greife nach Clarissas Hand, Christopher schnappt sich Lisa und wir bewegen uns mit Robbie und Hannah zusammen langsam rückwärts auf den Ausgang zu. Ein paar Glatzen stürmen auf die Antifa-Truppe zu, eine wüste Schlägerei beginnt. Plötzlich springt Goppel von der Bühne und sprintet auf uns zu, Knickel und eine andere Glatze folgen ihm. Bei uns angekommen, versperren die
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