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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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der Lage, lange ohne Pause und Wasser zu gehen. Letzteres teilten wir gleichmäßig unter uns auf. Kurz nach Mittag ging es zur Neige.
    Als wir schließlich im Dunkeln die Scheune erreichten, war die Bayen »Wringende Hände« nur noch ein plappernder Idiot, ihre Gefährtin war in dumpfe Teilnahmslosigkeit gefallen, und Schönchen, wie ich die Hochnäsige nannte, kochte vor Wut.
    Ich konnte kaum erwarten, endlich die Koffer zu öffnen.
    Die stumme Ber-nul erwartete uns weinend am Ende des Pfades. Wir wussten sofort, dass etwas nicht stimmte. Dass ausgerechnet sie geschickt worden war, uns zu empfangen, stumm und von daher unfähig, uns die Nachricht zu überbringen, unterstrich nur die Ungeheuerlichkeit der Schwierigkeiten, die uns erwarteten.
    »Kiz-dan ist tot!«, stieß ich hervor. Ich wollte den Koffer fallen lassen, den Lec-wey und ich trugen, um zu der Mühle zu rennen, deren widerlicher weißer Umriss am Fuß der Klippe kauerte. Doch wegen Lec-weys Protestschrei zerrte ich sie stattdessen ungeduldig weiter. Ber-nul winkte mit den Händen ab und schüttelte den Kopf.
    »Was? Was dann?«, schrie ich. »Sind die Zwillinge tot geboren worden?«
    »Die Antwort liegt vor uns«, knurrte Gelbgesicht grimmig.
    »Los jetzt.«
    Wir marschierten weiter, Ber-nul an der Spitze. Sie kommunizierte heftig gestikulierend mit Gelbgesicht, die ab und zu nickte. Die Bayen stolperten hinter uns her, eingeschüchtert durch unsere Furcht.
    Als wir uns der Mühle näherten, hallte uns dünnes Wehklagen durch die schwüle Luft entgegen.
    Ich erschauerte. Wer? Wer war es?
    Kein warmer Duft von gekochtem Essen schlug uns entgegen. Die Holzkohlen unter Ras-auns Kessel waren so schwarz wie der Himmel über uns. Wir bogen um die Ecke der Mühle. Lec-wey und ich waren bereits dabei, den Koffer zu Boden zu setzen…
    Als wir innehielten. Und glotzten.
    Djimbi. Eine ganze Gruppe von ihnen hockte vor der Tür. Sie sahen uns gelassen und unbekümmert an, betrachteten uns schweigend. Sie erhoben sich nicht.
    Gelbgesicht und die anderen Onai holten uns ein. Sie blieben ebenfalls wie angewurzelt stehen.
    »Also dann«, meinte Gelbgesicht nach einem Moment und setzte ihre Last ab. Lec-wey und ich folgten ihrem Beispiel. Die Bayen schlurften zwischen uns. Dann sahen sie die Djimbi, die nicht zu verwechseln waren. Der Vollmond schien auf ihre fleckige Haut, ihr moosartig verfilztes Haar, ihre Nacktheit, die Bögen und Köcher mit Pfeilen auf ihren Rücken. Bayen »Wringende Hände« sackte bewusstlos zu Boden, während eine ihrer Gefährtinnen aufschrie und herumtanzte, als hätte sie eine Schlange unter ihren Röcken. Wir ignorierten sie.
    Gelbgesicht nickte den Djimbi brüsk zu und rauschte in die Mühle. Ich folgte ihr auf dem Fuß.
    Der gelbe gleichmäßige Schein von Kerzenlicht erwartete uns. Von jeder Kerze stieg ein schwarzer gerader Finger aus Ruß zur Decke empor, und die Kerzen selbst standen rund um eine Gestalt, die viel zu ruhig auf dem Boden lag, Kieselsteine auf den Augen. Onai lagen um sie herum und zerkratzten sich vor Trauer mit den Fingernägeln die Arme. Ein erstickender Geruch herrschte in dem Raum, wie Honig, der in der Hitze schlecht geworden war.
    Es war Boj-est, unsere Älteste.
    Die Onai hielten schlagartig in ihrem Wehklagen inne. Eine sprach uns an. In dem dämmrigen Licht erkannte ich sie an ihrer Stimme, bevor ich ihr Gesicht sah.
    »Sie ist im Garten hingefallen und war tot, bevor ich bei ihr war«, sagte Nae-ser.
    Gelbgesicht holte tief Luft und stieß den Atem aus, als sie sprach. »Sie hat lange gelebt.«
    »Kiz-dan ist oben. Wir könnten auch sie verlieren.« Meine alte Lehrerin wischte sich die Augen. »Ein Junge und ein Mädchen. Beide sind gesund.«
    »Sie hat geboren?«, schrie ich. »Sie lebt?«
    »Und die Djimbi?«, fragte Gelbgesicht.
    Nae-ser zuckte mit den Schultern. »Sie sind gerade aufgetaucht. Zwei ihrer Frauen haben bei der Geburt geholfen. Sie sind noch bei Kiz-dan. Wären sie nicht gewesen, hätten wir Mutter und Kinder verloren.«
    Gelbgesicht nickte knapp und stieg die Treppe hoch. Ich folgte ihr.
    »Sie lebt, ja? Kiz-dan lebt?«
    Gelbgesicht blieb stehen, drehte sich um und starrte mich böse an. »Es würde dir gut anstehen, den Tod unserer Ältesten zu betrauern, Zar-shi.«
    »Was?« Dann begriff ich, was sie meinte. »Oh«, murmelte ich. »Entschuldige. Ja. Also …«
    Mit einem gereizten Schnauben wandte sich Gelbgesicht wieder um und erklomm die letzten Stufen.
    Auf dem Dachboden war es

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