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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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unserer größten Bemühungen ist der älteste Kuneus gestorben, der sich in unserer Obhut befand, und die Haut, die wir selbstverständlich für Seine Hochverehrte Exzellenz, den Ranreeb der Dschungelkrone, herrichteten, fand in seinen Augen keine Gnade.
    Ich bin gewiss, dass der bevorstehende Besuch Seiner Tempelheerschar bei keiner von uns mangelnde Frömmigkeit zutage fördern wird, sondern nur das Fehlen einiger Güter. Solltet Ihr sie uns senden können, würde das die Primitivität unserer Erscheinung hier lindern und möglicherweise die Zweifel des Ranreeb beschwichtigen, was unsere Kompetenz bei der Pflege der göttlichen Bullen betrifft, die sich in unserer Obhut befinden. Ich füge eine Liste der Gegenstände bei, die wir am dringendsten benötigen.
    Wenn Ihr meine Liebe Eurem Ersten Sohn ausrichten und ihm sagen würdet, dass ich ständig an ihn denke, würde meine Dankbarkeit keine Grenzen kennen.
    Möget Ihr stets vom Drachen gesegnet sein.
    Euer höchst reuiger Erster Garten der Kinder
     
    Trotz Ohd-slis wütender Proteste formulierte ich die Schriftrolle neu und ließ dabei ihre Bitte betreffs ihres Sohnes aus. Stattdessen fügte ich die Bitte ein, Orchids Sippe ihr Beileid auszusprechen wegen des Verlusts ihres Mädchens.
    »Mir ist ihre Sippe gleichgültig!«, schrie Ohd-sli. »Es sind arrogante Idioten, allesamt!«
    »Du willst deinen Gebieter wohl kaum daran erinnern, dass er einen Erstgeborenen Sohn hat, dass deine Verantwortung für ihn erloschen ist und du entbehrlich geworden bist. Du willst ihn an seine Liebe zu dir erinnern, nicht an seine Liebe zu seinem Sohn. Kapiert?«
    »Er ist mein Sohn, nicht seiner! Meiner!« Sie zerkratzte sich die Unterarme.
    Ich hatte es vorher nicht gewusst, hatte nie daran gedacht, sie zu fragen, aber als wir die Schriftrolle gemeinsam verfassten, erfuhr ich, dass sie eine Aristokratin aus Xxamer Zu war. Xxamer Zu, die Geburts-Brutstätte meiner Mutter, welche Mutters ersten Gebieter tötete, als der gerade in meinem Alter war.
    Vielleicht war es sogar Ohd-slis Vater gewesen oder ein anderer ihrer Bayen-Verwandten aus Xxamer Zu, der den Befehl gegeben hatte, meine Djimbi-Mutter aus ihrem Heim und ihrer Familie zu reißen.
    Also ignorierte ich ihren Gram.
     
    »Raffiniert«, bemerkte Gelbgesicht, als ich ihr an dem Abend vorlas, was ich geschrieben hatte. Wir hockten zu zweit draußen im Nebel, genau an der Stelle, wo Nae-ser mich zuerst in der Kunst des Schreibens unterwiesen hatte.
    Dass Gelbgesicht darauf bestand, mich heimlich zu treffen, verhieß nichts Gutes für unser Wohlergehen. Wenn sie nicht wollte, dass jemand von ihren Versuchen erfuhr, Tierons Schicksal zu beeinflussen, indem sie diese Schriftrolle versandte, wenn sie uns selbst das nicht anvertrauen konnte, dann war ihre Furcht, eine Onai würde unsere gemeinsamen Vergehen einem Tempelrevisor gestehen, begründet.
    Und Furcht einflößend.
    Um uns existierten nur Nebel und Furcht. Der Boden selbst wurde von diesem grauen, schimmernden Nichts verschluckt, das kaum eine Handbreit von meinen Zehen entfernt war. Ich lehnte mich gegen die Mühle. Und fürchtete, dass sie sich jeden Moment auflösen könnte. Ich balancierte wieder auf dem schmalen Grat zum Wahnsinn, dorthin getrieben durch Angst.
    Nebel, kalter, dunstiger Nebel, überzog mich mit Feuchtigkeit. Ich war von ihm umgeben, fühlte mich bedrängt. Dieser unendliche Nebel machte mich verrückt. Die Versuchung, in den dichten Dunst zu starren, in der Hoffnung, ihn durchdringen zu können, bereitete mir stechende Kopfschmerzen. Irgendwo über der Nebelwand musste der Vollmond schweben, denn der Nebel schimmerte in einem unheimlichen, flüssigen Licht. Mir tränten die Augen, als ich Gelbgesicht den Inhalt der Schriftrolle vorlas, meine Worte wie Dunst, der in dem undurchdringlichen Nebel verschwand …
    »Die Dinge, um die du bittest, sind wirklich erbärmlich«, fuhr Gelbgesicht fort. Sie trommelte wieder mit den Fingern gegen ihre Schenkel. »Und unterstreichen so unaufdringlich unsere Notlage und Armut. Sehr schlau.«
    Mein Magen rumpelte von den sauren Pilzen, die ich in mich hineingestopft hatte, als ich im Dschungel Nahrung sammelte. Ihr Geschmack lag wie Stärke auf meiner Zunge.
    Ich räusperte mich. »Ohd-sli glaubt, dass ihr Gebieter versuchen wird, unsere Bestrafung durch den Tempel abzuschwächen. Sie ist sich sicher, dass er sie am Leben erhalten will, ganz gleich, wie sehr er sie verachtet.«
    »Wie viel Einfluss kann er nehmen,

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