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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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Kobos Dash, hockte auf ihrem üblichen Fleck am Südende des Gartens und zermahlte Sesalnüsse zu Paste. Nicht weit von ihr schaufelte Korshans Rutkar Eierschalen und Muay-Futter durch die Stangen der Hütten, in denen sich unsere hauptsächliche Fleischquelle befand, die echsenähnlichen Renimgars.
    Die Normalität regierte.
    Es verwirrte mich, dass alles ganz normal aussah, trotz dessen, was gerade im Keller vorgefallen war. Jeder hätte doch von der Aura von Gewalt und Aufruhr beeinflusst werden müssen, die aus den feuchten Tiefen des Kellers aufstieg.
    »Komm«, sagte Waisi, und ich gehorchte hastig.
    Wir schoben die Eierkarre zu der Nische, in welcher das Paak zubereitet wurde, am Nordende des Frauenhauses, und legten die fünf Eier, die wir geholt hatten, in die leichten Vertiefungen des Eiertrogs, den wir zuvor über dem Paak-Fass befestigt hatten.
    Waisi hob den Corak von dem Wandhaken, während ich ein hartes Stück Palmrinde aus der staubigen Dose nahm, die immer in der Paak-Nische stand. Ich hockte mich hin und begann, die Borke zu einem feinen, roten Pulver zu mahlen, während sich mein Bauch verkrampfte und mir fast schlecht wurde, wenn eine Welle des Schmerzes von der Stelle ausstrahlte, an der Dono mich getroffen hatte.
    »Ich werde es ihm zeigen«, fauchte Waisi. »Ich werde eines Tages hier wegkommen.« Sie stach mit dem Corak in das untere Ende eines Eis.
    Rasch und geschickt zog sie das Instrument zurück. Die dreieckigen Zinken hinterließen drei kleine Löcher. Nicht ein einziges Stück Eierschale fiel ins Fass; Waisi konnte gut mit dem Corak umgehen. Eiweiß ergoss sich in schweren, langen Fäden in das Fass, nachdem sie alle fünf Eier angestochen hatte.
    »Ich werde eine Lustspenderin werden, die berühmteste in ganz Malacar …«
    »Eine Lustspenderin?«, quiekte ich. »Du?«
    Trübsinnig starrte sie in das Dschungelzwielicht. Der Corak in ihrer Hand zuckte.
    »Hältst du mich nicht für hübsch, du Göre?«
    Nein, das tat ich nicht. Hübsch ist leicht, süß, erfreulich. Waisi war nichts von dem. Sie war Vollmond, dunkle Schatten, eine Katze in Hitze, schien nur aus Klauen und geschwollener Vulva zu bestehen.
    Ihr Haar lag dicht und reglos auf ihrem Oberkörper, bis das Sonnenlicht darauf fiel; dann glänzte es mahagonifarben und golden. Ich habe gesehen, wie Männer wie vom Donner gerührt stehen geblieben sind beim Anblick von Waisis Haar in der Sonne, und anschließend sind sie immer schwankend weitergegangen, als wären sie betrunken. Großvater Maxmisha selbst ist direkt gegen eine Wand gelaufen, als er sah, wie Waisi sich mit breiten Hüften und flammendem Haar über die Paak-Formen beugte.
    Und dabei war das nur die Wirkung ihres Haares.
    Ihre Augen waren so schwarz wie gebranntes, über dem Feuer geschwärztes Steingut, aber wenn sie sich aufregte, schienen Kerzen darin entzündet zu werden, und sie funkelten in goldfleckigem Rostrot. Ihre Lippen ähnelten den marinierten Chilischoten, die wir an den Heiligen Tagen im Tempel opferten, rot und dick, mit honiggesüßtem Senf. Ihre Haut wirkte warm und schmackhaft wie ein frischer Heiliger Kuchen. Und sie bewegte sich so geschmeidig, als hätte sie keine Knochen im Leib.
    Nein, für hübsch hielt ich sie wirklich nicht. Sie war wie aus einer anderen Welt, eine, für die sich in meinem Vokabular, dem einer Neunjährigen, kein Ausdruck fand. Aber ich war klug genug, das nicht laut zu sagen.
    Mit trockenem Mund stieß ich nur heiser hervor: »Ich wünschte, ich würde so aussehen wie du.«
    Sie bückte sich und umarmte mich. Ich zuckte zusammen, als sie sich gegen meine schmerzhaften Prellungen presste, aber Waisi achtete nicht darauf, sondern drückte mich einfach noch einmal, ließ mich los und hängte dann den Corak wieder an den Wandhaken. Anschließend hockte sie sich neben mich auf den Boden und hackte Chilis auf einem Granitstein, der von dem scharfen Saft bereits rot gefärbt war. Es kümmerte sie nicht, dass sie mir mit ihrer Umarmung wehgetan hatte. Genauso wenig kümmerte sie, dass sie mich verlassen wollte, um eine Sex-Sklavin zu werden.
    Ich verstand sie nicht. Warum wollte sie unbedingt eine Kiyu werden?
    Selbst ich hatte so viel Geplapper in den Töpferschuppen aufgeschnappt, dass ich wusste, welches Elend solche Mädchen erleiden mussten; sie waren für immer in den Kiyu-Schuppen eingesperrt, ein verachtetes Spielzeug für Dutzende von Männern, von denen keiner zu ihrem Clan gehörte. Dann kam der Tod, wenn die stinkende

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