Auf ein Neues!: Roman (German Edition)
weinen oder in Selbstmitleid zu zerfließen; und sie verfluchte Griffin Stuart dafür, dass er sie jetzt dazu gebracht hatte. Nachdem sie tief durchgeatmet hatte, fühlte sie sich besser. Sie drehte den Schlüssel und startete den Wagen, doch bevor sie weiterfuhr, musste sie noch die Tränen abwischen, die ihr die Sicht nahmen.
»Danke, dass du gekommen bist.« Griff hielt seinem Freund die Haustür auf.
»Kein Problem.« Ryan trat ein, schleuderte seine Schuhe von sich und ging geradewegs in die Küche, wo er den Kühlschrank öffnete und eine Dose Cola herausnahm.
»Fühl dich wie zu Hause«, bemerkte Griff trocken.
Ryan grinste. »Tu ich doch.«
Seit ihrer Kindheit, als sie in einem heruntergekommenen Mietshaus Tür an Tür gewohnt hatten, war Ryan immer als Erster am Kühlschrank gewesen, wobei er in der Regel die letzte Dose Soda erwischte, sodass für Griff nur noch Wasser aus dem Kran übrig blieb. Für Jared hatte Ryan jedoch stets eine Ausnahme gemacht und die Siegesbeute mit ihm geteilt. Zusammen mit Griff hatte er auf das lästige Kind aufgepasst, das sie beide als kleinen Bruder betrachteten.
Ryan musterte seinen Freund. »Du siehst schlecht aus«, konstatierte er zwischen zwei Schlucken.
Griff fuhr sich durch das zerzauste Haar. »Ich fühl mich auch so.«
»Hast du sie wieder zum Schlafen gebracht?«
»O ja.« Griff folgte Ryan ins Wohnzimmer. »Aber da es bereits das dritte Mal ist, habe ich keine große Hoffnung, dass sie die Nacht durchschläft.« Er schaute zur Uhr auf dem Kaminsims.
Ein Foto von seinem Bruder und seiner Schwägerin, aufgenommen an Alix’ erstem Geburtstag, ließ ihn innehalten. Es sah aus, als mokierten sie sich über seine erzieherischen Bemühungen. Tut mir leid, dass ich euch enttäusche . Griff lenkte den Blick auf die Uhr rechts neben dem Bild.
Beinahe Mitternacht. Sein ganzer Körper schmerzte. Ob es am Schlafmangel lag oder daran, dass er sich, um seine Nichte zu beruhigen, zu lange über das Kinderbett gebeugt hatte, wusste er nicht. Selbst das Herz tat ihm weh, doch wenigstens das konnte er auf eine konkrete Ursache zurückführen. Griff schaute wieder auf das Foto.
»Es sollte mich jedenfalls nicht wundern, wenn sie noch einmal wach wird«, sagte er und zwang sich, sich wieder auf sein augenblickliches Problem zu konzentrieren. »Diese Nacht ist auch nicht viel anders als jede andere in den letzten Wochen und Monaten.«
Kaum dass er eingenickt war, wurde er von Alix’ schrillen Schreien wieder geweckt. Der Arzt hatte ihre Schwierigkeiten auf die neue Umgebung und die Abwesenheit ihrer Eltern zurückgeführt. Doch obwohl er Griff versichert hatte, dass die Lage sich bald beruhigen würde, war es nicht so gekommen. Sie hatte sich sogar verschlimmert.
»Warum hilft dir die Haushälterin nicht, wenn sie schon hier wohnt?«, fragte Ryan.
»Mrs. Baxter hat mir ja angeboten, in der Nacht einzuspringen, aber dann wäre sie tagsüber nicht zu gebrauchen. Unter den gegebenen Umständen bekommt sie wahrscheinlich schon aufgrund der räumlichen Nähe nicht sehr viel Schlaf. Wie auch immer, Alix braucht eine Person, die ihr vertraut ist. Und im Moment bin ich das.«
Ryan ließ sich mit seiner zweiten Cola in der Hand auf das Sofa fallen. »Und ich. Geh nach oben. Ich halte die Stellung. In meinem Job bin ich es gewohnt, die ganze Nacht wach zu bleiben, und meine Koffeindosis habe ich auch schon intus.« Er wedelte mit der Dose. »Du brauchst deinen Schlaf. Wenn du die Verhandlung verpennst, kannst du vor Gericht nichts erreichen.«
»Ich weiß das zu schätzen, mein Freund. Du hast etwas gut bei mir.«
»Stimmt. Ist das Leben nicht schön?« Ryan grinste.
»Es war schon mal schöner.«
»Wahrscheinlich hast du, seit der Zwerg bei dir eingezogen ist, nicht ein einziges Mal richtig durchgeschlafen, oder?«
»Du sagst es.«
Ryan schnaubte ungläubig. »Das kam ja wie aus der Pistole geschossen. Bist du sicher, dass du nicht noch einmal darüber nachdenken willst?«
»Du gehst mir auf die Nerven, Jackson.«
»Mag sein. Aber wie wär’s mit etwas mehr Ehrlichkeit? Es kommt mir so vor, als hättest du mal von einer gewissen Nacht erzählt, in der du gedacht hast, das Problem sei aus der Welt.«
»Wenn du schon alles weißt, warum löcherst du mich dann so?«
»Weil Freunde dazu da sind, dich mit Dingen zu konfrontieren, die du dir nicht eingestehen willst.« Ryan legte die Füße aufs Sofa.
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