Auf ein Neues!: Roman (German Edition)
»Also?«
»Alsogut.LetzteWochehatAlixeineNachtRuhegegeben.Ichhabeabertrotzdemnichtgutgeschlafen.«SeitdemTag,andemChelsieweinendweggelaufenwar,wurdeGriffständigvoneinerkompliziertenMischungausSchuldundVerlangengeplagt.DiesewechselndenGefühlefürChelsieRussellhattenihnabendsamEinschlafengehindert,sodassersichauchindereinenNacht,inderAlix beschlossen hatte zu schlafen, im Bett gewälzt hatte.
Die Auseinandersetzung hatte ihn ziemlich mitgenommen, körperlich und seelisch, was nur gerecht war, wenn man bedachte, wie schlecht er Chelsie behandelt hatte. Anscheinend war sein Selbsterhaltungstrieb mit ihm durchgegangen.
»Aha«, murmelte Ryan.
»Hör bloß auf mit deinem Aha . Ich geh jetzt ins Bett.«
»Wenn du mich fragst, braucht ihr sie beide, du genauso wie Alix.«
»Wir haben uns, Ryan, und wir brauchen niemand anders.« Schon gar keine Frau, die es fertigbrachte, sein Leben auf den Kopf zu stellen. Er hatte selbst erlebt, wie weit sie gehen würde, um ihren Willen zu bekommen. Kein bisschen anders als Deirdre oder seine sogenannte Mutter. Ganz egal wie Chelsie Russell auf ihn wirkte – und er konnte nicht leugnen, dass sich jedes Mal, wenn er nur an sie dachte, etwas in ihm regte –, in seinem ohnehin schon viel zu komplizierten Leben konnte er sie nicht gebrauchen.
»Wenn du unbedingt den Einsiedler spielen willst … « Ryan schaltete den Fernseher ein.
»Sei nicht böse, wenn ich nicht bleibe und deinen philosophischen Ergüssen lausche, aber ich muss etwas Schlaf nachholen.« Griff wandte sich der Tür zu.
»Süße Träume.«
Griff ignorierte die Stichelei und das leise Glucksen seines Freundes. Für eine Nacht ungestörten Schlaf sah er gern über Ryans traurige Witze hinweg.
Er ging in sein Schlafzimmer, zog sich aus und ließ sich erschöpft auf die kühlen Laken fallen. Er hatte damit gerechnet, sofort einzuschlafen, doch stattdessen blieb er wach liegen, und seine Gedanken drehten sich nur um – Chelsie Russell.
Bisher hatte er es vermieden, eine Verbindung zwischen Alix’ Verfassung und dem Treffen mit ihrer Tante herzustellen, jener hochinteressanten Anwältin, die ihn bis in seine Träume verfolgte.
Chelsies Eltern schienen jedenfalls nicht mehr an Alix interessiert zu sein. Seit der Verhandlung vor einem Monat waren sie nur ein einziges Mal vorbeigekommen. Da der Richter in seinem Urteil die Bedeutung der Familienbande noch einmal unterstrichen hatte und Griff ihm tief im Herzen zustimmte, war er durchaus bereit gewesen, den Russells beaufsichtigte Besuche zu gestatten. Doch nachdem die Herrschaften entdeckt hatten, dass das Gerichtsurteil nichts an ihrem Status im Country Club änderte, passte die Enkeltochter anscheinend nicht mehr in ihre Pläne. Wenn ihre oberflächlichen Freunde sie so oder so akzeptierten, war es nicht mehr nötig, sich mit einem Kind zu belasten.
Ein Teil von Griff hatte die Möglichkeit erwogen, dass Chelsies Eltern tieftraurig und aufgebracht sein könnten, nicht nur ihre Tochter, sondern auch noch das Sorgerecht für ihre Enkelin verloren zu haben. Aber das erklärte nicht, warum sie nun genau jenes Kind ignorierten, dessen Leben sie zu ändern versucht hatten. Doch welche Gründe es auch für ihre Zurückhaltung geben mochte, Griff war nicht überrascht. Er fühlte vielmehr Erleichterung.
Für Alix machte das glücklicherweise keinen Unterschied. Ihre Nächte blieben rastlos, mit oder ohne Großeltern in ihrem Leben. Bei Chelsie lagen die Dinge etwas anders. Ob es Griff nun gefiel oder nicht, und es gefiel ihm definitiv nicht, Alix reagierte eindeutig positiv auf sie. Offenbar vermittelte sie dem kleinen Mädchen ein Gefühl der Sicherheit, das ihm ansonsten fehlte. Dass die kühle Anwältin etwas für seine Nichte tun konnte, was ihm nicht gelang, bedrückte ihn. Gern hätte er sich eingeredet, dass die eine friedliche Nacht in diesen unruhigen Wochen reiner Zufall gewesen war. Doch tief im Innern wusste er es besser. In Chelsies Gegenwart hatte das Kind öfter als sonst gelacht und gekichert.
Griff boxte in sein Kissen und schob einen Arm unter den Kopf. Die einzige Person, die er meiden musste, war gleichzeitig diejenige, die Alix brauchte, um auf den Weg der Besserung zu kommen. Und die Gefühle seiner Nichte hatten Vorrang vor seinen eigenen.
Aber konnte er in Chelsies Nähe sein, ohne sich an ihre Rolle im Sorgerechtsstreit zu erinnern oder sie mit den selbstsüchtigen Frauen aus seiner Vergangenheit zu vergleichen, seiner Mutter und seiner
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