Auf ein Neues!: Roman (German Edition)
Verlobten? Er dachte an das zerlesene gelbe Buch, das Alix ständig mit sich herumtrug, und seufzte tief. Chelsie passte ins Bild … und auch wieder nicht.
Alix’ Schreie durchschnitten die Nacht. Griff war schon halb aus dem Bett, als ihm einfiel, dass Ryan Wache schob. Er ließ sich wieder auf die Matratze sinken und stöhnte laut.
Chelsie Russell. Konnte er in ihrer Nähe sein, ohne sie zu begehren? Bald würde er es wissen.
Chelsie schaltete den Fernseher ein und schob eine Übungskassette in den Videorekorder. Sie turnte lieber allein als zusammen mit den Mitgliedern des Fitnessclubs gleich neben ihrem Büro. Ihre Sekretärin und Wohnungsnachbarin, eine rundum zuverlässige Quelle, hatte ihr erklärt, dass die meisten Frauen nur dorthin gingen, um einen passenden Partner zu finden. Und da Chelsie vorhatte, sich von der männlichen Spezies fernzuhalten, war ihr Appartement zum Trainieren ebenso gut geeignet wie jeder andere Ort.
Chelsie fasste die Haare mit einem Gummiband zusammen und sperrte ihrer Nachbarin schon einmal die Tür auf. Obwohl ihre Sekretärin sehr tüchtig war, kam sie immer zu spät und ließ sich manchmal überhaupt nicht zum Training blicken. Da Chelsie die letzten beiden Tage nicht aus dem Gerichtssaal herausgekommen war, wusste sie nicht, welche Pläne ihre Nachbarin hatte, deshalb beschloss sie, allein anzufangen.
Sie begann mit einer Reihe von schwierigen Dehnungsübungen, ehe sie zu richtigen Entspannungstechniken überging. Nach einem so langen Tag hatte sie beides nötig. Dass sie beinahe Griffin Stuart begegnet wäre, hatte ihn auch nicht besser gemacht. Sie hob den rechten Arm und zählte laut »Und eins … und zwei … « Obwohl sie wusste, dass Griffin mittlerweile zu Hause arbeitete, konnte sie ihn sich als Anwalt am Familiengericht nicht recht vorstellen. Nach seiner heftigen Attacke vor ein paar Tagen hatte sie eigentlich gedacht, dass er sich auch weiterhin mit Lügnern und Betrügern beschäftigen würde. Sie ließ den rechten Arm sinken und hob den linken. »Und eins … und zwei … «
Wenn man es mit gescheiterten Ehen und traumatisierten Kindern zu tun hatte, brauchte man Herz. Und obwohl Griffin ein Herz für Alix gezeigt hatte, hatte Chelsie auch seine andere Seite zu spüren bekommen. In dem Bemühen, ihm aus dem Wege zu gehen, war sie durch die nächstbeste Tür verschwunden und in der Cafeteria gelandet, wo sie einem plötzlichen Heißhunger auf Schokolade nachgegeben hatte. Nun musste sie dank eines Mannes, für den verzeihen anscheinend ein Fremdwort war, Stress und Süßigkeiten abarbeiten.
Beinheber, stellte sie fest, als sie das rechte Bein in die Höhe streckte, waren wesentlich schmerzhafter, wenn man zwischen den Trainingseinheiten eine Woche verstreichen ließ. Sie hätte weniger Fälle annehmen sollen, doch sie wusste, dass sie es nicht schaffte, Mandanten in Not abzuweisen. Obwohl sie schwer atmete, fühlte sie sich gut, so als würden all die Dämonen, die Griffin Stuart hervorgelockt hatte, wieder aus ihrem Leben vertrieben.
Die Erfahrung hatte sie gelehrt, ihre Lektion gleich beim ersten Mal zu lernen. Ein »Es tut mir leid« war nur dann ernst zu nehmen, wenn die Person, die es sagte, fähig und willens war, den begangenen Fehler nicht noch einmal zu machen. »Ich habe es nicht so gemeint« sagten Feiglinge, die keine Verantwortung für ihre Taten übernahmen. Ihrem Mann hatte sie das einmal zu oft geglaubt. Sie war bei ihm geblieben und hatte teuer dafür bezahlt. Es gab nicht nur den körperlichen Missbrauch, und jede Beziehung dieser Art war eine zu viel.
Bei Griffin war sie kurz ins Straucheln geraten, doch das würde ihr nicht wieder passieren. Sie hatte nicht die Absicht, ihm eine dritte Gelegenheit zu geben, sie zu verletzen. Und sie wollte von ihm auch nicht mehr an ihre schmerzliche Vergangenheit erinnert werden. Nein, sie konnte sich auch in seiner Abwesenheit mit ihrer Nichte treffen.
Chelsie steckte eine lose Haarsträhne zurück in den Pferdeschwanz, wechselte die Seiten und hob das linke Bein. Sie würde nicht die andere Wange hinhalten. Sicher, sie hatte einen riesigen Fehler begangen. Aber sie hatte sich auch dafür entschuldigt. Griffins schöne Augen und sein gutes Aussehen gaben ihm nicht das Recht, sie wie Dreck zu behandeln.
Er war es nicht wert, dass sie noch einen Gedanken an ihn verschwendete.
Warum hast du dann eine gesamte Trainingseinheit damit zugebracht, nur über ihn nachzudenken? Chelsie hatte nicht vor,
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