Auf ein Neues!: Roman (German Edition)
zum ersten Mal seine Umgebung. Kristalltierchen und fragile Schaustücke setzten die Akzente bei der ansonsten kühlen Einrichtung, die hauptsächlich aus Glas und Leder bestand. Wohl kaum der richtige Platz für ein Kind. Gut, dass er Alix zu Hause gelassen hatte, bei Mrs. Baxter. Ihn schauderte bei dem Gedanken an den Schaden, den das kleine Mädchen in einem solchen Zimmer hätte anrichten können.
Griff nahm ein gläsernes Kaninchen und fuhr mit den Fingerspitzen über die glatten Konturen. Miss Russell hatte offensichtlich eine Schwäche für schöne Dinge. Das erinnerte ihn an seine Mutter und an die teuren Sachen, die sie mit nach Hause zu bringen pflegte, wenn sie mit einem ihrer vielen Verehrer unterwegs gewesen war. »Eine Frau möchte mehr vom Leben«, hatte sie ihm an dem Nachmittag erklärt, an dem er ihr beim Packen zugesehen hatte. »Mehr als dein Daddy mir geben kann. Aber ich werde es bekommen, wart’s ab.«
Ehe sie den ramponierten Koffer geschlossen hatte, hatte sie sich noch einmal umgesehen und den zerkratzten Couchtisch in der Mitte des Zimmers ins Auge gefasst. Und Griff, der damals ein zwölfjähriger Junge gewesen war, hatte gedacht, dass sie das Bild von ihm und Jared mitnehmen und irgendwann wiederkommen würde. Doch stattdessen hatte sie ein Parfumfläschchen ergriffen, eins der vielen Geschenke, die sie benutzt hatte, um vor seinem Vater mit ihren Affären zu protzen. Er hatte sich geirrt. Und nun sah es so aus, als wäre Chelsie genauso wie seine Mutter und seine Ex-Verlobte, versessen auf schöne Dinge, die ihr wahrscheinlich wichtiger waren als Menschen.
SeinBesuchwareinFehler.DieseFraukonnteAlixnichthelfen.ErsollteaufdemAbsatzkehrtmachenundgehen,ehesiewiederkam.Fasthätteeressogargetan,dochdannfielihmdasBücherregalinderEckeauf.EsenthieltnebenteurenKinkerlitzchenaucheinigeBücher,diedeutlicheAlters-undGebrauchsspurenaufwiesen.EinLeerraumzwischenzweiBändendeutetedaraufhin,dasseinExemplarfehlte.GriffdachteanAlixundandasverflixtegelbeKinderbuch,dassienichtmehrhergab.Dawaren sie wieder – Miss Russell und ihre Widersprüche.
Hinter sich hörte er ein Räuspern. Mit einem Laut, der halb Seufzen, halb Stöhnen war, drehte er sich zu Chelsie um. Sie hatte die langen Beine in einer ausgebeulten Trainingshose versteckt, die zu ihrem viel zu großen Sweatshirt passte. Dummerweise sah sie jetzt nicht mehr sexy, sondern lieb und knuddelig aus, was seine Laune auch nicht verbesserte.
»Das Kaninchen habe ich am liebsten«, sagte sie.
Mit gerunzelter Stirn stellte er das Tier wieder an seinen Platz.
»Um auf deinen Vorwurf zurückzukommen.« Chelsie deutete auf die Tür. »Zunächst einmal wohne ich in einem gut bewachten Haus. Und die Tür war unverschlossen, aber nicht offen.«
»Als ob das für einen Einbrecher oder Vergewaltiger einen Unterschied machte«, erwiderte Griff. »Und sie muss aufgegangen sein, während du schliefst.«
»Oh.« Anscheinend ehrlich betroffen sah Chelsie zu Boden.
Wenigstens hatte er sie in puncto Sicherheit belehren können.
Plötzlich schaute Chelsie wieder hoch und kniff misstrauisch die Augen zusammen. »Aber wie bist du hier heraufgekommen, ohne dass der Portier dich angekündigt hat?«
»Ich habe mich an eine große Gruppe gehängt, die in ein anderes Stockwerk wollte. Ich dachte, wenn ich mich vorher anmelde, würdest du nicht allzu erfreut reagieren.«
»Da könntest du recht haben.«
»Und wenn ich so ins Haus gelangen konnte, hätte es auch jeder andere geschafft.«
»Schon begriffen. In Zukunft werde ich vorsichtiger sein, obwohl ich tatsächlich jemanden erwartet habe.«
Mann oder Frau? Das geht dich nichts an. Dieser Abend entwickelte sich anders als geplant. Er hatte sein Denken und Tun nicht mehr unter Kontrolle. Er musste sich auf den Grund seines Besuchs konzentrieren und nicht auf die Vergangenheit … oder Chelsies unglaublich lange Beine. »Gut«, murmelte er.
»Was möchtest du?«, fragte sie.
Dich . Völlig frustriert schüttelte Griff den Kopf. Reiß dich zusammen, ermahnte er sich. »Also, ich weiß, dass ich dich erschreckt habe, und es tut mir leid.«
Chelsie kreuzte die Arme vor der Brust. »Entschuldigung angenommen.«
Die Stille in der kleinen Wohnung setzte ihm zu. Offenbar hatte Chelsie vor, ihn für sein schlechtes Benehmen letzte Woche büßen zu lassen. Für Alix tue ich alles, dachte Griff, und bereitete sich darauf vor, zu Kreuze kriechen zu müssen.
Kapitel 3
Chelsie musterte ihren Überraschungsgast, der
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