Auf ein Neues!: Roman (German Edition)
zu haben. Nach allem, was er ihr an den Kopf geworfen hatte, hätte es ihn nicht gewundert, wenn sie die Gelegenheit ergriff.
»Was ist los? Ist Alix okay?«
Griff kniff die Augen zusammen. »Ist das alles? Kein ›Hab ich dir doch gesagt‹?«
»Wäre dir das lieber? Hier geht es um wichtigere Dinge als darum, wer recht oder unrecht hat. Ist Alix okay?«, fragte sie noch einmal mit anscheinend echter Besorgnis.
»Ja und nein.« Chelsie war es gelungen, ihn zurechtzuweisen und zu beschämen, ohne irgendeine weibliche Taktik anzuwenden. Ohne Tränen, ohne Szenen, einfach durch ihre Ehrlichkeit. Obwohl Griff beeindruckt war, ermahnte er sich, vorsichtig vorzugehen. Er war schon zu oft in die Irre geführt worden.
»Also was jetzt?«, fragte Chelsie.
»Ein bisschen von beidem.« Dann begann Griff mit einer detaillierten Schilderung seiner Nächte seit der Zeit, in der Alix in seiner Obhut war, wobei kurz gefasst von viel Hin- und Hergelaufe und wenig Schlaf die Rede war. »Abgesehen von dem Tag, an dem du vorbeigeschaut hast. An diesem Nachmittag und Abend war sie so, wie ich sie in Erinnerung hatte. Das Kind, das mein Bruder und deine Schwester großgezogen haben. Ich bin verzweifelt genug, das nicht für einen Zufall halten zu wollen. Deshalb möchte ich gern, dass du mehr Zeit mit Alix verbringst. Sie regelmäßig besuchst.«
Als sie diese Bitte hörte, riss Chelsie erstaunt die dunklen Augen auf. Griff sagte sich, dass er mehr als ein paar Tage Zeit gehabt hatte, sich an diese Vorstellung zu gewöhnen, während ihr nur eine Sekunde blieb. Falls ihr Hilfsangebot ernst gemeint war, würde es keine Probleme geben. Doch wenn es unaufrichtig gewesen war, nur eine vorübergehende Laune, um ihre Schuldgefühle zu beruhigen, fand er es besser heraus, ehe Alix irgendwie zu Schaden kam.
»Besuche am Abend, zum Essen«, erklärte er. »Einfach um dabei zu helfen, ein verlässliches Umfeld zu schaffen. Sobald sie besser schläft, lass ich dich wieder vom Haken.«
Chelsie schüttelte so heftig den Kopf, dass ihr Pferdeschwanz hin und her flog. »Ich kann nicht.«
»Du meinst, du willst nicht.« Griff weigerte sich zuzugeben, dass sie ihn wieder enttäuscht hatte. Ihm war die ganze Zeit klar gewesen, dass es für Chelsie nichts zu gewinnen gab, wenn sie ihn unterstützte. Obwohl sie stets behauptet hatte, Alix’ Wohl läge ihr am Herzen, war ihr neu erwachtes Interesse an seiner Nichte wohl nur darauf zurückzuführen, dass sie ihren Eltern helfen und die beruflichen Vorteile nutzen wollte, die sich womöglich daraus ergaben. Schließlich hatten die Russells einflussreiche Freunde, die dazu gebracht werden konnten, eine neue Anwältin zu engagieren.
Vielleicht war Chelsie sogar kurz von Gewissensbissen geplagt worden, weil sie ihre Schwester auf Distanz gehalten hatte. Vielleicht auch nicht. Möglicherweise war sie auch auf Bitten ihrer Eltern bei ihm vorbeigekommen.
»Ich meine, ich kann nicht.«
»Ganz egal. Wie man es auch dreht und wendet, es kommt immer das Gleiche dabei heraus. Nein heißt Nein.« Griff umfasste die Armlehne des Ledersofas und stemmte sich hoch. »Danke für deine Zeit.« Ohne ein weiteres Wort ging er zur Tür.
»Warte.« Chelsies Stimme erreichte ihn, ehe er im Hausflur angekommen war.
Als Griff sich umdrehte, war sie direkt hinter ihm, und er musste sie am Oberarm festhalten, damit sie nicht mit ihm zusammenprallte. Ein Flackern in ihren Augen zeigte, dass die unerwartete Berührung sie aus der Fassung brachte. Auch ihr verwirrter Gesichtsausdruck und die geröteten Wangen verrieten den inneren Aufruhr. Griff hatte das Gefühl gehabt, allein in einem Gefühlschaos zu stecken. Dass es Chelsie genauso ging, überraschte ihn.
Trotz mehrerer Schichten Kleidung spürte er an den Fingerspitzen ihr warmes Fleisch. Fest und weich – wieder einer ihrer Widersprüche. Dieser allerdings ließ seinen Körper zum Leben erwachen. Der Drang, den Kopf zu senken und ihren vor Staunen leicht geöffneten Mund zu küssen, war unwiderstehlich.
Ehe Griff sich eines Besseren besinnen konnte, beugte er sich vor, um das, was sie ihm anzubieten schien, zu kosten. Er drückte seinen Mund auf ihren und Chelsies Lippen gaben bereitwillig nach.
Dann streichelte er sie gierig. Selbst durch die hinderliche Kleidung hindurch war jede Kurve zu ertasten. Griff atmete aus, und beim nächsten Atemzug wurde er von einem berauschenden Duft erfüllt, der dafür sorgte, dass seine Hände sich ballten und auch andere Teile
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