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Auf ein Neues!: Roman (German Edition)

Auf ein Neues!: Roman (German Edition)

Titel: Auf ein Neues!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carly Phillips
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Erschöpfung machte sich bemerkbar. Sie überfiel ihn wie ein gut bekannter, aber unwillkommener Besucher. Für einen Abend hatte er genug Süßholz geraspelt, und er hatte noch eine schlaflose Nacht vor sich.
    Chelsie folgte ihm durch die schmale Diele und hielt die Tür auf, als er in den Hausflur trat. Hätte er es nicht besser gewusst, hätte er gesagt, dass sie mitgenommen wirkte. Aber er musste sich täuschen. Wenn einer von ihnen beiden an diesem Abend auf eine emotionale Achterbahnfahrt gegangen war, dann er. Sie hatte nur das Vergnügen gehabt, dabei zusehen zu dürfen.
    »Gute Nacht, Chelsie.« Er ging auf die Reihe von Aufzügen zu.
    »Griff?«
    Der sanfte Klang ihrer Stimme veranlasste ihn, sich noch einmal umzudrehen. »Ja?« Ein Fünkchen Hoffnung glomm in ihm auf.
    Chelsie machte den Mund auf, als wollte sie etwas sagen, doch dann klappte sie ihn wieder zu und schüttelte nur den Kopf. Allein in dem leeren Flur wirkte sie klein und zart, so als müsse er schützend die Arme um ihre schmale Taille legen. Die Aufzugstür öffnete sich und hielt ihn davon ab, diesem unerwünschten Drang nachzugeben.
    Griff wappnete sich gegen den Ansturm seiner widersprüchlichen Gefühle und betrat den Fahrstuhl, ohne sich noch einmal umzusehen. Dann lehnte er sich an die Wand und drückte den Knopf für das Erdgeschoss heftiger, als es nötig war.
    Wann würde er es endlich lernen? Obwohl er gedacht hatte, die Fähigkeit, jemandem zu vertrauen, verloren zu haben, musste ein Teil von ihm dummerweise an Chelsie geglaubt haben, sonst wäre er nicht hergekommen. Er hatte sich eingebildet, es gäbe eine emotionale Verbindung zwischen seiner Nichte und dieser Anwältin. Alix’ Tante, korrigierte er sich.
    Deswegen hatte er insgeheim gehofft, dass Chelsie am Ende doch anders sein könnte als die anderen Frauen in seinem Leben.
    Griff unterdrückte ein bitteres Lachen. Chelsie war kein bisschen anders, nur besser darin, ihn vorzuführen. Ihr Interesse an Alix war nicht größer als das ihrer Eltern.
    Mit zitternden Händen goss Chelsie sich eine Tasse Kräutertee ein. Was an Lockerung von ihrer Übung noch übrig gewesen war, hatte sich längst verflüchtigt. Jeder Muskel in ihrem Körper war verhärtet vor lauter Stress und Anspannung. Der enttäuschte Ausdruck in Griffs Augen hatte sie ins Mark getroffen.
    Wann war seine Meinung ihr so wichtig geworden? Als er sie geküsst hatte? Als sein Körper sich in seiner ganzen Länge an sie gedrückt hatte? Oder als sie auf eine nie gekannte Weise auf ihn reagiert hatte?
    Bei dem Versuch, die Tasse an die Lippen zu führen, schwappte der Tee über den Rand. Verdammt, Männer sollten ihr doch egal sein . Dieser aber war es nicht und ihre Nichte auch nicht. Doch wie konnte sie ihm die Wahrheit sagen? Dass sie sich fürchtete, ein emotionales Band zu Alix – und ihm – zu knüpfen, nur damit er es wieder durchschneiden konnte, wenn ihm danach war? Trotz der Tatsache, dass er sie momentan brauchte, würden sie sich am Ende trennen. Das war ihr klar geworden, als Griff ihren Kuss so abrupt beendet hatte – was sie schon viel früher hätte tun sollen.
    Sie würde immer eine Randfigur in Alix’ Leben sein, obwohl sie gern eine Beziehung zu ihrer kleinen Nichte aufgebaut hätte. Aber wenn sie es sich erlaubte, Alix jeden Tag zu sehen, es sich gestattete, sich ernsthaft an sie zu binden, würde die daraus entstehende Leere sie zwingen, ihren schlimmsten Albtraum noch einmal zu durchleben. Die Fehlgeburt und die Misshandlung, die dazu geführt hatte, waren schon traumatisch genug gewesen, doch als der Arzt ihr mitteilte, dass sie kein Baby mehr bekommen könne, waren ihre Träume zerbrochen und ihr Leben hatte sich von Grund auf geändert. Sie hatte gelernt, sich nichts zu wünschen, was sie nicht bekommen konnte.
    Griff und Alix waren eine kleine Familie, die Art von Familie, die sie nie haben würde. Sich bewusst in eine Situation zu bringen, die Seelenqualen garantierte, war schlichtweg dumm. Sie hatte das Richtige getan. Sie konnte ihre Nichte nach wie vor sehen, aber zu ihren Bedingungen. Sicheren Bedingungen.
    Aber der Ausdruck in Griffs Augen … ihm und Alix ging es nicht gut. Auch wenn Chelsie bezweifelte, dass sie die Lösung war, die Griff so dringend brauchte, er glaubte daran, und zwar so sehr, dass er seine anhaltenden Zweifel hintanstellen und Alix in ihre Obhut geben wollte. So viel Vertrauen sollte eigentlich belohnt werden, dachte Chelsie, ohne einer Entscheidung näher

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