Auf ein Neues!: Roman (German Edition)
Informationen, damit sie wusste, worauf sie sich gefasst machen musste.
»Ich habe Jeffreys Schubladen und Ordner durchsucht, nach verstecktem Geld oder irgendetwas anderem, was mir helfen könnte. Dabei fand ich das Scheidungsurteil.«
»Hat er Ihnen nicht gesagt, dass er schon mal verheiratet war?«
»Nein.«
Chelsie erlaubte sich einen schnellen Blick auf Amanda, dann konzentrierte sie sich wieder auf die Straße. Das dunkle Haar der Frau reichte bis zu den Schultern. Griff hatte recht. Aus der Entfernung hätte man sie beide für Schwestern halten können.
»Aber jetzt, wo ich Sie kennengelernt habe, verstehe ich, warum er mich geheiratet hat«, sagte Amanda.
»Pfff. Zum Zeitpunkt unserer Scheidung hatten wir nichts mehr füreinander übrig. Ich kann Ihnen versichern, dass Jeff eine Frau nicht deswegen heiraten würde, weil sie ihn an mich erinnert.«
»Eher weil sie leicht zu beeinflussen ist und ohne Widerrede gehorcht.«
Chelsie lenkte den Wagen auf den hinteren Parkplatz des Frauenhauses. Dann stellte sie den Motor ab und wandte sich der Frau neben ihr zu. »Mag sein, dass Sie das getan haben, aber Sie sind da herausgekommen. Sie haben sich und Ihren Sohn gerettet. Seien Sie stolz auf sich, statt sich für Dinge zu schämen, die nicht mehr zu ändern sind.« Chelsie lächelte. »Die Betreuerinnen hier werden Ihnen helfen zu verstehen, dass Ihr Mann derjenige ist, der ein Problem hat, nicht Sie.«
»Werden Sie mir auch helfen?«
»Ich werde alles tun, was das Gesetz mir erlaubt, aber ich halte es für besser, wenn Griff den Fall übernimmt. Sie wollen doch nicht, dass Jeff etwas gegen Sie in der Hand hat. Wenn seine Ex-Frau Sie vertritt, könnte es ein Problem geben. Außerdem haben Sie den Termin mit Griff gemacht.«
»Nur weil ich dachte, Sie würden vielleicht ahnen, wer ich bin, und sich weigern, mich zu empfangen. Ich wollte persönlich mit Ihnen reden.«
»Haben Sie Griff eingeweiht?«
»Nein. Erst wollte ich mit Ihnen sprechen.«
»Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich es ihm auf meine Weise beibringe?«
Amanda schüttelte den Kopf.
Irgendwie würde Chelsie sich erklären müssen. Weil sie aus reinem Egoismus die Klage gegen ihren Ex-Mann zurückgezogen hatte, war es ihm möglich gewesen, eine andere Frau zu misshandeln. Es fiel ihr nicht leicht, sich das einzugestehen, und sie musste dafür sorgen, dass dieser Fehler korrigiert wurde. Jetzt hatte sie die Gelegenheit dazu.
Im Laufe des Verfahrens gelang es ihr vielleicht sogar, etwas von der Schuld zu tilgen, die mit jedem Jahr drückender wurde. Erst als sie damit konfrontiert worden war, dass Amanda den Mut hatte zu gehen, ehe ihr Kind zu Schaden kam, war Chelsie klar geworden, was für eine schwere Last sie mit sich herumgetragen hatte.
Zeit, sich der Vergangenheit zu stellen, dachte sie – und sich selbst. Doch dazu musste sie zuerst einmal aufrichtig sein.
Chelsie wandte sich wieder an Amanda. »Wenn Sie irgendetwas brauchen, jemanden zum Reden oder was auch immer, zögern Sie nicht, mich anzurufen.« Sie wühlte in ihrer Handtasche und kramte eine alte Visitenkarte hervor. Auch wenn Amanda die Nummer wohl schon hatte, schrieb Chelsie ihr vorsichtshalber Griffs Büronummer dazu. »Da können Sie mich erreichen oder eine Nachricht hinterlassen. Ich höre den Anrufbeantworter regelmäßig ab.« Chelsie zögerte. »Ich bin jederzeit für Sie da.«
Amanda befingerte die Karte in ihrer Hand und lächelte dankbar. »Das ist sehr nett.«
»Gern geschehen. Eine Frage noch, ehe wir reingehen.«
»Ja?«
»Warum ich? Warum haben Sie mich gesucht? Warum sollte ich Sie vertreten?«
Die andere Frau starrte aus dem Fenster. »In der Nacht, bevor ich gegangen bin, habe ich Jeff damit konfrontiert, dass er schon einmal verheiratet war. Wir haben uns gestritten, weil er mich angelogen hat, und ich habe ihn gefragt, warum ihr euch getrennt habt.« Amanda zögerte, offensichtlich war es ihr unangenehm, den Rest zu erzählen.
Doch was er auch gesagt haben mochte, Chelsie konnte damit umgehen. Was sie anging, hatte sie das Schlimmste schon hinter sich.
»Er sagte, seine … ich meine, er sagte, Ihre Arbeit wäre immer an erster Stelle gekommen.«
Chelsie lächelte grimmig. »Bitte beschönigen Sie es meinetwegen nicht.« Sie hatte Jeffrey in seinen vulgärsten Phasen erlebt, vielleicht nicht zu Beginn ihrer Ehe, aber mit Sicherheit am bitteren Ende. »Seien Sie ehrlich, bitte.«
Amanda holte tief Luft. »Er hat gesagt, seine frigide Frau
Weitere Kostenlose Bücher