Auf ein Neues!: Roman (German Edition)
hätte sich ihre Leidenschaft für die Arbeit aufgehoben. Sie hätte es nicht geschafft, ihn im Bett zu befriedigen.« Langsam wandte sie den Kopf vom Fenster ab. »Da Jeffrey sich die Mühe machte, Ihr berufliches Engagement anzuführen, konnte ich mir ausrechnen, dass Sie gut sein müssen.« Amandas zarte Züge verrieten, wie ungern sie die Wahrheit gesagt hatte. »Es tut mir leid«, flüsterte sie.
Chelsie zuckte die Achseln. Vielleicht mochte es eine Zeit gegeben haben, in der sie diese Bemerkung getroffen hätte. Im Laufe ihrer kurzen Ehe hatte Jeff ihr viele Male das Gleiche vorgeworfen. Doch eine Nacht mit Griff hatte sie gelehrt, dass ihr Ex-Ehemann völlig falschlag.
Jetzt wusste sie, dass sie ihre Leidenschaft nicht für ihre Arbeit aufgehoben hatte. Sie hatte sie für jemanden aufgehoben, der sie verdiente. Und dieser Jemand hieß Griff.
Früh am Samstagmorgen klingelte Griff an der Haustür. Nach einer Nacht im Frauenhaus hatte Chelsie es gerade noch geschafft, sich zu duschen und die Kleider zu wechseln, ehe er kam. Sie ließ ihn und Alix, die wie ein Äffchen an seinem linken Arm hing, in die Wohnung.
»Was Vermeidungsstrategien angeht, wirst du es noch zur Meisterschaft bringen, weißt du das?«
»Ich wünsche dir auch einen guten Morgen«, erwiderte Chelsie, wobei sie jedoch zustimmend nickte. »Ich verstehe, wie du zu dieser Ansicht kommst, aber du kannst gern auf meinen Terminplan für die vergangene Woche sehen und mir sagen, wo da Zeit für ein langes, persönliches, wichtiges Gespräch gewesen wäre.«
»Nirgends, was mich zu meinem ursprünglichen Ansatz zurückführt. Hast du dir die Woche absichtlich so vollgepackt?«
»Um dir aus dem Wege zu gehen? Nein. Um dafür zu sorgen, dass Amanda im Frauenhaus unterkommt? Ja.« Chelsie hatte drei der letzten vier Nächte dort verbracht, um die andere Frau zu unterstützen, und dabei sogar ihren kleinen Sohn kennengelernt. Dazwischen hatte sie kurze Abendessen mit Alix eingeschoben, von den längst festgelegten beruflichen Terminen ganz zu schweigen. Sie hatte Griff ständig gesehen, war aber nicht ein einziges Mal mit ihm allein gewesen.
»Ich bewundere deine Arbeit. Ich weise bloß darauf hin, dass wir etwas zu besprechen haben.«
Wieder nickte Chelsie. Sie konnte ihn nicht länger hinhalten. Eigentlich wollte sie es auch gar nicht. Sie respektierte ihn zu sehr, um so weiterzumachen wie bisher. »Wir müssen einfach eine ruhige Zeit finden … «
Wie auf Kommando schrie Alix laut auf, ließ Griff los und warf sich in Chelsies Arme. Die Kleine wollte nicht ignoriert werden. Chelsie lachte. »Siehst du?«
Mit einem entnervten Stöhnen gab Griff auf und grinste, dann schaute er auf seine Uhr. »Ich muss los. Bist du sicher, dass du zurechtkommst? Ich könnte Ryan anrufen. Er würde es verstehen.«
»Ich denke, ich habe bereits genug Praxis gehabt.«
»Was ist, wenn sie ein Nickerchen machen möchte? Sie schläft noch im Kinderbett.«
»Dann lege ich sie in mein Bett, häufe ringsherum Kissen auf und lasse sie nicht aus den Augen.« Chelsie hob beide Hände. »Ich versprech’s.«
Rastlos und gelangweilt von der Unterhaltung der Erwachsenen rannte Alix ins Wohnzimmer. Chelsie ließ sie laufen.
»Hast du nicht Angst um deine Kristallfiguren?« Griff sah sich um. Dass es ihm widerstrebte, Alix in diesem Glaspalast zurückzulassen, war deutlich zu spüren. Das kleine Mädchen rannte von einer Ecke zur nächsten, nahm ein Tierchen nach dem anderen in die Hand und stellte es mit einem dumpfen Knall wieder ab.
»Alix!«, rief Griff.
Chelsie stieß ihm einen Ellbogen in die Seite. »Lass sie doch. Das macht nichts. Vielleicht hätte ich die Figuren sicherheitshalber herunternehmen sollen, aber solange ich dabei bin, kann ihr nichts passieren. Jetzt geh schon.«
»Bist du sicher, dass es dir besser geht?«
Obwohl sie es versuchte, konnte Chelsie sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Ich hatte eine leichte Erkältung und habe durchgearbeitet. Du dagegen hast dich ins Bett gelegt. Anscheinend halte ich also mehr aus als du.«
Griff stöhnte über die Feststellung, mit der sie ihn schon die ganze Woche aufgezogen hatte.
Chelsie lächelte aufmunternd. Dann flötete sie: »Auf Wiedersehen«, legte beide Hände auf seinen Rücken und schob ihn zur Tür. Obwohl eine Jeansjacke ihre Finger von seiner Haut trennte, wurde ihr plötzlich siedend heiß. Griff brauchte nur in der Nähe zu sein, und schon kam es ihr so vor, als sei irgendwo ein loderndes
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