Auf ein Neues!: Roman (German Edition)
Sie wollte endlich wieder leben. Und frei sein.
Kapitel 11
Als Griff aus dem Fahrstuhl stieg, hörte er laute Stimmen im Flur, der zu Chelsies Appartement führte. Das Leben in der Stadt war schon sehr anders als das in der Vorstadt, dachte er, sein ruhiges Zuhause vor Augen.
An der halb geöffneten Wohnungstür angekommen erkannte er, dass eine der Stimmen Chelsies war. Der Inhalt des Gesprächs ließ ihn abrupt stehen bleiben, dennoch konnte er es nicht vermeiden mitzuhören.
»Diesmal habe ich einen Sohn.«
»Das hattest du letztes Mal auch.« Die darauf folgende Stille unterstrich die Wirkung ihrer Worte. »Du hast mein Baby getötet«, klagte sie beinahe hysterisch. »Und ich will verdammt sein, wenn ich es zulasse, dass du Amanda dasselbe antust.« Dann begann sie zu schluchzen, und dieses herzzerreißende Geräusch brachte Griff in Bewegung. Er rannte in die Wohnung.
Chelsie stand mit dem Rücken zur Wand. Tränen strömten über ihre Wangen. Ein Mann, der wohl Jeffrey Sutton war, hatte sich vor ihr aufgebaut und holte gerade mit einer Hand aus, während er sie mit der anderen offenbar gegen ihren Willen festhielt. Griff verfluchte sich dafür, dass er so lange vor der Tür gestanden hatte.
»Chelsie.« Als sie seine Stimme hörte, riss Chelsie den Kopf herum, obwohl sie dabei vor Schmerz zusammenzuckte. Auch ihr Ex-Mann drehte sich um, um zu sehen, wer ihn unterbrochen hatte. Griff stürzte sich auf ihn, doch Chelsie war schneller. Sie nutzte die Gelegenheit, um ihrem Ex etwas über den Kopf zu ziehen. Mit einem lauten Stöhnen ließ er taumelnd von ihr ab.
Sprachlos vor Staunen starrte Chelsie auf ihre Hand. Griff sah, wie ihr eins der Kristalltiere durch die Finger rutschte und zu Boden fiel. Erleichtert ließ Chelsie sich ebenfalls an der Wand hinuntergleiten.
Kochend vor Wut packte Griff den Verletzten hinten am Kragen und drückte ihn gegen dieselbe Wand, an der Chelsie gestanden hatte. Der Kerl hatte wieder Hand an sie gelegt. Das Blut, das Griff in den Kopf geschossen war, dröhnte in seinen Ohren. Es war so leicht, dachte er. Er hätte Jeffrey Sutton auf der Stelle umbringen können.
»Na, wie fühlt es sich an, in die Enge getrieben zu werden?«, fragte Griff.
Der andere Mann antwortete nicht.
»Bei einem Mann von deiner Größe bist du nicht mehr so mutig, was?« Griff hob eine Faust. »Ein guter Schlag kann eine Menge Schaden anrichten. Andererseits könnte es im Gefängnis für jemanden wie dich noch unangenehmer werden.«
Der Mann wurde blass unter seiner offensichtlich künstlichen Sonnenbräune.
»Griff, nicht.« Chelsies leise Stimme durchdrang seinen brodelnden Zorn.
»Verklag ihn, Chelsie.«
Sie sah von einem Mann zum anderen, sagte aber nichts. Griff vermutete, dass sie unter Schock stand. Zur Polizei konnten sie später noch gehen. Von jetzt an musste sie es nicht mehr allein mit Jeffrey Sutton aufnehmen.
Er wandte sich an den Kerl, der einmal Chelsies Ehemann gewesen war. »Sie sind doch Anwalt, also hören Sie gut zu. Von jetzt an benehmen Sie sich besser so, als wäre das Kontaktverbot schon in Kraft. Lassen Sie Chelsie und Amanda in Ruhe, verdammt.«
Chelsie stieß einen überraschten Laut aus, und als Griff sich zu ihr umdrehte, lockerte er unwillkürlich den Griff, mit dem er seinen Gegner an die Wand gedrückt hielt. Sofort nutzte Jeff die Gelegenheit und rannte an ihm vorbei durch die Tür und verschwand, ohne sich noch einmal umzusehen.
Griff ging zu Chelsie und nahm sie in die Arme. Eine halbe Stunde verstrich, ohne dass er etwas anderes tat, als sie einfach nur festzuhalten. Und während das Adrenalin, das durch seine Adern kreiste, immer weniger wurde, wurde seine Sorge um sie immer größer.
»Ich nehme alles zurück, was ich je über deine Menagerie gesagt habe«, raunte er schließlich.
»Ja, die Tierchen haben sich gerade als sehr nützlich erwiesen.« Chelsie lehnte den Kopf an seine Schulter. Dann löste sie sich etwas von ihm, schlang die Arme um die Beine, stützte das Kinn auf die Knie und betrachtete ihn unter langen Wimpern hinweg. Sie wirkte blass, aber gefasst. Wenn er ein klein wenig später gekommen wäre oder ihr Ex-Ehemann sie ernsthaft verletzt hätte …
»Er hat mir nichts getan. Nicht der Rede wert«, sagte sie, während sie sich den Kopf rieb. Dass sie seine Gedanken lesen konnte, überraschte Griff nicht. »Aber … «
»Was?«
»Ach, das ist eigentlich lächerlich.« Chelsie wandte den Blick ab.
»Bestimmt nicht. Was wolltest du
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