Auf ein Neues!: Roman (German Edition)
nicht über den Tränenglanz in ihren dunklen Augen hinwegtäuschen. Griff dachte an die Blutergüsse auf Amandas Armen und an den harten Griff, mit dem Jeff Sutton Chelsie heute gepackt hatte. Wie von selbst richtete sein Blick sich auf ihre weiße Haut, und er biss die Zähne zusammen.
»Ich vertrete sie.« Und zwar mit Vergnügen, dachte er.
»Wie es sich gehört?«
»DusolltestetwasmehrVertrauenzumirhaben.AuchwennichdenMistkerlliebendgernumbringenwürde,werdeichihnbeiderVerhandlunganständigbehandeln.«
Chelsie nickte. »Also gut. Ich hoffe, bei dem, was ich als Nächstes erzähle, legst du die gleichen Maßstäbe an, denn es geht nicht um die übliche Geschichte von einer Ehe mit unglücklichem Ausgang.«
Griff warf einen Blick auf Chelsie und stellte fest, dass sie angefangen hatte zu zittern, obwohl sie so in Gedanken versunken war, dass sie es gar nicht bemerkte. Er griff nach dem gelben Bademantel an der Rückseite der Tür und hielt ihn ihr hin. »Soll ich dir ein paar Minuten Zeit lassen?«
»Für Schamhaftigkeit ist es mittlerweile etwas zu spät, meinst du nicht?«
Griff stand auf und wandte den Blick ab. Den genauen Grund für seine plötzliche Scheu konnte er nicht benennen, doch ignorieren ließ sich das unbehagliche Gefühl auch nicht. Sexuelles Verlangen hätte die Dinge nur verkompliziert. Als er sich wieder umsah, zog Chelsie gerade die feuchten Haarspitzen unter dem Kragen des Bademantels hervor.
Er folgte ihr ins Wohnzimmer und setzte sich neben sie auf die Couch. Dann nahm er ihre schlanken Finger in seine Hände: »Sprich mit mir.«
Chelsie holte tief Luft und nickte. »Als sie mich in jener Nacht vor fünf Jahren ins Krankenhaus brachten, hat die Schwester, die mir in eins dieser schrecklichen Hemden geholfen hat, die blauen Flecke auf meinen Armen bemerkt. Danach war es nicht mehr schwer, meinen Mann auf Abstand zu halten. Die Polizei schickte eine Beamtin, um meine Aussage aufzunehmen. Die Frau sagte, sie würde am nächsten Tag wiederkommen, damit ich die offizielle Version unterschreiben könne.«
»Bis dahin hört es sich nach dem üblichen Vorgehen an.« Griff hoffte, dass seine lässige Reaktion und seine lockere Art Chelsie halfen, alles loszuwerden – was es auch sein mochte.
»Bis dahin schon«, stimmte sie zu. »Ich war schwanger. Ich wusste es schon eine Weile, doch wir hatten uns auseinandergelebt statt enger zusammenzuwachsen. Ich hatte vor, es ihm nach der Cocktailparty an jenem Abend zu sagen. Meine große Überraschung«, sagte sie mit mehr als nur einem Hauch von Bitterkeit.
»Was … «
»Bitte, es fällt mir schon schwer genug. Lass mich einfach weiterreden, ja?« Ihre Augen füllten sich mit nie geweinten Tränen, die Griff das Herz zerrissen.
»Einverstanden.«
»Ein paar Stunden nachdem ich ins Krankenhaus eingeliefert worden war, begannen diese schrecklichen Krämpfe.« Chelsie legte eine Hand auf ihren Bauch. Sie schaute stur geradeaus, so als wäre schon ein Blick in seine Richtung ihr Verderben.
Plötzlich und unerwartet sah Griff vor seinem geistigen Auge ein Bild von Chelsie – schwanger mit seinem Kind. Und dieses Bild füllte Leerräume in seinem Innern, von denen er gar nichts gewusst hatte.
»Ich habe das Baby verloren.« Tränen rannen über Chelsies Wangen, und sie wischte sie mit dem Handrücken fort. »Danach hatten die Ärzte keine Probleme mehr damit, mich zu röntgen und andere Untersuchungen anzustellen. Dabei kam heraus, dass ich außerdem eine schwere Gehirnerschütterung hatte. Alle haben mich verstanden, als ich darum bat, Jeff nichts von dem Baby zu erzählen. Es hätte nur dazu geführt, dass ein ohnehin schon unberechenbarer Mann noch mehr in Wut geriet.«
»Es tut mir leid.« Griff rückte näher an ihre Seite heran.
»Nicht.« Chelsies Kopfschütteln beendete seinen Annäherungsversuch. »An dieser Stelle wird die Geschichte etwas wirr.«
»Lass dir Zeit.« Griff erkannte, dass sie die Sache auf ihre Art zu Ende bringen musste.
»Damals wollte ich einfach nur weg von ihm. Weit weg von seinen Launen, seinen Manipulationen und den Erinnerungen. Jeff war fest entschlossen, Teilhaber einer der größten Kanzleien von Boston zu werden. Schon der Hauch eines Skandals, der kleinste Hinweis auf seine gewalttätige Ader oder darauf, dass er seine Frau schlug, hätte seine Karriere ruiniert. Das wusste ich.« Zittrig stieß Chelsie den Atem aus. »Also habe ich ihm gedroht. Entweder er flog auf irgendeine karibische Insel und
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