Auf ein Neues!: Roman (German Edition)
hatte gesagt, sie liebe ihn und Alix. Unter normalen Umständen wären das genau die Worte gewesen, die er von einer Frau hören wollte, die er als Partnerin für den Rest seines Lebens in Betracht zog. Obwohl Chelsie Alix’ Tante war und im Leben des Mädchens immer eine Rolle spielen würde, hatte er das Sorgerecht. Alix war ein Teil seines Lebens, jeden Tag. Bis ans Ende seines Lebens. Die Frau, die er liebte, musste dieses Kind ebenfalls lieben und sich ein kleines Mädchen in ihrem Leben wünschen.
ChelsiekonntekeineKinderbekommen.Unddannkamer,einMannmiteinemKind,einerfertigenkleinenFamilie,diesiehabenkonnte.Eswarnichtzuleugnen,dassderZynikerinihm,erschaffenvondenFrauen,dieihninderVergangenheitbenutztundverratenhatten,nochexistierte.HatteChelsiesichwomöglichindieIdeeverliebt,TeilderFamiliezusein,dieerundAlixbildeten?
Sie hatte es ja selbst gesagt: Eine Familie ist ein kostbares Geschenk. Und ihr beide habt mir so viel davon abgegeben . Er glaubte zwar nicht, dass Chelsie sie beide wissentlich benutzt hätte, um etwas zu bekommen, das ihr sonst verwehrt bleiben würde. Aber sie hatte ihm nicht gleich die Wahrheit gesagt, nicht einmal nachdem sie miteinander geschlafen hatten. Warum nicht? Vielleicht, weil auch sie etwas von ihm wollte und Angst hatte, es zu verlieren, wenn sie ihm alles erzählte? Ob sie nun bewusst oder unbewusst gehandelt hatte, diese Tatsache blieb – und seine Zweifel ebenso.
»Ich liebe dich«, flüsterte Chelsie.
Obwohl Griff sie weiter in den Armen hielt und einen Kuss auf ihre Schläfe drückte, entgegnete er nichts.
Einige unangenehme Minuten später ließ er Chelsie los und stand auf.
»Griff?«
»Ich muss zurück zu Alix.«
Chelsie blinzelte, und für den Bruchteil einer Sekunde sah er Schmerz in ihren Augen aufblitzen, ehe sie eine ungerührte Miene aufsetzte. Offensichtlich hatte sie ihn durchschaut. Sie wusste so gut wie er, dass Alix in seiner Abwesenheit gut versorgt war. Es gab keinen Grund zur Eile, außer dem, dass er sich mit einem Mal wünschte, allein zu sein.
Der verletzte Ausdruck auf ihrem Gesicht war so schnell verschwunden, dass Griff beinahe an eine Täuschung geglaubt hätte. Doch das Ziehen in seinem Bauch sagte ihm etwas anderes. Bevor Chelsie das Gefühl unterdrückt hatte, war ihr deutlich anzusehen gewesen, wie sehr er sie gekränkt hatte. »Wirst du auch zurechtkommen?«, fragte Griff.
Chelsie zog die Kragenaufschläge ihres Bademantels zusammen und hielt sie mit beiden Händen umklammert. »Selbstverständlich.«
Die Verstimmung und die vorher nicht vorhandene Reserviertheit belasteten Griff. Er hatte diese Spannungen verursacht und konnte sie mühelos rückgängig machen. Zwei Schritte vorwärts, eine kleine Berührung, und sie lag wieder in seinen Armen.
ChelsierauschteanihmvorbeidurchdieoffeneTür.DerschwacheGeruchdesSchaumbadshingnochinderLuft.NurzweiSchritte.EbensoguthätteneszweiMeilensein können. Griff legte eine Hand an Chelsies Wange.
»Mach es gut, Griff.«
Trotz ihrer festen Stimme bemerkte er den feuchten Glanz in ihren Augen, und dass sie die Zähne zusammenbiss, um sich nichts anmerken zu lassen.
Er schluckte schwer. »Ich brauche einfach ein bisschen Zeit.«
Chelsie zuckte nur die Achseln. Griff war kaum in den Flur getreten, als die Tür schon hinter ihm zufiel. Er wartete, bis er das Einrasten des Bolzens und das Rasseln der Kette hörte. Die Geräusche, mit denen Chelsie ihn aus ihrem Leben ausschloss. Erst dann ging er auf die Reihe von Aufzügen zu – allein.
Ins Büro zu kommen war nicht leicht gewesen. Und der Versuch, mit Griff zusammenzuarbeiten, gestaltete sich noch schwieriger. Schon ihn zu sehen war schmerzlich. Aber im selben Raum zu sein und ihm nicht mehr nahezustehen, tat richtig weh.
Aus diesem Grund litt auch das Tagesgeschäft. Dennoch waren sie es ihren Mandanten, einschließlich Amanda, schuldig, ihr Bestes zu geben. »Sorg einfach dafür, dass der Richter das Kontaktverbot sofort erlässt«, sagte Chelsie. »Ich kümmere mich hier um alles.«
»Kein Problem.« Griff nahm einen Stapel Akten und steckte ihn in seine Tasche, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen.
Chelsie ignorierte diverse Anflüge von Übelkeit und Angst und beschäftigte sich stattdessen mit irgendwelchen Aufräumarbeiten. In ein paar Minuten war sie allein. Dann brauchte sie sich nicht mehr zu verstellen und so zu tun, als mache ihr das alles nichts aus.
Sie ging zur Empfangstheke, schenkte aus der Kanne dort zwei Tassen
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