Auf eine Zigarette mit Helmut Schmidt
gesagt hat: »Mit dem auf keinen Fall« – dann muss man gefälligst dabei bleiben.
27. März 2008
[ Inhalt ]
Ein Bad in der Woche genügt
Über das Wasser
Lieber Herr Schmidt, können Sie sich als Hamburger ein Leben in einer Stadt ohne Wasser vorstellen?
Kann ich mir zwar vorstellen, würde ich mir aber nicht wünschen.
Was ist für Sie wichtiger: das Wasser der Alster und der Kanäle oder der Hafen?
Weder noch, sondern die offene Elbe, die offene Nordsee und die Ostsee. Da ist die Freiheit des Seglers. Ich war seit meinem vierzehnten Lebensjahr ein Segler.
Haben Sie beim Segeln mal Angst vor dem Wasser gehabt?
Einmal, auf einem Binnensee in Holstein. Da bin ich mit einer Jolle gekentert. Das ist normal für einen Jollensegler, er muss in der Lage sein, das Boot allein wieder aufzurichten. Aber das Wasser war scheißkalt, es war um Ostern herum, und ich hatte Angst, nicht vor dem Wasser, sondern vor einem Herzschlag.
Wie alt waren Sie da?
Da war ich schon betagt, einige 60 Jahre.
Erst vor Kurzem haben Sie mir erzählt, dass Sie früher auch gerudert haben.
Als Schüler, ja. Ich war Kapitän der Schülerruderriege der Lichtwarkschule. Rudern kann ein schlimmer Sport sein, weil man gezwungen ist, sich im gleichen Takt zu bewegen wie der Schlagmann. Und der war ein Bulle, der hatte doppelt so viel Kraft wie der kleene Schmidt. Nach 2000 Metern, wenn die Strecke zu Ende ist, fällt man völlig in sich zusammen, fürchterlich! Unser kleiner Ruderverein wurde in die Marine-Hitlerjugend überführt, wie auch sämtliche Schülerrudervereine hier in Hamburg. Immerhin hat die Ruderei dazu geführt, dass in meinem Gesundheitszeugnis zum Schluss stand: »bedingt athletisch«. Darauf war ich damals sehr stolz.
Nun haben Sie in Hamburg Wasser im Überfluss, auch von oben. Mögen Sie Regen?
Ich kann ihn ertragen.
Gehören Sie zu den merkwürdigen Menschen in Hamburg, die den Schirm erst kurz vor der Sintflut aufspannen?
Ich nehme gegen das Wetter immer nur Mantel, Schal und Mütze.
Heute duscht man mindestens einmal pro Tag. Wie war das, als Sie klein waren – reichte ein Bad pro Woche?
Ein Bad pro Woche hätte es in meiner Kindheit nicht gegeben. Da gab es überhaupt kein Bad.
Ist tägliches Duschen dann in Ihren Augen Verschwendung?
Nein, es ist für manche Menschen eine hygienische, für andere eine ästhetische Notwendigkeit; wieder andere brauchen es, um ihren Kreislauf in Gang zu bringen. Mir genügt ein Bad in der Woche.
Die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung hat ausgerechnet, dass im Jahr 2025 schon fast 40 Prozent der Menschen nicht genügend Wasser haben. Wie werden die armen Regionen das ertragen?
Ich misstraue diesen pessimistischen Zukunftsvorhersagen. Der »Club of Rome« hat uns vor dreißig Jahren prophezeit, die »Grenzen des Wachstums« würden demnächst erreicht werden. Inzwischen ist aber das Wirtschaftswachstum auf der Welt unendlich fortgeschritten, und sehr viele Menschen werden besser ernährt als damals. Mit Sicherheit muss man aber sagen, dass der künftige Bedarf an sauberem Wasser zu einem der großen zivilisatorischen Probleme der Menschheit wird.
Sehen Sie eine Lösung?
Zum Beispiel würde Meerwasserentsalzung für alle Staaten rund um den Persischen Golf und das Mittelmeer das Problem für Generationen lösen.
Man sieht Sie immer Cola und Kaffee trinken, nie Wasser. Der Mensch braucht zwei bis drei Liter täglich!
Das sagen einige Ärzte. Aber man kommt auch mit eineinhalb Litern aus. Ich bekomme damit gewissgenügend Flüssigkeit. Cola trinke ich sehr selten. Zu Hause trinke ich Obstsäfte, Kaffee oder Tee, das ist genug Wasser – und bisweilen einen Whiskey.
3. April 2008
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»Es hat nichts gebracht«
Sinn und Unsinn eines Olympiaboykotts
Lieber Herr Schmidt, erinnern Sie sich an das Olympiajahr 1980 und an einen hoffnungsvollen deutschen Fechter namens Thomas Bach?
Es gab eine Menge herausragender deutscher Sportler, die Medaillenchancen hatten; Bach war nicht der einzige. Der Langstreckenläufer Wessinghage wäre auch einer gewesen.
Dieser Bach ist heute der Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes und erinnert sich gut, wie er bei Ihnen im Kanzleramt war. Sie hatten eine Karte aufgespannt, auf der russische Panzer und Raketen zu sehen waren. Damit versuchten Sie, Bach und den anderen Sportlern klarzumachen, warum ein Boykott richtig sei.
An unsere Situation erinnere ich mich sehr genau. Kurz nach Weihnachten 1979 war die Sowjetunion in
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