Auf eiskalter Fährte. Abrechnung im Yukon (German Edition)
alles stimmt, was sie und ihr Freund mir erzählen, dann werden wir das nicht weiter verfolgen. Und ich gehe davon aus, dass es so ist. Die Untersuchungen werden es uns schon zeigen. Wenn sie jedoch einen Rachefeldzug führen, werden wir sie daran hindern, Mister Morgan. Wir sind hier die Polizei. Und wir werden diesen Fall in die Hand nehmen.“ „Und was gedenken sie jetzt zu tun?“, fragt Clay. „Verhaften sie die Kerle und sperren sie dann ein?“ „Wir müssen zuerst herausfinden, wer ihren Freund ermordet hat. Ich werde mit einigen Männern ihren Hinweisen folgen und diesen Männern einen Besuch abstatten. Dann werden wir weitersehen. Sie können gerne mitkommen. Doch halten sie sich zurück.“ Wobei der Sergeant ihn eindringlich anblickt.
„ Na dann ... viel Glück“, erwidert Clay lakonisch. „Glauben sie, einer von denen wird ihnen freiwillig gestehen, dass er gemordet hat? Nur weil sie eine so schöne rote Uniform anhaben?“ „Mister Morgan, auch wir in Kanada haben so unsere Mittel und Methoden, glauben sie mir“, erwidert der Sergeant mit erhobener Stimme. „Jedenfalls holt sich bei uns keiner sein Recht auf eigene Faust, wie bei ihnen in den Staaten.“ Wieder sieht er Clay bedeutungsvoll an. „Naa ... Die wilden Zeiten sind auch bei uns vorbei“, antwortet Clay gelangweilt. „Wie auch immer“, murmelt der Mounty, „warten wir ab, was wir herauskriegen. Wir werden uns der Sache annehmen. Wir dulden hier keine Gesetzlosigkeit. Morgen werden wir losreiten. Wenn sie wollen, seien sie um zehn Uhr hier. Pferde können sie von uns bekommen.“ Damit ist das Gespräch zu Ende und Clay will das Office verlassen. Da kommt ihm Kid entgegen. Auch er möchte wissen, was passiert ist. Clay erzählt ihm die Geschichte mit Jacob. Kids Gesicht wird steinern. Sein Mund zieht sich zu einem schmalen Strich zusammen. „Die holen wir uns, diese Saubande“, flüstert er wutentbrannt. Doch Clay muss seinen Freund beruhigen und erzählt ihm, was der Polizist ihm gesagt hat. Kid verzieht das Gesicht und meint. „Glauben die, sie würden etwas herausbekommen? Und wenn, wie lange soll das dauern? Die arbeiten streng nach Recht und Gesetz. Die ganze Bürokratie, die Ermittlungen. Baahh, ... diese Kanadier.“ Hierbei macht er eine herablassende Geste. Clay atmet tief durch. Sein Blick ist düster. „Na gut. Wir werden morgen zumindest dabei sein. Mal sehen, was passiert. Bin schon äußerst gespannt. Obwohl mir das auch nicht passt. Ich möchte die Kerle kriegen. Und meinen Stiefbruder dazu. Hätte nie gedacht, dass der so tief sinken kann und sich mit solchen Mördern zusammentut.“ „Lass uns einen Drink nehmen. Ich brauche jetzt einen“, knurrt Kid böse.
Am nächsten Morgen machen sich die beiden auf zum Police Office. Hinter der Polizeistation befinden sich die Ställe und noch ein Anbau für Sättel und diverses Gerät. Auch ein Schuppen für das Futter der Tiere steht gleich daneben. Der Sergeant ist gerade dabei, mit einem Kollegen die Pferde zu satteln. Über Nacht hat es geregnet und die Stadt versinkt knöcheltief im Schlamm. Die blank geputzten Stiefel der Mounties sind schon jetzt schmutzig. Und auch ihre schnieken roten Uniformjacken und die dunkelblauen Hosen mit den gelben Streifen werden nicht lange sauber bleiben. Andere Polizisten sind mit Gerätschaften und der Pflege einiger Pferde beschäftigt. Insgesamt sind in Dawson City fünfzehn Polizisten der „North West Mounted Police“ stationiert. Im ganzen Yukon-Territorium sind es etwa 200. Auch Clay und Kid bekommen ihre Tiere. Satteln müssen sie aber selbst. Der Sergeant redet nochmals angeregt mit Kid. Er weist ihn darauf hin, die Befragung der Verdächtigen ihnen zu überlassen. Er solle nur bestätigen, dass es auch die Gesuchten sind. Kid holt die Steckbriefe hervor und alle sehen sich die Papiere nochmals an. Dann sitzen die vier Männer auf und ab geht’s zu den Goldfeldern am Bonanza Creek. Im Schritt nähern sie sich dem Claim der Verdächtigen. Schon von Weitem erkennt man den Rauch, der aus einem rostigen Ofenrohr quillt. Also scheint jemand in der Hütte zu sein. Sie sitzen ab und gehen auf die Hütte zu, als ihnen auch schon zwei Männer langsam entgegen kommen. Der eine ein stämmiger Bursche, bestimmt 1,80m groß und etwa fünfunddreißig bis vierzig Jahre alt. Er trägt einen breitkrempigen schwarzen Hut und braune Lederkleidung. Der andere, ein schlanker, sehniger Mann Mitte vierzig, trägt eine wollene, gefütterte
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