Auf ewig und einen Tag - Roman
Tür.
Und sie waren da. Beide auf Eves Bett. Seine Hand an ihre Wange gedrückt.
Irgendetwas Dunkles wühlte in mir, während ich genau hinsah, meine Augen fühlten sich groß und trocken wie Sandpapier an. Eine noch unsichere, zitternde Aufwallung in mir versuchte Halt zu finden, als ich ihn sah, Eve sah, als ich bemerkte, wie Eve mich ansah und ihr Gesicht sich dabei veränderte. Sie blickte Justin an und stand dann auf.
»Was?«, flüsterte ich.
Justin schüttelte langsam den Kopf.
Ich trat ins Zimmer. »Sag’s mir.«
Er schüttelte wieder den Kopf.
Ich packte Eves Arm, sie kreischte auf, dann sah sie mich flehentlich an. »Es war nichts, wirklich, es war nichts. O Gott, du musst das verstehen.« Sie blickte auf meine Hand hinab, die ihren Arm umklammert hielt, dann biss sie sich auf die Oberlippe, machte sich los und lief puterrot an. »Hör zu, ja? Was immer er dir sagt, du darfst ihm nicht glauben. Er hasst mich, Kerry.«
Nein. Nein. »Was?«
Sie musterte mein Gesicht. »Er wird dir Dinge sagen, von denen du weißt, dass ich sie nie tun würde. Ich würde dich nie verletzen.«
»Mich verletzen?« Etwas fuhr durch mich hindurch und legte sich mit schimmernd hartem Glanz auf meine Gedanken. »Was hast du getan?«
Eve wirbelte herum, um Justin anzusehen. Sie formte mit den Lippen das Wort bitte.
Justins Blick schnellte zuerst auf sie, dann zurück auf mich. Eve drehte sich um und rannte den Gang hinunter. Ich wollte ihr folgen.
»Warte!«, rief Justin.
Ich fuhr herum. In seinem Gesicht lag ein panischer Ausdruck. »Lass es mich dir erklären.«
Ich schüttelte den Kopf, nein, bitte, nein, sprich nicht weiter, sag’s nicht, ich will’s nicht hören.
»Ich schwöre, ich wollte schon gleich am Anfang etwas sagen«, begann er, »aber ich wusste nicht, wie. Eve hat mich davon überzeugt, dass es dir nur wehtun würde. Und ich dachte wirklich, das wäre richtig.«
Am Anfang. Ein Stich ging mir durchs Herz. Benommen spürte ich, wie mein Körper aufs Bett sank.
»Aber es war so dumm von mir zu glauben, es würde sich einfach in Luft auflösen, nur weil ich es wollte. Vielleicht ist Eve der Mensch, der Dinge einfach begraben und dann vergessen kann, aber ich weiß, dass ich mich so lange hasse, bis ich es dir erzählt habe.« Er drehte den Kopf zur Decke. »Weil sich alles, was ich sage, wie eine Lüge anfühlt, und weil ich weiß, dass wir uns nie mehr nahe sein können, bevor ich nicht weiß, dass du mir vergibst. Ich bin heute Nacht hergekommen, weil ich wusste, dass ich dir alles sagen muss, weil mir diese Beziehung zu dir alles bedeutet. Alles, was ich je in meinem ganzen Leben wollte, bist du.«
»Also sag’s schon.« Mein Körper zitterte, aber meine Stimme war fest. Ich fühlte mich, als würde ich schwimmen, mit langen Stößen durchs Wasser gleiten. »Ich halt’s schon aus. Sag’s mir einfach.«
»In Ordnung.« Justin nickte. »Also, Folgendes: Eve ist zu mir gekommen.« Er redete an die Wand über meinem Kopf, dann
senkte er schnell den Blick auf mein Gesicht hinab. »Sie kam nach der Nacht auf dem Boot zu mir. Sie habe einen Albtraum gehabt, sagte sie. Und sie brauche mich. Und ich brauchte auch etwas, ich brauchte dich bei mir.« Seine Stimme war hoch, seine Worte kamen schnell, wie ein Band, das vorgespult wird. »Ich weiß, es gibt dafür keine Entschuldigung. Aber nachdem es einmal angefangen hatte, ging es einfach weiter, und ich dachte die ganze Zeit nicht nach, sondern spürte nur diese unglaubliche Leere.«
Was redete er da? Ich hörte seine Stimme, konnte aber die Silben nicht zu Worten, die Worte nicht zu Begriffen, die Begriffe nicht zu sinnvollen Sätzen zusammenfügen.
»Tatsächlich dachte ich am Anfang, du wärst es, das schwöre ich. Sie öffnete die Tür und stand im Gegenlicht, und ich dachte, sie versteht, wie ich mich fühle. Sie versteht alles in mir, und sie weiß, was ich brauche, damit das alles weggeht. Und ich schwöre dir, sie wollte, dass ich sie für dich hielt; sie hatte das Haar hinter die Ohren gestrichen, sie redete nicht, sie fühlte sich an wie du, und als mir plötzlich klar wurde …« Er schüttelte schnell den Kopf. »Es war nur das eine Mal, diese eine Nacht. Eve versuchte, mich davon zu überzeugen, nichts zu sagen, sie bot sogar an, wieder mit mir zu schlafen, wenn ich schwieg. Aber ich will sie nicht, wollte sie noch nie.«
Ich wollte verzweifelt, dass er zu sprechen aufhörte. Jedes Wort aus seinem Mund legte sich um mein Herz wie ein
Weitere Kostenlose Bücher