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Auf ewig und einen Tag - Roman

Titel: Auf ewig und einen Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Joy Arnold Angelika Felenda
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zu atmen. Ich legte die Hand auf ihre Brust, um meine Aussage zu beteuern. »Ich liebe dich«, flüsterte ich. Ich würde gern glauben, dass sie die Worte gehört hat, aber vielleicht ist das Einzige, was zählt, dass ich sie gesagt habe.

35
    Ich saß am Küchentisch und blätterte in dem Prospekt, den ich zum Spaß bestellt hatte. Über mir flackerte die Leuchtstoffröhre. Hell, dunkel. Ich überflog die Seiten und war überwältigt: Kunstgeschichte, Literatur des neunzehnten Jahrhunderts, Musikverständnis - die Ära des Barock. Ich wusste, nicht mal mit einem Highschool-Abschluss hätte ich die Chance, da reinzukommen. Aber Himmel, wäre es nicht toll? Wäre es nicht unglaublich, Dinge zu verstehen, von deren Existenz ich nicht mal wusste? Zu verstehen, wirklich zu verstehen, woran es lag, dass Dinge schön waren?
    Justin kam mit einem Stapel Papier herein, ein breites Lächeln auf dem Gesicht. »Uni Massachusetts?«, fragte er.
    Ich zuckte die Achseln. »Ich werfe bloß einen Blick rein, nur so zum Spaß.«
    »Du wärst die erste Akademikerin in eurer Familie. Dein Name ginge in die Annalen der Barnards ein.« Er grinste und fuchtelte mit seinem Stift vor mir herum. »Da wir gerade von Büchern sprechen - schau her! Das erste gute Stück, das ich in Monaten geschrieben habe. Ich schaute aus dem Fenster und fühlte plötzlich diesen unwiderstehlichen Drang zu schreiben, und es floss einfach so aus mir heraus, als hätte es die ganze Zeit nur darauf gewartet.«
    »Das nennt man von der Muse geküsst, richtig? Deine Muse hat eine Auszeit genommen, aber jetzt ist sie wieder zurück. Das ist großartig, Justin.«

    Er sah mich an. »Es ist eine Liebesgeschichte.«
    Ich sah zu dem flackernden Licht hinauf. »Oh?«
    »Nicht direkt eine Liebesgeschichte, eher eine Geschichte darüber, wie man sich in sein Schicksal fügt; mein König und meine Königin werden zusammen alt.«
    Canardia, dachte ich emotionslos, nach seiner Frau Eve Barnard-Caine.
    »Verstehst du, ich hab dir die Schuld an meiner Schreibblockade gegeben, aber jetzt weiß ich, dass du ganz und gar nicht schuld daran warst. Tatsächlich hat sie angefangen, als die Chemo vorbei war, als das Morphium nicht ausreichte und sie so schlimme Schmerzen hatte. Und bis zu einem Grad dachte ich, vielleicht ist’s am besten so. Aber ein anderer kleiner Teil von mir dachte, vielleicht ist’s auch für mich am besten so, es war alles so schwer, und als sie mich bat, ihr zu helfen …« Er starrte auf seinen Stift, dann warf er ihn auf den Tisch und setzte sich. »Es nagte und nagte an mir, bis nichts mehr von mir übrig war.«
    »Ich weiß.«
    »Aber jetzt sehe ich ein, dass ich ihr nicht beim Sterben helfen kann. Natürlich kann ich das nicht, das hätte ich mir viel früher klarmachen sollen. Und jetzt ist es eine solche Erleichterung, nicht mehr mit mir kämpfen zu müssen, sondern das Schicksal entscheiden zu lassen, wie sie gehen wird.«
    Ich nahm den Stift und las die Aufschrift darauf, als könnte sie mir etwas verraten. Sie verriet mir allerdings nur, dass er nicht mehr den Stift benutzte, den ich ihm geschenkt hatte.
    »Ich habe heute von Gillian diese Karte bekommen, zum Vatertag.«
    Ich lächelte matt. »Glückwunsch zum Vatertag.«
    »Ich bin tatsächlich glücklich heute. Weißt du, was sie geschrieben
hat? Sie bedankt sich für die Pflege ihrer Mom, und ich dachte, was wäre, wenn ich Eves Wunsch erfüllen würde, selbst wenn es aus Liebe geschähe, und Gillian eines Tages herausfände, was ich getan habe? Sie würde mir nie verzeihen.«
    Ich nahm seine Hand. »Du hättest nicht in diese Lage gebracht werden sollen. Es ist eine unmögliche Entscheidung.«
    »Sie ist mehr als das. Vielleicht gab es eine Zeit, als ich so wütend war, weil mir mein Leben weggenommen wurde, weil sie mich so kontrolliert hat, dass ich dachte, damit könnte ich mich nie abfinden. Aber jetzt ist es mein Leben, mein Zuhause, und ich brauche Eve hier, so lange sie bei mir sein kann.«
    »Dir dein Leben weggenommen wurde?«
    Er sah mich einen Moment an und drückte meine Hand, dass es wehtat. »Wir beide hätten zusammen sein sollen, das weißt du.«
    Es gab mir einen schmerzlichen Stich. Ich ließ seine Hand fallen.
    »Ich hab mich damit abgefunden, was geschehen ist, und ich liebe Eve so sehr, wirklich. Aber ich dachte nicht, dass alles so ausgehen würde.«
    »Du bist zuerst zu ihr gegangen, Justin.«
    Er starrte mich verständnislos an und fuhr dann fort, als hätte er meinen

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