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Auf fremdem Land - Roman

Auf fremdem Land - Roman

Titel: Auf fremdem Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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hat geredet.« Zebuli murmelte, wimmerte dann, und die beiden spitzten die Ohren, doch er verstummte wieder. »Es braucht dir nicht leidzutun, dass du es erzählt hast«, fuhr Scha’ulit fort. »Es ist wichtig, dass ich das weiß. Er kommt ständig her und bittet um Entschuldigung und Vergebung. Manchmal überlege ich, ob ich ihm noch eine Chance geben soll.« Sie hob die Augen. »Na gut, ich bin schrecklich müde.«
    Sie umarmten sich an der Tür, und Gittit ging. Scha’ulit legte sich ins Bett, schlang ihre Arme um das Kopfkissen und weinte. Nir war ein guter Vater. Er erzählte ihr jedes Mal, dass er sich geändert habe, den Fehler einsehe, den er gemacht habe, dass um der Kinder willen … Es fiel ihr nicht leicht, dem unaufhörlichen Druck zu widerstehen. Sie wollte sich nicht an den Rabbiner oder an Otniel wenden, denn sie wollte ihn nicht noch mehr verletzen. Sie wollte ihn nicht von den Kindern fernhalten, denn sie brauchten ihn und er sie. Auch sie brauchte ihn. Sie hatte bis jetzt widerstanden, und als sie im Bett in ihr Kissen schluchzte, wusste sie, dass sie es weiterhin tun würde. Es war schwer allein, aber nicht unmöglich, ihre Mutter hatte das mit sechs Kindern geschafft. Und jetzt hatte sie es endgültig begriffen, Nir war nicht der Mann für sie. Sie wollte nicht in einem Bett mit ihm schlafen, wollte ihr Leben nicht mit ihm verbringen. Er würde immer der Vater ihrer Kinder sein, und damit würde er sich zufriedengeben müssen. In die Synagoge würde sie morgen ohne Kopfbedeckung gehen, beschloss sie, und ihre neue Situation ganz offen erklären, damit alle, auch sie selbst, wussten, dass es endgültig war.
    »Mama«, erklang plötzlich die Stimme von Tchelet, ihrer mittleren Tochter, die dreieinhalb Jahre alt war. Sie war aus dem Bett geklettert und näherte ihren Kopf jetzt dem ihrer Mutter. »Warum weinssu?«
    Scha’ulit brach erneut in Tränen aus und zog das Mädchen an sich. »Oi, meine Süße.«
    »Warum weinssu, Mama?«
    »Es ist gleich wieder gut«, antwortete Scha’ulit und schniefte, während sie zu lächeln versuchte.
    »Bissu taurig, weil Papa weg is?«
    »Nein, meine goldige Tchelet. Es geht mir gut. Da, ich hör zu weinen auf, gut? Gib mir einen Kuss und eine Umarmung.«
    Tchelet breitete ihre kleinen, warmen Ärmchen aus und schlang sie um den Hals ihrer Mutter, und danach kletterte sie wieder in ihr Bett und schlief ein.
    Die Reaktionen
    Nir kam an jenem frischen kalten Morgen an, den Gitarrengurt über der Schulter, im Kopf die Lieder, die er für die Mädchen und das Baby verfasst hatte, und schon unterwegs sah er Scha’ulit, die den kleinen Zebuli im Kinderwagen spazierenfuhr. Mit seinen zwei ersten Zähnchen und seinem blonden Kraushaar, ein Stückchen Gurke in der Hand, lächelte er spontan und vorbehaltlos beim Anblick seines Vaters. Nir küsste bewegt seinen Sohn, hob den Blick und bemerkte das offene, schöne Haar seiner getrennten Frau. Sein Herz zog sich zusammen, denn er begriff sofort, dass er jetzt nicht mehr der einzige Mann war, der sich an seinem Anblick erfreuen konnte. Und während er schwankte, was er sagen und wie er darauf reagieren sollte, entdeckte er die Ruinen des Zimmers am Felsrand. Ihm fiel die Kinnlade herunter, und er fragte: »Was ist das?!«
    Dieselbe Frage hatte Mussa Ibrahim an dem gleichen Morgen mit offenem Mund gestellt. Er war kurz vor Sonnenaufgang aufgestanden, hatte gebetet, drei Löffel Olivenöl und ein Glas Tee zu sich genommen, etwas gegessen und sich auf den Weg gemacht. Der Geruch hatte ihn als Erstes stutzen lassen. Was war da verbrannt? Er traf in seinem Olivenhain ein und stand sekundenlang da, ohne zu erfassen, was er sah, war so perplex, dass es ihm schwerfiel, sich auf die Veränderung einzustellen, die in einem Teil der Landschaft seines Lebens vor sich gegangen war. Schließlich schaltete sich sein Gehirn wieder ein, er zog das Mobiltelefon heraus, drückte auf die Tasten und sagte zu seinem verschlafenen Sohn: »Nimr, komm in den Olivenhain.« Er tat gar nichts, während er wartete. Er wollte nicht näher herangehen. Diese Bäume, dachte er, waren Hunderte Jahre vor ihm hier gewesen und hätten noch Hunderte Jahre nach ihm überdauern sollen, Bäume der Erde, nicht von Palästina und nicht von Israel, Bäume, denen es egal war, wer sich dort befand, wer regierte und wer auf dieser Erde baute. Das waren Nichtigkeiten für sie, die wahre Welt befand sich unter der Erde, wo sie tief und breit wurzelten.
    Nimr kam mit einem

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