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Auf gluehenden Kohlen

Auf gluehenden Kohlen

Titel: Auf gluehenden Kohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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unmöglich die Whiley nach 11 Uhr 35 getötet, das Beil weggeworfen und es bis Mitternacht zur Ponderosa geschafft haben.«
    »Da hätte er das Beil irgendwo verstecken müssen, ehe er in die Ponderosa ging, und es später abholen. Das klingt ein bisschen kompliziert für jemanden von Garys Intelligenz, aber danach muss ich Elmore Brock fragen.« Peter stand auf. Er wirkte niedergeschlagen. »Ich muss zurück ins Büro und an meinem Schlussplädoyer arbeiten. Und beackern Sie bitte weiter die Leumundszeugen für das Strafmaß verfahren. Ich hoffe, wir werden Sie nicht brauchen, aber ich fürchte es.“

Sechsundzwanzigstes Kapitel
1
    Sie holten Gary, als die Sonne gerade unterging. Sein Herz flatterte wie die Fl ügel eines gefangenen Vogels. Auf dem Rücksitz des Polizeiwagens - die Stadt löste sich in der dichter werdenden Dunkelheit auf - betete Gary: »Bitte, lieber Gott, bitte, lieber Gott«, immer und immer wieder. Er versprach dem lieben Gott, er würde brav sein. Er versprach, nie wieder etwas zu tun, wofür Mom und Dad sich schämen oder worüber sie böse werden müssten. Bitte, lieber Gott.
    Die Reporter warteten auf der Treppe des Gerichtsgeb äudes, die Zigaretten baumelten ihnen aus den Mündern, ihre Kameras hatten sie auf den Betonplatten abgestellt, und sie waren in lockere Unterhaltungen oder in die Stille des Sonnenuntergangs vertieft, bis jemand den Polizeiwagen erspähte. Und mit einem Mal waren sie alle auf den Beinen, ruckartig in Bewegung gesetzt wie Marionetten. Als die Wagentüren aufgingen, drängte die Masse heran, stieß mit Mikrophonen nach ihm und schrie ihm Fragen zu. Gary duckte sich in die Ecke des Rücksitzes. Die Hilfssheriffs machten eine Gasse frei, als Gary sich aus dem Auto heraus quälte, was schwierig war, weil er Handschellen trug. Er suchte nach einem ihm freundlich gesinnten Gesicht und sah Peter, der sich durch die Menge drängte. »Was haben sie gesagt?« fragte Gary, als Peter ihm die Treppe hinauf half.
    »Ich weiß nicht. Sie müssen das Urteil im Gericht verlesen. Die Geschworenen warten im Juryzimmer.«
    »Sind Mom und Dad da?« fragte Gary, als sie, von Hilfssheriffs umgeben, im Aufzug zum Gerichtssaal hinauffuhren. »Ja. Ich habe sie als allererstes angerufen. Donna ist bei ihnen.« Die Aufseher begleiteten Peter und Gary an den Tisch der Verteidigung. Als sie Gary die Handschellen abnahmen, signalisierte eine allgemeine Bewegung hinten im Gerichtssaal, dass Becky O'Shay hereinkam. Sie blickte ernst und mied absichtlich den Blickkontakt mit Peter und seinem Mandanten. Der Gerichts- diener eilte ins Dienstzimmer des Richters, um ihm Bescheid zu geben, dass die Parteien im Gerichtssaal erschienen waren. Augenblicke später tauchte der Gerichtsdiener aus dem Richterzimmer wieder auf und verschwand im Geschworenenzimmer. Als sich die Tür zum Geschworenenzimmer öffnete, verstummte der allgemeine Lärm im Gerichtssaal. Man hörte nur das Rascheln von Kleidern und das Klappern von Absätzen, als die Jury sich auf ihre Plätze auf der Geschworenenbank begab. Peter betrachtete forschend ihre Gesichter, um einen Hinweis auf das Urteil zu entdecken, aber die Geschworenen sahen weder ihn noch Becky O'Shay an. Neben Peter wand Gary sich ängstlich auf seinem Stuhl. Als die Geschworenen sich gesetzt hatten, drückte der Gerichtsdiener auf einen Knopf an der Seite seines Schreibtischs, um dem Richter das Zeichen zu geben. Alle erhoben sich von ihren Plätzen, als Richter Kuffel den Saal betrat. Als er Platz genommen hatte, wandte er sich der Geschworenenbank zu. »Meine Damen und Herren, sind Sie zu einem Spruch gelangt?« Ernest Clayfield, ein Farmer, stand langsam auf. Er hatte ein zusammengefaltetes Blatt Papier in der Hand. »Das sind wir«, antwortete Clayfield ernst. »Übergeben Sie Ihren Urteilsspruch dem Gerichtsdiener«, befahl der Richter.
    Clayfield streckte die Hand aus, und der Gerichtsdiener nahm ihm das Urteilsformular ab und reichte es dem Richter. Kuffel faltete es auf und las es einmal durch. Dann sah er Gary an. »Würde der Beschuldigte sich bitte erheben«, sagte er mit gedämpfter Stimme. Gary sprang auf, aber Peter fühlte sich von der Spannung völlig benommen, und seine Beine gaben nach. Er musste sich anstrengen, um hochzukommen.
    »Unter Weglassung der Präambel«, sagte Richter Kuffel, »lautet der Urteilsspruch folgendermaßen: Wir, die Geschworenen, ordnungsgemäß gewählt und vereidigt, befinden den Beklagten des zur Last gelegten Vergehens

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