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Auf gluehenden Kohlen

Auf gluehenden Kohlen

Titel: Auf gluehenden Kohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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Vorschriften Bescheid, nicht wahr, Gary? Wenn es Vorschriften gibt, muss man sie befolgen.«
    Gary sah niedergeschlagen drein. »Ich nehme an, wenn es Vorschrift ist, muss er diese Vorschrift befolgen.« »Richtig. Jetzt haben wir etwas sehr Ernstes miteinander zu besprechen, hören Sie also genau zu.« »Okay, ich höre zu.«
    »Wissen Sie, was während des Strafmaßverfahrens Ihres Prozesses passiert?«
    »Nein, Pete. Was passiert?«
    »Sie... Sie sind, äh, eines schweren Mordes für schuldig befunden worden. Das ist das schwerste Verbrechen in Oregon. Die Geschworenen werden den Staatsanwalt und Ihren Verteidiger anhören, um zu entscheiden, welche von drei Strafen sie Ihnen geben werden. Zwei der Strafen sind lebenslange Freiheitsstrafen. Eine der lebenslangen Haftstrafen gibt Ihnen nach dreißig Jahren die Möglichkeit, eine bedingte Haftentlassung zu erhalten. Die andere lebenslange Freiheitsstrafe hat diese Möglichkeit nicht. Das heißt, Sie kommen niemals frei.«
    »Mir gefällt das nicht. Ich will hier raus.« Peter begann Gary zu erklären, dass er nicht aus dem Gefängnis herauskonnte, aber er brach ab. Es war alles so nutzlos. »Es gibt noch eine Strafe, Gary. Sie könnten zum Tode verurteilt werden. Die Geschworenen könnten sagen, dass man Sie exeku... töten soll. Haben Sie verstanden?« »Die will ich nicht«, sagte Gary. Er klang verängstigt. »Und ich will auch nicht, dass Sie diese Strafe bekommen«, sagte Peter, und seine Worte blieben ihm im Hals stecken. »Darum haben wir dieses Gespräch.
    Jetzt passen Sie ganz genau auf, Gary. Es ist sehr wichtig, dass Sie in dem Strafmaßverfahren einen wirklich guten Anwalt haben, und ich denke, das sollte nicht ich sein.« Gary guckte überrascht, dann noch erschreckter. »Wollen Sie nicht mein Anwalt sein? Sie sind ein guter Anwalt.« »Da bin ich mir nicht so sicher, Gary. Bisher war ich mit diesem Fall nicht sehr erfolgreich. Ich... ich habe noch nie jemanden im Strafmaßverfahren vertreten. Wenn ich dem Richter sagen würde, dass ich nicht gut genug bin, um Sie zu verteidigen, würde er Ihnen einen guten Anwalt besorgen.“
    »Nein, nein«, sagte Gary in panischer Angst, »Sie sind mein Anwalt.«
    »Ja, Gary, aber ich denke, mit einem anderen Anwalt würden Sie besser fahren.«
    »Oh, nein. Sie sind der beste Anwalt«, sagte Gary voller Überzeugung. »Und Sie sind mein Freund. Mein bester Freund. Sie werden mich retten. Ich weiß, Sie werden es nicht zulassen, dass sie mir diese schlimmen Strafen geben.«
    »Herrgott, Gary...«, begann Peter, aber er hatte nicht den Mut weiterzureden. »Denken Sie drüber nach, ja? Denken Sie wirklich drüber nach. Denn ich weiß nicht... Denken Sie einfach drüber nach.“

Teil sechs Das Tiefland
Siebenundzwanzigstes Kapitel
1
    Richter Kuffel setzte den Beginn des Strafma ßverfahrens für Montag in einer Woche fest, was Peter sehr wenig Zeit ließ, sich von dem Prozess zu erholen. Am Sonntag erwachte er kurz nach neun aus einem ruhelosen Schlaf, in dem ihn beängstigende Träume gequält hatten. Weder wollte er den Tag in seinem bedrückenden Haus verbringen, noch hatte er die Energie zum loggen, deshalb ging er nach dem Duschen und einem Frühstück ins Büro.
    Peter hatte keine Strategie, wie er Gary retten sollte. Die erste halbe Stunde brachte er damit zu, den gesamten Inhalt seiner Prozess aktenordner wahllos auf den Schreibtisch zu packen. Die Polizeiberichte, den Autopsiebericht und die Zeugenaussagen hatte er schon mehrmals durchgearbeitet. Das einzig Neue waren Donnas säuberlich getippte Ermittlungsprotokolle. Peter griff sie heraus und ging sie ohne rechte Begeisterung durch. Er fand nichts von Interesse, bis er die Zusammenfassung von Donnas Gespräch mit Marjorie Dooling las. Hier war ein Anhaltspunkt, der sein Erinnerungsvermögen in Gang setzte, und Peter wühlte die Polizeiberichte durch, bis er David Thornes Aussage fand.
    Als Peter das Stallion betrat, sauste gerade ein Spieler im Pittsburgh-Steeler-Dre ss vor zwei Verteidigern der Oakland Raider davon und gewann fünf Yards, ehe er von einem anderen Rai-der-Spieler zu Boden gerissen wurde. Einige Gäste stöhnten, andere - eher mehr - klatschten Beifall. Als die Steeler eine Auszeit nahmen, wandte sich der Barkeeper vom Fernseher ab.
    »Dave Thorne?«
    »Das bin ich«, bestätigte der Barkeeper mit einem Lächeln.
    »Ich bin Peter Haie, Gary Harmons Verteidiger.«
    Das L ächeln verschwand. »Satte Pleite, Mann.« Thorne schüttelte den Kopf.

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