Auf gluehenden Kohlen
»Ich kann nur einfach nicht vorstellen, dass Gary so etwas getan haben soll.“
»Ich glaube nicht, dass er's getan hat. Deswegen bin ich hier. Ich wollte Sie nach etwas fragen. Es geht um Ihre Aussage, die Sie gemacht haben, Dennis Downes gegenüber.« »Daran erinnere ich mich.«
»Mich interessiert, was Sie über Sandra Whiley gesagt haben. Sie saß von der Tür aus gesehen am entgegengesetzten Ende der Bar, stimmt das?«
»Ja, ziemlich nah an meinem Arbeitsbereich.« »Sie haben sie also eine Weile gesehen?« »Ich hab nicht sehr auf sie geachtet. Ich hatte ziemlich viel zu tun.« »Okay, aber in dem Bericht sagten Sie, irgendwann sei sie Ihnen nervös oder verängstigt erschienen.« »Hab ich das gesagt?«
Peter gab ihm eine Kopie seiner Aussage, und Thorne las sie aufmerksam durch. An einem Abschnitt des Berichts, den Peter mit einem Marker hervorgehoben hatte, hielt er inne. Thorne las ihn zweimal, dann nickte er heftig. »Jetzt erinnere ich mich. Was wollen Sie wissen?« »Sie sagten, Miss Whiley habe zwei Männer beobachtet, die auf die Hintertür zugingen, und dabei einen verängstigten Eindruck gemacht. Wenn Sie mir darüber etwas sagen könnten.« »Das war, nachdem ich Steve Mancini angerufen hatte. Als ich mich umdrehte, sah die Whiley erschrocken oder ängstlich aus. Ich hatte den Eindruck, dass sie zu zwei Männern rüber sah, die auf der Empore über der Tanzfläche da oben saßen.« Peter wandte sich um zu der Stelle, auf die Thorne zeigte. »Haben Sie sich die Männer genau angesehen?« fragte Peter. »Nein. Es war dunkel, und ich hab nur kurz zu ihnen rüber gesehen. Vorn ging's ziemlich hektisch zu.« »Können Sie die Männer eigentlich beschreiben?« »Einer hat nicht viel hergemacht, aber der andere war ein Hüne. Sieht aus wie ein Profiringer, hab ich gedacht, das weiß ich noch.«
Marjorie Dooling war im Hauptverfahren kurz als Zeugin der Anklage aufgetreten. Peter hatte ihr keine Fragen gestellt, wusst e aber noch, wie sie aussah. Er brauchte nur ein paar Minuten, um sie in der Bibliothek des Whitaker State College ausfindig zu machen, wo sie nach Auskunft ihrer Wirtin saß und lernte. Neben einer Reihe von Regalen voller Bücher saß Marjorie Doo ling über ein Geschichtsbuch gebeugt an einem großen Tisch. Der Platz ihr gegenüber war leer, und Peter setzte sich.
»Miss Dooling, mein Name ist Peter Haie.« Er reichte ihr eine Geschäftskarte. »Ich vertrete Gary Harmon. Sie haben im Prozess ausgesagt.« Die Miene des Mädchens verfinsterte sich. »Sie waren neulich so freundlich, sich mit meiner Ermittlerin zu unterhalten, aber ein kleines Detail in ihrem Bericht wollte ich noch klären.«
»Na schön«, seufzte Miss Dooling. »Eine Frage. Aber das ist alles. Ich habe morgen eine Prüfung.«
Peter zeigte Marjorie den Teil in Donnas Bericht, in dem sie den Mann erw ähnt hatte, der Sandy von zu Hause abgeholt hatte. »Sie sagten, Sandy habe Ihrem Eindruck nach Angst vor ihm gehabt.«
»Sie war den ganzen Tag völlig flatterig. Und als er nach ihr hupte, schien sie nur ziemlich verängstigt.«
»Können Sie sich sonst noch an etwas erinnern? Die Haarfarbe des Mannes oder seine Körpergröße?«
Miss Dooling sch üttelte langsam den Kopf, doch dann fiel ihr etwas ein.
»Ich habe ihn nur vom Fenster im ersten Stock aus gesehen, und er saß in seinem Wagen. Aber da war etwas. Als Sandy aus dem Haus trat, hatte er den Arm aus dem offenen Wagenfenster gelehnt. Ich habe ihn nur eine Sekunde lang gesehen, denn als er sie sah, zog er ihn sofort zurück.« »Was war mit dem Arm?«
»Der Typ hatte ein kurzärmeliges T-Shirt an, und ich konnte einen Teil von seinem Bizeps und seinem Unterarm erkennen. Beides wirklich dick, wie bei einem Gewichtheber, und voller Tätowierungen.«
»Können Sie die Tätowierungen beschreiben?« Marjorie Dooling schloss die Augen. »Ich bin mir nicht sicher«, erklärte sie und blickte wieder auf. »Wie ich schon sagte, ich habe aus einem Fenster im ersten Stock gesehen und seinen Arm dabei nur einen Augenblick wahrgenommen, aber ich glaube, ich habe Schlangen und einen Panther gesehen.«
Peter fuhr wie benommen zur ück in sein Büro. Sandra Whiley kannte und fürchtete Christopher Mammon. Beobachtete Mammon Garys Prozess , um sicher zu sein, dass keine Aussage ihn in die Sache hineinzog? Mammon hatte die Möglichkeit gehabt, das Verbrechen zu begehen. Er hatte das Stallion etwa zur selben Zeit verlassen wie Sandra Whiley. Wenn Peter beweisen konnte,
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