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Auf gluehenden Kohlen

Auf gluehenden Kohlen

Titel: Auf gluehenden Kohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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wirst, schicke ich dir auch 'ne Einladung zur Hochzeit.« Mancini folgte Donna und ihrem Bruder aus der Bar, und Peter bestellte sich ein Glas Bier und einen Burger mit allem Drum und Dran. Er fühlte sich etwas besser. Wenigstens kannte er jemanden in der Stadt. Peter hatte Mancini als echten Partytiger in Erinnerung. Wenn in diesem hoffnungslosen Kaff was los war - er wusste es garantiert.
    Als Peter fertig gegessen hatte, fiel ihm pl ötzlich der Nachname der Krankenschwester wieder ein, mit der er den Abend verbracht hatte, als er das letztemal in Whitaker gewesen war. Kates. Rhonda Kates. Er beschloss, ins Motel zurückzugehen und sie anzurufen. Als Peter aus dem Stallion hinausging, warf er einen Blick in den Trophäenschrank. Da lagen Mancinis Helm und Schuhe, ein Programm des Meisterschaftsspiels und ein Foto von Mancinis legendärem Lauf. Ruhm und Glück, dachte Peter wehmütig. Steve Mancini schien wahrlich beides zu haben.

F ünftes Kapitel
    Um halb sieben am Morgen des Freitags seiner zweiten Woche in Whitaker erwachte Peter in dem Haus, das er von Steve Mancini gemietet hatte, dann joggte er vier Meilen durch die stillen Stra ßen der Stadt. Die Häuser, an denen Peter vorbeikam, waren keine Mehrfamilienhäuser oder einförmigen Siedlungsbungalows. Es waren alte Holzhäuser mit Giebeln und Vorderveranden, umgeben von Gärten, um die sich weiße Lattenzäune zogen und in denen Schaukeln von den dicken, knorrigen Ästen alter Eichen hingen. Im Dämmerlicht des frühen Morgens konnte man sich leicht vorstellen, dass das sanfte Licht hinter den verhangenen Fenstern von einer Öllampe kam und dass die wackeligen Garagentore sich weit wie bei einer Scheune öffneten und den Blick auf ein Pferd mit Kutsche freigaben.
    Nach dem Joggen duschte Peter, kleidete sich f ürs Gericht an und machte sich einen Cappuccino in der Espressomaschine, die er aus Portland mitgebracht hatte. Er trank den Kaffee zu seinem Frühstück an einem wackeligen Holztisch in seiner briefmarkengroßen Küche. Arnos Geary hatte Peter in den Countys Blaine, Whitaker und Cayuse herumgeschleift, damit er die Staatsanwälte, Richter und das Gerichtspersonal kennenlernte. Geary hatte Peter nichts allein erledigen lassen, aber so allmählich wurde Peter klar, dass Strafrecht nicht so furchtbar schwierig war. Nach dem Frühstück ging Peter zu Fuß zum Gericht, um zuzusehen, wie Geary mit der Vorverhandlung im Fall Christopher Mammon fertig wurde. Öffentliche Anklagen in Verbrechensfällen wurden im Bezirksgericht erhoben, aber nur ein Landgericht hatte die Gerichtshoheit, ein Verbrechen gerichtlich zu verhandeln. Es gab zwei Möglichkeiten, die Rechtsprechung in einem Verbrechensfall ans Landgericht zu überweisen: Eine Anklagejury konnte unter Ausschluss der Öffentlichkeit zusammentreten und eine formelle Anklage übermitteln, oder ein Bezirksrichter konnte eine öffentliche Vorverhandlung abhalten und den Fall ans Landgericht überweisen. Staatsanwälte hassten Vorverhandlungen, weil sie den Anwälten der Verteidigung die Möglichkeit gaben, den Standpunkt der Anklage zu h ören und deren Zeugen ins Kreuzverhör zu nehmen. Es kam sehr selten vor, dass in so schwerwiegenden Fällen wie Mammons eine Vorverhandlung abgehalten wurde. Arnos Geary hatte die ganze Woche den Kopf über die Entwicklung der Sache geschüttelt, aber er würde einem geschenkten Gaul nicht ins Maul schauen. Das dreistöckige Gerichtsgebäude war das größte Bauwerk in Whitaker. Es war ein viereckiger, nüchterner Kasten aus grauem Stein und stand am Ende der High Street gegenüber vom Wishing Well Park. Das Dienstzimmer des Staatsanwalts lag im obersten Stockwerk über den beiden Landgerichtssälen; Verwaltung und Verkehrsgericht befanden sich im Erdgeschoß. Kleinere Delikte und bestimmte Vorgeplänkel in Verbrechensfällen wurden im Bezirksgerichtssaal erledigt, in dem die Vorverhandlung für Christopher Mammon und Kevin Booth stattfinden sollte. Peter stieg die große Haupttreppe zum Gerichtssaal im ersten Stock hinauf und fand Steve Mancini in der Vorhalle im Gespräch mit dem süßesten Ding, das Peter seit seinem Umzug nach Whitaker zu Gesicht bekommen hatte. Peter schätzte sie auf höchstens eins siebenundfünfzig. Sie hatte lockiges rotes Haar, Sommersprossen, die sie wie eine High-School-Schülerin aussehen ließen, und einen Körper, der entschieden nicht backfischhaft wirkte. Wenn er sie nur ansah, wurde Peter ganz flau und gleichzeitig ausgesprochen

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