Auf gluehenden Kohlen
Polizeirevier, w ährend die Polizei Gary dorthin brachte. Peter wusste, dass er jemandem erzählen musste, was passiert war, aber bei dem Theater, das Gary machte, wusste er auch, dass er nicht mit Garys Eltern oder seiner Schwester reden konnte. Es war fast Mitternacht, deshalb beschloss er, Steve Mancini nicht sofort anzurufen. Peter nahm sich vor, im Revier zu warten, bis klar war, was mit Gary passieren würde. Wenn die Polizei ihn laufen ließ, würde Peter Gary nach Hause fahren und dann Steve am Morgen alles erzählen.
Als Peter im Polizeipr äsidium ankam, wurde Gary gerade verhört. Peter teilte dem diensthabenden Beamten mit, dass er Garys Anwalt sei. Einige Minuten später begleitete ein Beamter Peter in den hinteren Teil des Gebäudes. Die Tür zum Vernehmungszimmer wurde von Sergeant Dennis Downes geöffnet, einem jovialen Vierunddreißigjährigen, der sein Haar in einer Bürstenfrisur trug. Downes, ein passionierter Freiluftfanatiker, war vor vier Jahren zum Jagen und Fischen nach Oregon gezogen. Er war rund und pummelig, was manche Leute glauben ließ, er sei weich, und er lächelte immer, was manche Leute annehmen ließ, er sei blöd. Downes versuchte keinen dieser beiden Eindrücke zu zerstreuen. Als Polizist fand er es von Vorteil, wenn die Leute ihn unterschätzten. Das Vernehmungszimmer war mit weißen Akustikplatten ausgekleidet, und die einzigen Möbel darin waren ein langer Holztisch und ein paar Stühle. Ein großer, von der Rückseite durchsichtiger Spiegel nahm einen Teil der einen Wand ein. Gary Harmon saß an dem Tisch, ihm gegenüber ein uniformierter Beamter. Er hatte eine Cola und einen halb verzehrten Hamburger vor sich, aber er sah nicht hungrig aus. Peter konnte sich nicht erinnern, jemals je manden gesehen zu haben, der sich derma ßen schämte. Downes schickte den anderen Beamten weg. Als die Tür zu war, fragte Downes: »Was genau interessiert Sie eigentlich an dieser Sache, Mr. Haie?«
»Ich bin ein Freund von Steve Mancini. Wir haben zusammen Jura studiert. Steve ist mit Garys Schwester verlobt. Er hat mich mit Donna und Gary bekannt gemacht. Ich war zufällig gerade auf dem Campus, als Gary festgenommen wurde, und ich erkannte ihn wieder.«
»Na, da kann Gary aber von verdammtem Glück reden, dass er Sie als Freund hat.« Gary ließ den Kopf hängen. »Ich sollte ihn eigentlich verdonnern, aber ich werde ihn laufen lassen.« »Das ist furchtbar nett von Ihnen, Sergeant.« »Garys Familie ist sehr beliebt. Ich selber kenne sie nicht sehr gut, aber ich möchte sie absolut nicht in Verlegenheit bringen.« Downes wandte seine Aufmerksamkeit Gary zu. »Und Sie sollten das auch nicht. Haben Sie gehört?«
»Ja, Sir, Sergeant Downes, es tut mir wirklich leid.« Gary bekam feuchte Augen. »Ich werde es nie, nie wieder tun«, sagte er und bewegte den Kopf zur Bekräftigung hin und her. »Ich verspreche, dass ich brav sein werde.«
»Ihr Versprechen bedeutet mir nichts, Gary. Was Sie tun, darauf kommt's an. Überlegen Sie, was Sie Ihrer Familie damit antäten, wenn sie's erführe.«
Gary machte ein beunruhigtes Gesicht. »Sie sagen's ihnen doch nicht, oder?«
»Ich sollte es tun, aber ich tu's nicht. Was würde sich Ihre Mutter denken, wenn sie hörte, dass Sie um das Mädchenwohnheim herumgekrochen sind wie irgend so ein Sexmaniak?« Gary begann zu weinen.
»Mit diesem Babygetue ändern Sie auch nichts.« Gary wischte sich mit dem Unterarm über die Augen und schniefte. Downes drehte sich zu Peter herum.
»Am besten, Sie reden dem Jungen mal ins Gewissen. Wenn das noch mal passiert, sieht er das Gefängnis von innen.«
Die Eingangst ür von Garys winzigem Häuschen führte direkt in ein kleines Wohnzimmer. Links befand sich eine enge Küche. Ein gelber Tisch mit einer Resopalplatte stand neben dem Herd und diente als E ssecke. Ein kurzer Gang führte vom Wohnzimmer in den hinteren Teil des Hauses. Das Bad lag links vom Gang, und das Schlafzimmer gegenüber auf der rechten Seite. Das Schöne an dem Haus war seine Kleinheit. So konnte Gary es selbst in Ordnung halten, und zudem war es vom College aus schnell zu Fuß zu erreichen.
Gary schloss die Haustür auf und knipste das Licht im Wohnzimmer an, das ordentlich aufgeräumt war. Er machte es jeden Tag sauber, so wie es auf der »Was ist zu tun?«-Liste stand, die ihm seine Mutter mit Klebeband an die Kühlschranktür geheftet hatte. »Möchten Sie eine Cola?« fragte Gary, so wie es ihm seine Mutter beigebracht
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