Auf gluehenden Kohlen
säuberlich gestutzt. Kuffels Anzüge waren teuer und konservativ, aber der Richter war schnell zu einem Lächeln bereit und versuchte die Atmosphäre in seinem Gerichtssaal vor allzu großer Verknöcherung zu bewahren.
»Die Anklage ruft Don Bosco auf, Euer Ehren«, sagte Becky O'Shay.
Als der Psychologe im überfüllten Gerichtssaal vortrat, um den Eid abzulegen, warf Richter Kuffel verstohlen einen Blick auf die Uhr. Es war 16 Uhr 30. In einer halben Stunde würde er die Sitzung für die Nacht unterbrechen. Richter Kuffel machte ein interessiertes Gesicht, langweilte sich aber im stillen. Er hatte schon vor Stunden beschlossen, wie er über den Antrag der Verteidigung, Gary Harmons Äußerungen gegenüber Dennis Downes als Beweismittel nicht zuzulassen, entscheiden würde. »Wird das Ihr letzter Zeuge sein?« »Ja, Euer Ehren.«
»Sehr schön.«
Peter war erleichtert gewesen, als Steve Mancini sich freiwillig bereit erkl ärt hatte, vor der Hauptverhandlung den Antrag zu stellen. Er kannte sich sehr wenig im Zeugnisrecht aus und war nur zu bereit, Mancini die Nachforschungen durchf ühren, den Antrag schreiben und die Zeugen überprüfen zu lassen. Peter hörte kaum zu, als Bosco seine akademischen und beruflichen Referenzen erläuterte und dem Gericht einen kurzen Überblick über seine Pflichten als Leiter des Psychologischen Dienstes der County gab. Diese Angaben waren genaugenommen nur fürs Protokoll, denn Bosco war dem Gericht ausreichend bekannt. Peter sah Gary an. Der arme Junge. Peter musste ihn bewundern. Er gab sich wirklich alle Mühe. Mancini hatte zu Gary gesagt, er solle sich Notizen machen, wenn die Zeugen aussagten. Sie mussten ihm das jetzt beibringen, damit er wusste, wie er es vortäuschte, wenn eine Jury im Saal war. Peter und Steve waren sich einig, dass es zu einer Katastrophe käme, wenn Gary ins Kreuzverhör genommen würde. Da er wahrscheinlich nicht als Zeuge aussagen würde, war es wichtig, die Illusion zu erzeugen, dass Gary in seine Verteidigung vertieft war.
Gary hatte sich das Notizenmachen zu Herzen genommen und kritzelte unentwegt vor sich hin, auch wenn er wenig von dem verstand, was er h örte. Peter hatte einen Blick auf Garys Notizen geworfen: Sie waren völlig unsinnig. Trotzdem sah er großartig aus, wenn er schrieb. Sehr konzentriert. Gott sei Dank sah er so gut aus.
»Mr. Bosco«, fragte Miss O'Shay, »wurden Sie am Abend nach Sandra Whileys Ermordung ins Polizeirevier von Whitaker bestellt?« »Ja.«
»Erinnern Sie sich, wann Sie dort eingetroffen sind?« »Nicht genau, aber ich bin sicher, es war irgendwann zwischen neun und zehn.«
»Wohin sind Sie gegangen, als Sie im Polizeirevier eintrafen?« »In einen kleinen Raum neben dem Zimmer, in dem Mr. Harmon verhört wurde.« »Konnten Sie den Beschuldigten sehen und hören?«
»Ja. Es gab einen Einwegspiegel und eine Sprechanlage, über die ich hören konnte, was er sagte.«
»Lief Mr. Harmons Vernehmung bereits, als Sie ankamen?« »Ja.“
»Wie viel von der Vernehmung haben Sie gehört?« »Mehrere Stunden. Vielleicht fünf. Das Verhör ging noch eine Zeitlang weiter.«
»Hat Sergeant Downes Mr. Harmon als Gegenleistung für seine Mithilfe irgendwelche Versprechungen gemacht?« »Nein.«
»Haben Sie Sergeant Downes jemals Drohungen gegen den Beschuldigten äußern hören?« »Nein.«
»Hörte es sich so an, als würde Mr. Harmon gezwungen, mit Sergeant Downes zu sprechen?«
Bosco z ögerte, ehe er antwortete, und sah Steve Mancini an. Peter fing den Blick auf, aber Mancini reagierte überhaupt nicht. »Nein«, sagte Bosco.
Becky O'Shay sah ihre Notizen durch. Dann l ächelte sie den Zeugen an.
»Keine weiteren Fragen.« »Mr. Mancini?« fragte Richter Kuffel. »Keine Fragen.«
Bosco zog die Brauen zusammen. Er neigte den Kopf leicht zur Seite, als versuchte er Mancini ein Zeichen zu geben, aber Steve war in seine Notizen vertieft. Bosco erhob sich langsam, als wollte er Mancini zus ätzliche Zeit zum Handeln geben. Mancini sah, wie Bosco ihn anstarrte, und lächelte. Bosco zog die Stirn kraus, doch dann verließ er den Gerichtssaal. Peter bemerkte die Verwirrung des Psychologen und beugte sich zu Steve hinüber. »Bosco hat gezögert, als Becky fragte, ob es so aussah, als sei auf Gary Zwang ausgeübt worden. Ich glaube, er wollte etwas sagen. Warum hast du nicht nachgehakt?«
»Ich habe schon mit Bosco gesprochen. Er kann uns nicht helfen«, flüsterte Mancini.
»Haben Sie irgendwelche Gegenzeugen,
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