Auf gluehenden Kohlen
nicht noch mal zurückkam, ehe er hinüber in die Kanzlei hastete.
Peter kam sich ein klein wenig wie ein Dieb vor, auch wenn er sich einredete, dass nichts falsch dran sei, wenn er seine eigenen Habseligkeiten aus seinem Arbeitszimmer ausräumte, nachdem alle gegangen waren. Er nahm nichts mit, das nicht ihm gehörte, und ins Büro zu gehen, wenn Geary nicht da war, würde ihm eine hässliche Szene ersparen. Alle waren auf diese Weise besser dran. Peter hatte sich einen leeren Schnapskarton mitgebracht. Er stellte ihn auf den Schreibtisch und packte ihn gerade mit Gesetzbüchern und persönlichen Dingen voll, als er beim Aufblicken Arnos Geary bemerkte, der ihm von der Tür aus zusah. »Ha... hallo, Mr. Geary«, begrüßte Peter ihn mit einem beklommenen Lächeln.
Geary sch üttelte langsam den Kopf.
»Was sind Sie doch für ein übler Zeitgenosse.« Gearys Stimme drückte mehr Traurigkeit als Zorn aus. »Wie wollen Sie das Leben eines Menschen verteidigen, wenn Sie nicht einmal den Mumm haben, mein Büro am helllichten Tage zu verlassen?« »Ich... Ah, ich, äh, wollte morgen mal vorbeischauen, um, äh, Ihnen zu danken für...«, begann Peter, aber Geary schnitt ihm mit einem Laut, der halb ein Lachen, halb ein Bellen war, das Wort ab. »Sie haben wirklich überhaupt keinen Stolz, nicht wahr? Es geht über meinen Verstand, wie ein Mann wie Ihr Vater jemand so Nichtswürdigen wie Sie hat zeugen können.« Peter wurde rot, aber er war zu verlegen, weil er sich hatte erwischen lassen, um zu antworten.
»Und wohin wollen Sie sich davonschleichen?« fragte Geary. »Ich schleiche mich nirgendwohin davon. Das hier sind meine Sachen«, sagte Peter und hielt den Karton schief, um Geary den Inhalt zu zeigen. Der hielt den Blick auf Peters Gesicht gerichtet und sah nicht nach unten. Peter hielt den Blickkontakt nur einen kurzen Moment aus, dann verließ ihn die Beherrschung. »Ich ziehe in die Kanzlei von Steve Mancini«, antwortete er. Seine Stimme bebte ein wenig.
Geary nickte langsam. »Sie und Mancini sollten ganz gut miteinander auskommen.«
Peter richtete sich auf. Er bemerkte, dass er alle seine Sachen eingepackt hatte und es keinen Grund mehr zum Bleiben gab, aber Geary versperrte ihm den Durchgang.
»Ich, äh, ich danke Ihnen wirklich sehr für die Chance, die Sie mir gegeben haben. Ich habe in diesen vergangenen Wochen eine Menge gelernt«, sagte Peter und hoffte, er höre sich entsprechend dankbar an.
»Sie haben absolut nichts gelernt, Peter. Sie sind noch derselbe erbärmliche Dreckskerl, der Sie waren, als Sie diese arme Frau in Portland betrogen haben. Wird nun erst noch Gary Harmon sterben müssen, damit Sie erkennen, wie durch und durch mies Sie sind?« Peter kam plötzlich der Gedanke, dass Geary möglicherweise so wütend war, dass er versuchen könnte, Jesse Harmon zu überreden, ihn zu feuern.
»Was werden Sie tun?« fragte er nervös. Geary bemühte sich nicht, seine Verachtung zu verbergen. »Keine Sorge. Ich mische mich in Ihren wunderbaren Fall nicht ein. Sie haben die Zulassung, als Anwalt in diesem Staat zu arbeiten, folglich haben Sie das Recht, jede Art von Fall zu übernehmen, nach der Ihnen der Sinn steht, und die Verfassung gibt Gary Harmon das Recht, sich von einem Anwalt seiner Wahl vertreten zu lassen, ganz egal, was für ein erbärmlicher Scheißkerl dieser Anwalt vielleicht ist. Aber eines will ich Ihnen noch zum Abschied sagen.
Gary Harmon ist ein lebendes, atmendes menschliches Wesen. Wenn Sie diese Farce weiterspielen und er wird hingerichtet, werden Sie genauso ein M örder sein wie der Dreckskerl, der das arme Mädchen im Park umgebracht hat.“
Teil 5 Auf Leben und Tod
Sechzehntes Kapitel
1
Im Landgericht der Whitaker County gab es keinen üppigen Zierrat zu bewundern. Die County konnte ihn sich nicht leisten, und die sparsamen, ländlichen Wähler wollten ihn nicht haben. Sie wollten Gerechtigkeit, schnell und ohne Kinkerlitzchen. Und so waren die Bänke für die Zuschauer hart, die Richterbank war schmucklos, und die einzigen Farbtupfer waren die Fahnen Oregons und der Vereinigten Staaten, die rechts und links vom hochlehnigen Stuhl Richter Kuffels standen.
Richter Kuffel war jemand, von dem man sich leicht vorstellen konnte, dass er mit Fliege, Weste und Melone über eine Varietebühne steppte. Er war eins achtundsechzig und hatte den schlanken, doch kompakten Körper eines Tänzers. Er trug sein graues Haar glatt an den Schädel geklatscht, und sein Schnurrbart war
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