Auf gluehenden Kohlen
habe mich zu diesem Fall ein bisschen über Geständnisse klug gemacht, ehe Steve sagte, er würde den Antrag auf Nichtzulassung von Garys Aussage vor Gericht vertreten. Ein Verteidiger kann einer Jury gegen über immer argumentieren, dass sie die Aussagen eines Beschuldigten nicht akzeptieren sollte, weil sie nicht freiwillig gemacht wurden. Das Problem ist nur, dass es keinen Einspruch gegen eine Juryentscheidung in der Art gibt, wie ein Richter Einspruch gegen eine Entscheidung im Vorverfahren erheben kann, denn Appellationsgerichte unterziehen die Tatsachenfeststellungen einer Jury keiner Revision.«
»Wenn Gary hypnotisiert war, wäre er für das, was er Downes erzählt hat, nicht verantwortlich!« sagte Mancini. »Das ist doch ein phantastischer Gedanke, Pete.«
»Ja, aber ich muss die Geschworenen davon überzeugen, dass Gary hypnotisiert war. Das kann bedeuten, dass Fachleute engagiert werden müssen, und das ist kostspielig.« Peter sah Donna an. »Kann Ihre Familie sich das leisten?«
»Machen Sie sich über Geld keine Gedanken, Peter«, sagte Donna. »Wenn meine Familie es nicht schafft, zahlen Steve und ich.« Peter bemerkte Steves plötzliche Wut nicht, doch Donna bemerkte sie. Sie war über ihre Heftigkeit entsetzt, und sie erinnerte sich an das, was letztes Mal passiert war, als er auf sie wütend gewesen war.
»Ich denke, du hast da eine mögliche Lösung gefunden«, erklärte Mancini rasch, »und ich meine, wir alle sollten uns jetzt etwas Ruhe gönnen. Vergiss nicht, du musst morgen im Gericht sein.« Plötzlich bemerkte Peter, was ihn der Gerichtstermin des Tages und die Ereignisse des Abends an Kräften gekostet hatten. »Du hast recht«, sagte er und erhob sich. »Entschuldigung, dass ich dir so heftig aufs Dach gestiegen bin.«
»Ich habe dafür vollstes Verständnis. Das habe ich verdient, wenn ich so schlimm gepatzt habe, wie es scheint.« Kaum hatte sich die Haustür geschlossen, ging Mancini zurück ins Wohnzimmer. Donna stand über den Sofatisch gebeugt und stellte die Kaffeetassen und das Sahnekännchen zusammen. »Was sollte das, dass wir für Garys Spezialisten bezahlen?« erkundigte sich Mancini wütend. Donna richtete sich auf, das Tablett in den Händen. »Falls Gary unsere Hilfe braucht...«
»Gary hat sich selber in die Patsche geritten. Wir können es uns nicht leisten, für seine Kaution geradezustehen. Hast du denn gar nichts von dem kapiert, was ich wegen Mountain View gesagt habe? Ich wette, du hast noch nicht mal mit deinem Vater dar über gesprochen, dass er uns hilft.«
»Ich hatte noch keine Gelegenheit«, antwortete Donna mit schlechtem Gewissen, ihren Mann enttäuscht zu haben. »Na, fabelhaft. Du nimmst dir nicht die Zeit, deinem eigenen Mann zu helfen, und erwartest von mir, dass ich mein Geld irgendeinem Psychologen aus Portland in den Rachen schmeiße.« »Die Experten können nicht so teuer sein.« »Und wenn sie spottbillig wären, Donna. Ich muss in meiner Kanzlei wie ein Sklave schuften, bloß um uns über Wasser zu halten. Womit sollen wir sie denn bezahlen?« »Gary ist mein Bruder.«
»Das ist richtig, Donna. Er ist dein Bruder. Nicht meiner.« Steves kalte und grausame Antwort schockierte Donna. Sie hatte immer angenommen, dass ihr Mann Gary mochte. »Wir würden kein Geld für Experten brauchen, wenn du keinen Fehler gemacht hättest«, konterte Donna wütend. Der Schlag mit der offenen Hand schleuderte Donnas Kopf nach rechts; das Tablett flog durch die Luft. Donna sah die Tassen und die aus dem Kännchen spritzende Sahne in Zeitlupe davon segeln, als Steve sie an den Aufschlägen ihres Morgenmantels packte und zu Boden schleuderte.
»Du Fotze!« brüllte Steve, als sie am Boden landete. Donna versuchte wegzukriechen, aber der Schmerz von zwei Fußtritten gegen ihre Rippen hielt sie auf. Ein weiterer Tritt landete an ihrem Bein, und sie streckte sich vor Schmerz. Dann war die Attacke so schnell vorüber, wie sie begonnen hatte. Als sie es wagte, den Blick nach oben zu richten, stiefelte Mancini im Zimmer hin und her. Donna machte sich daran, über den Fußboden in Richtung Diele zu kriechen. Als Steve das sah, ließ er sich neben sie auf den Boden sinken. Donna rollte sich zu einer Kugel zusammen und schützte den Kopf mit ihren Händen.
»Nein, Kleines, nein. Du musst keine Angst haben. Es tut mir leid. Bitte. Es tut mir leid.«
Donna hob den Blick, und Mancini sah das Blut. Durch den Schlag in ihr Gesicht war ihr die Lippe geplatzt.
»O Gott!
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