Auf in den Urwald (German Edition)
Autoskooter-Geschäft fuhren ihre Lastwagen weg und machten den Weg frei für den Tieflader.
Edek hangelte sich an den Rohren nach unten und sprang nach draußen. Da erblickte er ein paar Schritte vor sich Wilfried und blieb stehen, als habe ihn der Blitz getroffen.
Wilfried schob den Wagen nicht über den Platz, nein, er trug ihn. Er trug ihn vor seinem Bauch, so, wie man eine leere Pappschachtel trägt. Dabei wog jeder der Wagen wegen der schweren Elektromotoren und der Aufbauten mindestens 95 Kilogramm, wenn nicht sogar mehr! Mit seinen riesenhaften Stampfschritten eilte Wilfried zu dem Tieflader, stieg einfach drauf und stellte den Wagen auf die Plattform wie ein Spielzeug. Es war – Edek konnte es kaum fassen – schon der zehnte! Und das ohne die Rampe, die hatte Wilfried nämlich erst gar nicht angebracht. Edek schluckte. So etwas hatte er noch nie erlebt, nicht einmal bei seinem Onkel in Texas, und dort gab es Kerle wie Bäume!
Wilfried sprang wieder vom Tieflader und eilte zurück. Als er Edek entdeckte, blieb er stehen. »Vier Wagen, mit der Nase nach vorne, dann Plattform, dann wieder vier Wagen, dann wieder Plattform. Jetzt braucht Wilfried nur noch« – er drehte sich um und zählte, mit dem Finger auf die Wagen zeigend – »jetzt braucht Wilfried nur noch zwei Wagen holen!« Er überlegte. Da war doch noch etwas gewesen, was ihm Edek aufgetragen hatte. Ach ja, es fiel ihm wieder ein: »Und Wilfried hat ganz ohne Rampe gearbeitet!«
Edek verschlug es glatt die Sprache. Wenigstens für eine kleine Weile. Er schaute Wilfried an, der ein bisschen auf der Stirn schwitzte, er schaute die Wagen an und wieder Wilfried und wieder die Wagen. Seitdem Wilfried angefangen hatte, war höchstens eine halbe Stunde vergangen. So schnell hatten es noch nicht einmal Berthold und Max geschafft, wenn der Tieflader vor der Geisterbahn stand!
»Äh«, sagte Edek. »Äh ... das war ganz schnell!«
»Das war schnell und das war ordentlich«, sagte Wilfried ohne eine Spur von Überheblichkeit. Er hatte sich nur genau gemerkt, was ihm Edek vorhin beim Mittagessen über die Arbeit auf der Geisterbahn erzählt hatte.
»Ordentlich ist alles auch«, sagte Edek. Dann hatte er sich wieder im Griff. Zu viel Lob schadete. Der Neue glaubte dann womöglich noch, er könne sich alles herausnehmen, und schließlich war Edek hier der Chef, wenigstens was die technische Seite der Geisterbahn betraf. »Die Wagen sind nur Anfang von ganze Arbeit. Wir müssen noch mehr aus Geisterbahn rausschleppen, zehnmal so viel! Pause machen wir erst, wenn wir fertig sind! Wir arbeiten, bis Nacht kommt!«
»Bis die Nacht kommt?«, wiederholte Wilfried erfreut.
Der Mensch war anscheinend nicht unterzukriegen, also setzte Edek noch einen drauf. »Vielleicht arbeiten wir bis zwei, drei Uhr in Nacht, vielleicht schlafen wir heute überhaupt nicht!«
»Schön!«, sagte Wilfried noch mehr erfreut. »Dann muss ich nicht um sieben Uhr ins Bett!«
Edek sagte nichts mehr. Der Mensch war ganz offensichtlich nicht richtig im Kopf, den musste er ganz anders packen. Aber das zu überlegen, hatte er jetzt keine Zeit, schließlich wartete die Arbeit und die war wichtiger. Also ging er zu dem Tieflader und fuhr ihn nach vorne. Wilfried erwartete ihn schon mit dem nächsten Wagen in den Händen und stellte ihn nach oben. Dann holte er den letzten und war fertig.
»Komm mit nach oben«, befahl Edek, der sich vorgenommen hatte, Wilfried ordentlich zum Schwitzen zu bringen, »jetzt geht Arbeit erst richtig los!«
»Nein«, sagte Wilfried, »wenn ich fertig bin, soll ich dich rufen.«
»Mich rufen?«
»Du willst alles zusammenschrauben, damit es nicht runterfällt.«
»Pass mal auf«, sagte Edek ziemlich sauer, »ich schraub hier, wann ich will, klar! Und jetzt komm mit!«
»Entschuldigung«, sagte Wilfried. Dabei schaute er schuldbewusst zu Boden, denn er hatte Edek auf keinen Fall verärgern wollen.
»Ist schon gut«, räusperte sich Edek, »und jetzt weiter!«
Er ging nach oben, Wilfried folgte ihm mit eingezogenem Kopf. Erstaunt schaute er sich um. Auseinandergebaut sah die Geisterbahn noch viel interessanter aus. Etwa wie das gefährliche Krokodil, das sein Onkel Ludwig erschossen und ausgeweidet hatte. Wilfried hatte sich damals sehr gewundert, wie durcheinander ein Krokodil innen aussah, wirklich unglaublich. »Onkel Ludwig Krokodil zerlegt«, hatte er in sein Tagebuch eingetragen, »Wilfried staunend überlegt!«
»So, wir tragen jetzt als
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