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Auf in den Urwald (German Edition)

Auf in den Urwald (German Edition)

Titel: Auf in den Urwald (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Waluszek
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Spezialwerkzeug ausgefräst hätte. Welch ein unglaubliches Pech! Und dann warteten noch die restlichen Muttern darauf, gelöst zu werden ...
    »Äh, Wilfried«, räusperte sich Edek, »probier noch einmal, die anderen Muttern zu schrauben, aber rechts rum.«
    »Nein«, sagte Wilfried beleidigt.
    »Warum nein?«
    »Weil du gesagt hast, dass du mir den Kopf abreißt.«
    »War nur Witz, Wilfried. Kopf abreißen geht nicht.«
    »Doch, der ›Mann mit der Axt‹ ...«
    »Wilfried! Jetzt denk doch mal in deine verrückte Kopf nach!« Edek musste sich wirklich bremsen, nicht loszuschreien. »›Mann mit Axt‹ ist doch nur eine Puppe!«
    »Aber sie reißt sich den Kopf ab.«
    »Okay, Wilfried, aber ich reiß dir nicht den Kopf ab. War nur Spaß, ehrlich!«
    »Wirklich nicht? Niemals?«
    »Nein, niemals, versprochen! Und jetzt bist du gleich lieber Wilfried und schraubst alle Muttern ab. Weil wir müssen heute noch nach Augsburg, und wenn du nicht Mutter abschraubst, dann müssen wir hierbleiben und verdienen kein Geld und böser Jeschke bekommt Geisterbahn und dann haben wir keine Arbeit mehr.«
    »Warum bekommt der böse Jeschke die Geisterbahn?«, wollte Wilfried wissen.
    »Weil Jeschke ist Bandit und will ganze Geisterbahn kaufen. Und wenn er kauft Geisterbahn, dann muss Edek nach Hause und Wilfried muss auch nach Hause. Und dann ist Schluss!«
    Wilfried zuckte zusammen. »Nein, nach Hause will ich nicht!«
    »Dann alles klar, nimm Schlüssel und schraub, aber rechts rum, bitte!« Edek reichte Wilfried den Kreuzschlüssel und klopfte ihm auf die Schulter.
    »Gut«, sagte Wilfried knapp, setzte den Schlüssel an und löste die anderen Muttern, einfach so und innerhalb von drei Minuten.
    Hinter Edek ertönten Schritte. Mirja kam mit jemandem nach oben. Es war der Marktmeister der Stadt, der alle Geschäfte kontrollieren musste, bevor sie fürs Publikum geöffnet wurden.
    »Tag«, begrüßte er Edek mit einem Handschlag. »Einmal fahren lassen können Sie mich nicht, oder?«
    »Ist noch kein Strom auf Gleise, erst morgen«, meinte Edek.
    Der Marktmeister schaute sich um. »Sie haben ein bisschen zu eng am Weg aufgebaut«, meinte er zu Mirja. Er holte aus seiner Mappe einen Plan des Kirmesplatzes und zeigte ihr die Abstände.
    »Wir haben heute früh ein paar Probleme in München gehabt«, erklärt Mirja. »Jemand hat uns den Reifen am Tieflader zerstochen, und bis wir hier waren, war unser Platz hinten schon besetzt. Die Wasserrutsche hat sich mit ihren Lastwagen ganz schön ausgebreitet und irgendwo müssen wir unseren ja auch noch unterstellen.«
    Der Marktmeister nickte. »Mit der Wasserrutsche haben wir immer Probleme. Na ja, irgendwie wird es schon klappen. Wollen wir hoffen, dass nichts passiert und die Feuerwehr hier nicht mit ihren schweren Wagen durchfahren muss.«
    Er ging ein Stückchen an den Gleisen entlang, da wo es abschüssiger wurde. Als er wieder zurück war, meinte er: »Manche Stellen sehen ganz schön blank poliert aus. Wann war denn die Geisterbahn zum letzten Mal beim TÜV?«
    »Dieses Jahr«, sagte Mirja. »Es steht alles im Baubuch, das hab ich unten im Wohnwagen.«
    »Na ja, trotzdem muss ich morgen früh wiederkommen und einmal fahren. Wegen der Sicherheit und den Vorschriften. Das kostet aber eine Extragebühr von 80 Euro, das wissen Sie ja, denn eigentlich sollte das Geschäft am Tag davor bis 17 Uhr klar sein.«
    »Normalerweise ist es das auch, aber heute hat’s nicht geklappt.« Mirja zuckte bedauernd mit den Schultern.
    »Sind Sie dann bis morgen um elf so weit klar?«
    »Was meinst du, Edek?«
    »Bis elf ist alles klar, kein Problem«, sagte Edek.
    Das Gerüst geriet ins Wanken. Wilfried kam wieder nach oben. Diesmal schleppte er den Rumpf, die Beine, die Arme und den Kopf des Monster-Affen. Von Weitem sah es so aus, als habe Wilfried zwei Köpfe: den eigenen und den des Affen, nur dass Wilfrieds Kopf grinste. Fast immer, das hatte Edek schon festgestellt und das nervte ihn. Als er an den dreien vorbei war, meinte der Marktmeister anerkennend: »Da haben Sie aber einen tollen Mitfahrenden erwischt. So einen Koloss habe ich noch nicht gesehen.«
    »Der ist erst seit gestern bei uns. Ein Glücksfall, denn zwei von unseren Leuten waren plötzlich weg, bei der Konkurrenz. Aber der hier arbeitet für drei.« Mirja geriet ins Schwärmen. »Sonst mussten wir den Monster-Affen mit einem Flaschenzug nach unten bringen, der macht das einfach so. Ohne den wüssten wir im Moment gar nicht, was mir

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