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Auf in den Urwald (German Edition)

Auf in den Urwald (German Edition)

Titel: Auf in den Urwald (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Waluszek
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machen sollten. Nicht wahr, Edek?«
    »Ja«, brummte Edek.
    »Es ist unglaublich«, staunte der Marktmeister. »Aber ich muss jetzt weg, die anderen Geschäfte warten noch. Bis morgen dann!« Er steckte den Plan in die Mappe und ging.
    Edek drehte sich um und schraubte weiter.
    »Hast du was?«, fragte Mirja, erstaunt darüber, dass er sich einfach abgewandt hatte.
    »Wilfried ist nicht richtig in Kopf. Aber wenn du meinst ...«
    »Das sagst du immer wieder. Aber ich finde ihn nett. Und ohne ihn wären wir wirklich aufgeschmissen.«
    »Mhm«, sagte Edek und schraubte.
    Mirja überlegte. Edek benahm sich geradezu so, als sei er auf sie sauer. Schon den ganzen Tag. Vielleicht wegen gestern Abend?
    »Du«, sagte Mirja, »ich freu mich schon ...«
    »Warum?«
    »Ich freu mich auf heute Abend, wenn wir hier fertig sind.«
    Edek schraubte.
    »Ich wäre ja gestern noch gerne mit dir spazieren gegangen, aber ich war wirklich total kaputt. War wohl zu viel Aufregung. Mit Max und Berthold und dem Jeschke ...« Mirja berührte Edeks Arm. »Aber heute Abend, da gehen wir ganz bestimmt ...«
    Edek ging es schon ein bisschen besser. Er hatte sich gestern so auf den Spaziergang gefreut und dann hatte Mirja einfach gesagt, sie sei schon zu müde. Und vorher, beim Abendessen, hatte sie ständig Wilfried gelobt, dass sie noch nie einen so guten Mitreisenden gehabt hätten und ob er denn alles hätte, was er bräuchte und und und ... Eigentlich hatte er schon den ganzen Tag darauf gewartet, dass Mirja ihn fragte. Beinahe schien es so, als habe sie es vergessen. Hatte sie aber nicht.
    »Ich war gestern auch ganz müde. Heute wird besser sein«, lenkte Edek ein und hörte auf zu schrauben. Jetzt ging es ihm wieder ganz gut.
    »Meinst du, wir schaffen das hier bis morgen? Ich könnte den Jeschke in der Luft zerreißen. Dieser gemeine Schuft. Und Papa sitzt schon wieder im Wohnwagen, hat glasige Augen und redet nicht. Ich hab gar nicht mitbekommen, wann er verschwunden ist, ich dachte, der hilft noch mit.«
    »Alles kein Problem«, sagte Edek und fuhr sich lässig über sein Schnauzbärtchen. »Morgen um elf kann Marktmeister fahren und kontrollieren. Ich mach schon. Ich mach alles.«
    »Gut«, sagte Mirja. »Und ich mach jetzt auch weiter.« Sie lächelte und ging.
    Edek schnappte sich das nächste Rohr und schraubte. Dreimal so schnell wie vorher. Die äußeren Aufbauten schafften sie heute noch auf jeden Fall. Morgen stand er dann schon um fünf auf und machte weiter. Die Attraktionen anschließen und die Stromzuleitungen. Und zwei, drei Stellen musste er noch einmal schweißen. Dann konnte der Marktmeister kommen. Von wegen manche Stellen seien glatt poliert. Der TÜV konnte die Geisterbahn jederzeit prüfen. Wenn Edek arbeitete, dann tadellos. Immer.
    Das Gerüst schwankte. Wilfried war auf dem Weg zurück und wie üblich grinste er.
    »Wilfried, du bist heute lahm wie Schnecke!«, sagte Edek scherzhaft. Eigentlich war der Kerl gar nicht so schlecht und die Sache mit der Schraube, das war wirklich Edeks Schuld gewesen, keine Frage.
    Wilfried kräuselte die Stirn. »Eine Schnecke hat keine Beine«, sagte er, »und Wilfried hat zwei. Wilfried ist schneller!«
    »Und wer ist schneller zu Hause? Wilfried mit zwei Beine oder Schnecke ohne Beine?«
    Über Wilfrieds Gesicht ergoss sich ein Lächeln. »Eine Schnecke!«, gluckste er. »Die hat ihr Haus immer dabei!«
    »Siehst du! Was hab ich gesagt?«
    Wilfried lachte. Es schüttelte ihn richtig. So einen Spaß hatte er schon lange nicht mehr gehört. Obwohl, es gab auch Schnecken ohne Haus. Zum Beispiel die arion rufus , die Schwarze Wegschnecke. Aber das war jetzt nicht wichtig. Wichtig war, dass Wilfried lachte. Wie seit ewigen Zeiten nicht mehr. Auf jeden Fall musste er das heute noch in sein Tagebuch eintragen. »Dienstag«, würde er schreiben, »Edek Schnecken-Spaß gemacht, Wilfried sehr darüber lacht!«
     

· 2 ·
     
    S chön, so am Fluss spazieren zu gehen«, sagte Mirja, als sie und Edek die nur wenige Minuten von der Kirmes entfernte Wertach erreicht hatten. »Wenn ich einen Fluss sehe, stelle ich mir immer vor, dass ich in einem Boot sitze und mich treiben lasse. Bis zum Meer und dann noch weiter bis China.«
    »Warum bis China?«, wunderte sich Edek.
    »In Bonn, da fließt direkt vor der Kirmeswiese der Rhein. Am Ufer ankert ein Schiff mit einem Restaurant, einem chinesischen Restaurant. Es sieht aus wie ein ganz toller chinesischer Palast. Seitdem ich das gesehen habe,

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