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Auf Inseln (German Edition)

Auf Inseln (German Edition)

Titel: Auf Inseln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel von Treppen
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Koexistenz. Paul wurde offenbar erwachsen. Trotz dieser Wendung war er an Aurelia sehr interessiert. Stellte er sich einen dauerhaften Kontakt zwischen Aurelia und New Avignon vor? So lang New Avignon ein Hort der Scheinheiligkeit, der Unvernunft und des Aberglaubens war, war dies lächerlich. Vermutlich wollte er die Möglichkeit ausloten. Was würde sich ändern, wenn ein Zeitalter der Vernunft und Aufklärung in New Avignon herrschen würde? Groteskerweise sah er keinen Widerspruch zwischen seinem Gottesglauben und so einem Zeitalter. Die zwei Messen, ihre Liturgie und ihre Rhetorik belehrten mich darüber, in welchem Zeitalter wir lebten. Paul war da irgendwie nicht sensibel und machte keinen Hehl daraus, dass er diese Gottesdienste mochte, während ich nur die Chance hatte, meinen Blick auf den fülligen, weißen Busen zu heften. Ich suchte die Kommunion, um ihr nahe zu sein, während die St. John mit konstanter Beschleunigung Helena entgegen raste. Inzwischen arbeitete der Watanabe-Antrieb, der eine gewisse Mindestgeschwindigkeit im Quantenäther voraussetzte, um quasi aus dem Nichts Energie zu gewinnen. Paul hätte das Geheimnis um Quantenfluktuation, Quantenäther und allgemeiner Relativitätstheorie besser erklären können. Unsere Vorfahren waren mithilfe des Watanabe-Antriebes zu unserer Welt gekommen. Mit Nutzung des Watanabe-Antriebs konnte man, wenn man wollte, die ganze Milchstraße besiedeln. Wir verfügten über die Technologie noch nicht so lange, aber wo waren die anderen, die außerirdischen Raumfahrer, die es mit Sicherheit doch geben musste? Die Galaxis bestand schon seit Milliarden von Jahren, Zeit genug, jeden ihrer bewohnbaren Planeten aufzusuchen. Ich konnte mir darauf keinen Reim machen. Paul hätte vielleicht das Rätsel mit der gottgewollten Sonderstellung des Menschen im Universum erklärt, und die hatte noch nicht die Zeit gehabt, die ganze Milchstraße zu besiedeln. Vielleicht lag es an der Randlage unseres Sonnensystems, eine der letzten Sterne der Milchstraße, ohne weitere Sterne in bestimmten Richtungen. Aber vielleicht war es ganz anders und der Kontakt spielte sich über Aurelia ab, weil wir zu primitiv waren.
     
     
    Die Tage an Bord wollten zuerst nicht vergehen, die Zeit war gewissermaßen unangenehm, weil uns der Alkohol verboten war. Immerhin durften wir rauchen und irgendwelche Tees trinken, die anregend oder beruhigend waren. Stärker waren die Psychopharmaka, die wir schluckten. Es handelte sich um einen ähnlichen Cocktail, wie wir ihn während unseres Abenteuer mit den Aborigines bekommen hatten. Er würde nichts nützen, wenn die Spezies, die auf uns wartete, uns nicht verschonen wollte. Ich war mir gewiss, dass sie uns schon bemerkt hatten, obgleich wir noch Millionen Kilometer von ihrer phantastischen Heimat entfernt waren. Vielleicht würde man uns zur gegebenen Zeit abschießen. Mussten sie nicht befürchten, dass ein besatzungsloses Raumschiff mit Nuklearsprengsätzen und erheblicher Geschwindigkeit ihren Planeten zerstören könnte? Sie hatten wohl schon bemerkt, dass wir abgebremst hatten. Möglicherweise hörten sie den Funkverkehr ab, der zwischen Athens und der St. John stattfand. Inzwischen waren die Antworten um Stunden verzögert. Ein Raumschiff, auch dass einer technologisch weniger entwickelten Spezies, war gefährlich. Galt eine Art Abschreckung? Waren Vergeltungsmaßnahmen möglich? Fragen, die sich ein potenzieller Angreifer stellen musste. Während den Physiker und Techniker von New Avignon nicht gelungen war, irgendeine Art von Radioverkehr oder Fernsehprogramm mitzuschreiben, waren unsere Ätherwellen ein offenes Buch, vorausgesetzt sie hatten hochempfindliche Antennen, um uns zu empfangen. Sie mussten wissen, dass wir Irre waren. Nie war ein Raumschiff von ihnen gesichtet worden, was ich mir nicht richtig erklären konnte. Auf der Erde hatte es das Phänomen der UFOs gegeben, vermeintliche Sichtungen von außerirdischen Flugkörpern; es gab aber keine Außerirdische. Hier gab es sozusagen in planetarer Nachbarschaft welche, aber kein UFO-Phänomen. Vermutlich hatte unsere Bevölkerung eine geringere Fantasie, die gebeutelt genug war, wenn man die Worte der Pfaffen wörtlich nehmen wollte. Die St. John war auf dem Weg zu ihrer Offenbarung. Womöglich waren es nur noch stärker psibegabte Aborigines, die uns erwarteten. Sie würden unsere geheimsten Gedanken und Fantasien lesen und uns Traumbilder zusenden, die auf unserem Unbewussten basierten,

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